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NÜRNBERG
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Subali, der asiatische Löwe des Nürnberger Tiergartens, könnte eventuell getötet werden, falls er unfruchtbar ist. Dies hat die Tiergarten-Leitung erklärt. Die Äußerung sorgt für große Aufregung, nicht nur bei Zoo-Besuchern.
"Als langjährige Tierpatin und Unterstützerin des Tiergartens bin ich völlig entsetzt und wirklich verärgert", schreibt Daniela Drexel an die Lokalredaktion, "ich werde meine Tierpatenschaft im Fall der vorsätzlichen Tötung von Subali durch die Tiergartenleitung keinesfalls fortsetzen." Sie spricht von "kaltschnäuziger Profitgier und wissenschaftlicher Empathielosigkeit", die ihr Angst mache.
Zynische Haltung vorgeworfen
Auch Angelika Guttner, die seit Jahrzehnten den Zoo am Schmausenbuck besucht und "fast jedes Tier beim Namen kennt", protestiert energisch: "Es ist unethisch und unmenschlich, den Löwen zu erschießen oder einzuschläfern, nur weil er vielleicht keine Jungen zeugt." Die Rentnerin empfindet es als zynisch, den Kater "über die Klinge springen zu lassen", wenn er nicht mehr den Zweck erfüllt, den ihm der Zoo zugedacht hat.
"Nürnberg bezeichnet sich ja als 'Stadt der Menschenrechte', merkt Monika Mayer aus Fürth an, "aber wo bleibt das Recht unschuldiger Tiere auf ein würdiges Leben? Der Mensch, der sich gerne als Krönung der Schöpfung bezeichnet, erdreistet sich, Tiere aus Gründen umzubringen, für die ich mich schämen würde." Alles Elend dieser Welt sei letztlich vom Menschen zu verantworten.
Peta droht mit Anzeige
Die Tierrechtsorganisation Peta droht mit einer Anzeige, falls Subali erschossen oder eingeschläfert werden sollte. "Ein Lebewesen - ganz gleich, ob Mensch oder Tier - ist nicht weniger wert, nur weil es unfruchtbar ist", meint Peta-Referentin Nadja Michler.
Encke räumt ein "ethisches Dilemma" ein: "Wir wollen etwas retten, müssen aber dafür auch töten. Dieses Thema kennt jeder Förster. Uns wird Vermessenheit unterstellt, dass wir uns anmaßen, Tiere zu töten." Doch es sei ebenso vermessen, nichts zu tun.
Fakt sei, dass der Lebensraum in der Natur nicht mehr ausreiche. Der Mensch greife immer stärker in unberührte Gebiete ein und verdränge die dortige Fauna. Doch auch die Tiergärten, die der Rettung gefährdeter und von Aussterben bedrohter Arten verpflichtet sind, hätten nur begrenzt Platz. Daher dürfe das geringe Raumangebot nicht mit Individuen besetzt sein, die nichts zur Erhaltung der Art beitragen.
"Nicht um Diskussion herumdrücken"
"Dieser Diskussion müssen wir uns stellen, da darf man sich nicht herumdrücken", so Encke. Die Rettung von Arten bedinge Überproduktion. Im Tiergarten - wie in anderen Zoos - werden daher Kaffernbüffel, Wildesel, Nager und andere Tiere getötet und verfüttert.
Was den konkreten Fall Subali angeht, hat man laut Encke noch mindestens anderthalb Jahre Zeit. So lange dauert es seiner Einschätzung nach, bis alle Fragen geklärt und Alternativen ausgelotet sind . Zunächst will man feststellen, ob das Nürnberger Löwenpaar zeugungsfähig ist oder nicht. Dem Großkater soll während einer Narkose eine Spermaprobe entnommen werden, die dann vom Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung untersucht wird.
Erfolgreicher Test
Allerdings ergab vor Jahren ein Test bei Subali bereits, dass er Nachwuchs zeugen kann. Deshalb kam er 2018 auch zu seiner neuen Partnerin nach Nürnberg. Eventuell steht ein erneuter Partnerwechsel an.
Bei Unfruchtbarkeit würde sich der Nürnberger Tiergarten in Absprache mit dem Kurator des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) um einen Platz in einem anderen Zoo oder einer zoologischen Einrichtung bemühen, die nicht am EEP beteiligt sind.
Erst wenn man nicht fündig wird, so Encke, müsse man entscheiden, das Tier zu töten. Dies ist kein einsamer Beschluss des Tiergarten-Chefs, vielmehr sind auch Veterinäre und Pfleger in die Diskussion eingebunden. Möglicherweise zieht sich die Angelegenheit so lange hin, bis Subali an einer natürlichen Todesursache stirbt. Die Lebensdauer von asiatischen Löwen wird auf gut 16 Jahre taxiert, der Nürnberger Kater ist immerhin schon 14 Jahre.
Stichwort: Asiatische Löwe
Der Asiatische Löwe ist etwas kleiner als sein afrikanischer Verwandter. Als besonderes Merkmal hat die asiatische Großkatze eine Bauchfalte, außerdem ist die Mähne kleiner, die Ohren sind meist nicht bedeckt. Der Asiatische Löwe wurde durch Jagd fast ausgerottet, 1913 waren nur mehr 20 Individuen nachweisbar. Die indische Regierung verbot 1955 die Löwenjagd, zehn Jahre später wurde der Gir-Nationalpark im indischen Gujarat gegründet, in dem die Großkatzen ihren mittlerweile letzten Lebensraum haben. Die Suche nach einem weiteren Gebiet in Indien für eine zweite Gruppe ist bislang erfolglos.
Der Asiatische Löwe steht auf der Roten Liste und gilt als "vom Aussterben bedroht". Die Population wird auf bis zu 300 Tiere geschätzt, davon sollen etwa 175 fortpflanzungsfähig sein.
Seit 1990 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Tierart, das der Londoner Zoo mit zwei reinrassigen Zuchtpaaren begonnen hatte. Ihre Nachkommen bilden heute den Bestand in den Europäischen Zoos. Bis 1987 lebten in den Tiergärten überwiegend Großkatzen, die aus der Kreuzung mit Afrikanischen Löwen stammten.
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