"Gärten statt Tribüne": Bürgerbegehren gegen Erhalt der Zeppelintribüne?

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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6.8.2019, 11:01 Uhr

Die Idee ist nicht neu: Seit längerem trägt sich Reinhard Knodt mit dem Gedanken, Unterschriften für einen anderen Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände zu sammeln, als dies der Beschluss des Stadtrats vorsieht.

Das Gremium hatte sich in seiner jüngsten Sitzung für die umfassende Sanierung ausgesprochen. Mit folgender Begründung: "Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sind die einzigen in der NS-Zeit geplanten, fertig gebauten, genutzten und heute noch größtenteils erhaltenen Orte des historischen Reichsparteitagsgeländes, die jährlich von circa 300.000 historisch interessierten Menschen aus aller Welt besucht werden. Große Teile der Anlage sind marode, zuletzt mussten immer mehr Bereiche aus Sicherheitsgründen gesperrt werden."

Diesen Zustand möchte eine fraktionsübergreifende Mehrheit ändern, "um dieses ,begehbare Exponat‘ mit einem umfassenden Vermittlungsangebot zu einem historisch-politischen Lern- und Begegnungsort zu entwickeln".

Daran reiben sich Reinhard Knodt und seine Mitstreiter. Sie fordern: "Das Gelände um den Dutzendteich, das die Nazis einst gestohlen haben, soll jetzt endlich an die Bürger von Nürnberg zurückgegeben werden, statt unter dem Vorwand weiterer pädagogischer Belehrungen an den Ruinenresten herumzubasteln!"

41 Kommentare

DerMichl

@magellan:
Keine Sorge, da steht ich sowas von drüber ;-).
Man sieht in der Diskussion,eider mal wieder sehr anschaulich, dass manche Leute einfach nicht ihre Gefühle - teils mit Hass gespickt - unter Kontrolle halten können, dieses Thema bewusst mit anderen unsachlich vermischen und v.a. teils derart absolute Ansichten haben, wo jeder Andersdenkende quasi als Feind im Geiste hingestellt wird.
DAS ist schlichtweg keine Basis für eine objektive Sachdiskussion, Leute! Warum können einige bei dem Thema nicht einfach mal die Emotionen draußen lassen? Warum?
Äußerungen wie "Wer Trübünen abreißen und dort Grünflächen schaffen will, der will einfach Gras über die Sache wachsen lassen!" sind derart unqualifiziert und emotionsgeladen, was hier rein garnichts zu suchen hat. Das Gleiche ist es mit ähnlichen Äußerungen, ganz egal für welche "Seite" gegen welche "Seite"! Habt euch bitte im Griff.
Das Thema ist schon in sich potenziell sehr emotionsgeladen, eben weil sich hier extrem unterschiedliche Ansichten gegenüberstehen - von denen jede in ihrer Reinform aus meiner Sicht eben unrealistisch und nicht vermittelbar wäre. Und genau deshalb wäre wohl eine Kompromisslösung, wo jede "Seite" etwas Abstriche machen muss aber auch etwas bekommt, das letztlich Realistischste und sicher Versöhnlichste wäre, um den Frieden wieder herzustellen.
Und genau DAS sollte doch eigentlich das Ziel gerade in Nürnberg mit seiner Historie sein: Durch Entgegenkommen Frieden zu stiften statt absolute Ansichten umzusetzen und damit Keile zwischen Menschen zu treiben! DAS wäre mal wirklich Lernen aus den Lehren des 2. Weltkriegs!

magellan

Da macht DerMichl schon einen fundierten Kompromiss-Vorschlag in dieser emotionalen Diskussion und bekommt dann trotzdem noch den Anschiss ;)

Uli.Ziethenzsch-Wand-Sayn

@gunnar
Wenn Argumente ausgehen, dann kommen immer die hypothetischen Fragen.
Im Prinzip spricht aus Ihrem Post die nackte Angst, dass die Mehrheit in dieser Frage nicht Ihrer Meinung vertritt.
Gras über die Sache wachsen lassen wollen die einen, wir wollen Wohnhäuser, und somit ein angemessenes Gedenken ohne Gigantismus und eine Konversion von Bösem zu Gutem.
Die Ausgestaltung mit einer Kubatur, die erinnert und gleichzeitig im dritten Jahrtausend ankommt, dazu eine museumsdidaktische Konnektivität mit dem Dokuzentrum.
Das Dokuzentrum hat zu Recht seinen Erfolg auch daher, weil ebenfalls eine gewisse Böses-Gutes-Konversion - man könnte sogar sagen ein "kleiner Exorzismus" - stattgefunden hat. Es findet eine Nutzung statt, die den Bauzweck konterkariert, gleichzeitig profanisiert und der Gesellschaft auch noch konkret nützt.
Wer fiktive Bauaktivitäten auf dem Grund und Boden des ehem. KZ Dachau mit einem Ideenwettbewerb in Nürnberg in Relation setzt, hat weder verstanden, um was es geht, noch Augenmaß, noch Geschichtsverständnis, noch die Fähigkeit zur Abstraktion.

Andererseits

@dermichl: Sie wollen eine Grundsatzdiskussion verbieten? Lustig. Ich sage grundsätzlich: der Verbrennungsmotor und unser Planet liegen in den letzten Zügen. DTM ist so yesterday. Da plädiere ich für Rennen mit der VR Brille quer durch den goldenen Saal.

Lokalteilleser

Dazu ist auch dieser Beitrag sehr zu empfehlen: "KZ-Gedenkstätten und die AfD - Der Kampf gegen die Verharmloser" https://www.deutschlandfunkkultur.de/kz-gedenkstaetten-und-die-afd-der-kampf-gegen-die.1001.de.html?dram:article_id=455609