Sorgenkind Breite Gasse

Betonwüste Innenstadt: Was tut die Stadt Nürnberg gegen den Leerstand in der Breiten Gasse?

Theresa Neuß

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2.10.2024, 07:51 Uhr
Die Breite Gasse gilt mit ihren vielen leerstehenden Geschäften als Sorgenkind von Nürnbergs Innenstadt.

© Stefan Hippel Die Breite Gasse gilt mit ihren vielen leerstehenden Geschäften als Sorgenkind von Nürnbergs Innenstadt.

Die Breite Gasse in Nürnbergs Innenstadt zählte früher gemeinsam mit der Karolinenstraße zu einer der Shopping-Straßen in Nürnberg. Mittlerweile ist sie eher zum Sorgenkind der Stadt geworden.

Derzeit liegt die Leerstandsquote in der Nürnberger Innenstadt bei 6,6 Prozent, das heißt konkret stehen 113 von 1708 Objekten leer. In der Breiten Gasse sind es sogar 16 von 97 Geschäften, also rund 16 Prozent. Ein möglicher Grund für diesen Anstieg ist der sogenannte Trading-Down-Effekt: Bleiben größere Immobilien ungenutzt, sinkt die Attraktivität der umliegenden Flächen für potenzielle Mieter, erklärt das Bundesministerium für Stadtentwicklung und Bauwesen. In der Breiten Gasse ist das besonders deutlich zu spüren, da mehrere große Objekte – der City-Point, das ehemalige Schuh-Leiser-Gebäude und der alte Kaufhof – teils seit vielen Jahren leer stehen. Wird sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändern?

Kulturelle Zwischennutzung des ehemaligen Kaufhofs

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Am klarsten ist die Lage noch beim ehemaligen Kaufhof-Gebäude am Rande der Breiten Gasse. Vor über einem Jahr ist die Warenhauskette ausgezogen, seitdem steht es leer. Im Sommer 2024 wurde die Stadt Nürnberg schließlich aktiv und kaufte das Gebäude. Jetzt will sie selbst ein neues Nutzungskonzept entwickeln. Für Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier ist klar, dass das Gebäude nicht allein für Handel genutzt werden soll. Das Ziel sei eine vielseitige Nutzung – eine Mischung aus Handel, Gastronomie, Bildung und, idealerweise, auch einem Kongresszentrum. Bis genaue Pläne feststehen, sollen verschiedene Kunst- und Kulturaktionen im Rahmen des Projekts "Zukunftsmusik" den Bereich um das Gebäude beleben.

Allerdings zieht sich der Prozess noch hin: "Wir warten immer noch auf die Schlüsselübergabe", erklärt ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage der Redaktion. Erst danach könne das Gebäude von innen besichtigt werden, um den genauen Zustand zu prüfen. Eine Machbarkeitsstudie soll anschließend klären, welche Optionen der Standort bietet.

Gemeinsames Projekt mit City-Point-Gebäude

Komplexer ist die Lage beim City-Point - dem vielleicht offensichtlichsten Leerstand in der Breiten Gasse. Das ehemalige Einkaufszentrum wurde 2017 von einem Düsseldorfer Unternehmen gekauft - ursprünglich mit dem Ziel, an der Stelle einen Neubau zu errichten. In dem Gebäude sollten Büroräume, genauso wie Gastronomie, Dienstleistungs- und Handelsflächen entstehen. Passiert ist seitdem: nichts. Der Bauträger ging insolvent, wie ein Sprecher der Stadt auf unsere Nachfrage bestätigt, und die Arbeiten liegen seither auf Eis.

Heilmaier betont, dass sie in die Entwicklung des Kaufhofs allerdings auch den City-Point mit einbeziehen möchte. "Mit einer gemeinsamen Bruttogeschossfläche von 50.000 Quadratmeter bilden die beiden Gebäude ein enormes Potenzial für eine Innenstadtentwicklung", heißt es in einem Antrag der CSU im Stadtrat. Ziel sei es, das Areal gemeinsam mit Partnern und Investoren zu einem Kongress- und Bildungszentrum weiterzuentwickeln. "Darüber hinaus bieten beide Gebäude die Möglichkeit, in den jeweiligen Erdgeschossflächen Handel und Gastronomie unterzubringen", steht in dem Antrag.

Laut dem Sprecher der Stadt können konkrete Schritte jedoch erst unternommen werden, wenn der Eigentümer des City-Points auf die Stadt zukommt. Es bleibt zudem unklar, ob das Gebäude überhaupt noch genutzt werden kann oder ob ein Abriss notwendig ist.

Stadt hat kein Interesse am Schuh-Leiser-Areal

Das dritte große Sorgenkind in der Breiten Gasse ist das ehemalige Schuh-Leiser-Areal. Nach dem Abriss des Schuhgeschäfts wurden zwar bereits erste Bauarbeiten für den geplanten Neubau gestartet, doch die Fertigstellung blieb aus. "Auch hier musste die verantwortliche Gesellschaft Insolvenz anmelden", erklärt ein Sprecher der Stadt. Wie es mit dem Grundstück weitergeht, ist derzeit unklar. Die Stadt hat keine konkreten Pläne für das Areal und, wie der Sprecher weiter ausführt, auch kein Interesse oder die finanziellen Mittel, das Grundstück zu erwerben. "Die Zukunft des Grundstücks liegt also nicht in der Hand der Stadt Nürnberg", betont er.

Weitere Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt

Um die Innenstadt weiter zu beleben, hat der Stadtrat am vergangenen Mittwoch eine zeitlich befristete Sondermaßnahme beschlossen, wie aus einer Pressemitteilung der Stadt hervorgeht. Gastronomiebetriebe dürfen ab sofort ihre Außenbestuhlung in der Königsstraße kostenlos erweitern. Darüber hinaus können auch externe Anbieter Aktionen durchführen, sofern diese hochwertig sind und das Umfeld aufwerten. Die Maßnahmen sind zunächst auf zwei Jahre begrenzt und sollen gezielt bestimmte Bereiche der Innenstadt attraktiver gestalten.

Auch andere Anpassungen sollen dabei helfen. Die Stadt möchte Bäume pflanzen, eventuell sogar Fassaden begrünen. Den Boden wollen sie teilweise entsiegeln und Trinkwasserbrunnen schaffen.

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