Experte über Dampfen: Schädlich, aber besser als Zigaretten
6.1.2019, 06:00 Uhr"Die meisten, die zu uns kommen, sind Umsteiger", sagt Christine Klever. Sie betreibt "Alpha Steam" am Nelson-Mandela-Platz, ein Geschäft für Dampfgeräte und Liquids. Anders als bei Zigaretten wird in den Geräten nichts verbrannt, sondern nur Flüssigkeit verdampft. "Noch viel schlimmer als das Nikotin ist bei Zigaretten schließlich das ganze andere Zeug, das beim Verbrennen entsteht", sagt Klever. Und: "Die Umsteiger erzählen immer, dass sie sehr schnell einen Effekt spüren." Die ersten zwei, drei Tage würden sie sich noch durchhusten, dann aber gehe es allen viel besser als zu Rauchzeiten.
Viele Umsteiger reduzieren nach und nach auch ganz bequem den Nikotingehalt in den Liquids – und testen verschiedene Geschmackssorten aus. Derzeit die absoluten Renner in Klevers Geschäft: Zitronenkuchen-, Blaubeer- und Puddingaroma. "Die meisten Umsteiger fangen mit Tabakgeschmack an", sagt Klever. Das gibt es schließlich auch.
Wie aber sehen Ärzte den Dampftrend? Lungenarzt Prof. Joachim Ficker vom Klinikum Nürnberg meint: "E-Zigaretten sind deutlich harmloser als normale Zigaretten." Das Risiko, an Asthma, chronischer Bronchitis oder Lungenkrebs zu erkranken, ist für Dampfer geringer als für Raucher. Aber: "Ganz risikofrei sind E-Zigaretten nicht". Der Lungenarzt weiß: "In die Bronchien gehört nichts anderes als saubere Luft." Aus den E-Zigaretten kommen neben Nikotin aber auch noch andere Dämpfe, die möglicherweise gesundheitsgefährdend sein können.
Ganz verteufeln will er die Dampfgeräte aber nicht. Am schönsten sei es freilich, wenn ein Raucher ganz aufhört. "Aber wenn es einer immer wieder probiert hat und es einfach nicht schafft, dann ist es gut, wenn er zumindest den Wechsel von der ,normalen‘ Zigarette zur E-Zigarette schafft", so Ficker.
Er rät Rauchern aber eher zu anderen Methoden. So solle man etwa die Dosis immer weiter reduzieren. An einem Tag X soll man es dann schaffen, rauchfrei durch den Tag zu kommen. Überhaupt seien gar nicht alle Raucher – auch starke – nikotinabhängig. Woran aber merkt man, dass man den Stoff braucht? Ficker macht es an einem Beispiel fest: Wer es schafft, sich morgens – also nach dem "Entzug" über Nacht – in Ruhe
zu duschen und zu frühstücken, bevor er das erste Mal zur Kippe greift, der ist nicht abhängig. Wer aber aufwacht und zuerst rauchen muss, den hat es erwischt.
Damit es gar nicht erst zur Sucht kommt, rät der Mediziner dringend davon ab, als Nichtraucher überhaupt E-Zigaretten auszuprobieren. "Wenn man nie geraucht hat, dann ist das Risiko, durch E-Zigaretten abhängig zu werden, genauso groß wie bei
'normalen' Zigaretten", sagt er. Bei "Alpha Steam" verkauft man daher auch nicht an Minderjährige, achtet auch beim Versandhandel darauf, dass Jugendliche nicht an den Stoff kommen.
Für all diejenigen, die aber schon an der Zigarette hängen, sich über gelbe Zähne, stinkende Hände und Raucherhusten ärgern und künftig auch nicht mehr mehrfach täglich in der Kälte stehen wollen, bietet das Klinikum ein Tabakentwöhnungsprogramm an. Das Seminar findet an sieben Abenden jeweils von 19 Uhr bis 21 Uhr im Klinikum Nord statt. Vier Wochen nach Kursende gibt es dann noch ein Treffen zur Stabilisierung, außerdem eine telefonische Nachbetreuung nach sechs und zwölf Monaten.
In dem Gruppenprogramm, das von einer Psychologin und einem Arzt geleitet wird, geht es um Themen wie medikamentöse Unterstützung, die Psychologie des Rauchens und auch um Alternativen zum Rauchen. Die Teilnehmer lernen, wie sie sich auch ohne Kippen selbst belohnen können, mit kritischen Situationen umgehen können und auch verhindert werden kann, dass das Leben ohne Glimmstängel zu einer Gewichtszunahme führt, die viele Raucher so fürchten.
Die Kosten für die Teilnahme: 280 Euro. Die Krankenkassen erstatten bis zu 80 Prozent der Gebühr. Der nächste Kurs startet am 8. Januar. Mehr Infos und Anmeldung unter 0911/3 98 37 69.
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