Umweltamt Nürnberg

Klimarundgang in Nürnberg: Wie sich die Stadt für Hitze und Starkregen wappnet

Veronika Kügle

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18.9.2024, 05:00 Uhr
Irgendwo zwischen Starkregen und Hitzewelle: Während die Einsatzkräfte in Nürnberg in der einen Woche gegen Überschwemmungen ankämpfen, klettern die Temperaturen in der nächsten Woche wieder Richtung 40 Grad Celsius. Auch in der Metropolregion macht die Klimakrise das Wetter unberechenbar. (Symbolbilder)

© NEWS5/Sven Grundmann/IMAGO/Panthermedia Irgendwo zwischen Starkregen und Hitzewelle: Während die Einsatzkräfte in Nürnberg in der einen Woche gegen Überschwemmungen ankämpfen, klettern die Temperaturen in der nächsten Woche wieder Richtung 40 Grad Celsius. Auch in der Metropolregion macht die Klimakrise das Wetter unberechenbar. (Symbolbilder)

Es sollte ein Klimarundgang durch Nürnberg werden, ein Anlass, ins Gespräch zu kommen und zu zeigen, was die Stadt unternimmt, um den extremen Wetterumschwüngen durch die Klimakrise entgegenzuwirken. Was es dann tatsächlich war? Eine Gelegenheit für die rund 20 Teilnehmenden, bei jeder Station ein Päckchen ihrer Sorgen abzulegen und ihrem Ärger Luft zu machen.

"Ich mag unseren Ulrich gern, aber er war und ist ein Steinfreund", sagt einer der Teilnehmenden über Ulrich Maly, der bis 2020 Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg war. Seine Entscheidungen seien noch heute sichtbar, etwa an vielen Plätzen beim Luitpoldhain.

Daraufhin kommt gleich der nächste Einwurf: Die Pflanzung der neuen jungen Bäume sei toll, aber für den Frankenschnellweg sollen erneut 122 Bäume gefällt werden. Gesundheits- und Umweltreferentin Britta Walthelm reagiert mit einem Aufseufzen.

"Mails und Briefe an den Bürgermeister werden alle beantwortet"

Sie könne nur raten, sich mit den Anliegen direkt an die Stadt zu wenden: "Mails oder Briefe an den jetzigen Oberbürgermeister werden alle gelesen oder beantwortet". Nicht immer vom OB selbst, aber Walthelm kann versichern: Immer mit der nötigen Sorgfalt.

Raphaela Raab und Andra Kärgel machten gleich zu Beginn deutlich: Heute solle es nicht um den Klimaschutz gehen, also nicht um präventive Maßnahmen, sondern vielmehr um "Wie reagieren wir auf das sich verändernde Klima und Wetter?"

Raphaela Raab, Umwelt­referentin Britta Walthelm und Andrea Kärgel luden am Freitag, 13. September, zum Klimarundgang durch Nürnberg ein.

Raphaela Raab, Umwelt­referentin Britta Walthelm und Andrea Kärgel luden am Freitag, 13. September, zum Klimarundgang durch Nürnberg ein. © Veronika Kügle

Um überhaupt verlässlich messen zu können, wie sich das Klima und Wetter im Laufe der Jahre verändert, hat das Umweltamt Nürnberg am Jakobsplatz beim Weißen Turm eine Wetterstation eingerichtet. Nur so lassen sich Trends erkennen und auch nachweisen. 2023 etwa war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. 2018 gab es eine 17 Tage lange Hitzeperiode.

Doch was hilft gegen die enorme Hitze im Kern der Innenstadt? Es klingt simpel, ist in der Umsetzung aber nicht so leicht wie gedacht: Bäume können das aufgenommene Wasser verdunsten und so unmittelbar kühle Luft ausstrahlen. Jeder der insgesamt 28.000 Stadtbäume kühlt die Stadt um ein paar Grad herunter. Im Grünen machen sich so bis zu 6 Grad Unterschied bemerkbar. 2024 konnte das Umweltamt in der Metropolregion schon 479 neue Bäume pflanzen, für den Herbst sind weiter 430 geplant.

Umweltreferentin Britta Walthelm über Container-Bäume

Kaum sind die Zahlen ausgesprochen, kommt aus den Reihen der Zuhörenden die erste Rückfrage: Warum ist der Ludwigsplatz in Nürnberg derart zugepflastert?

Auch Marc Schüller von den Grünen war an dem Nachmittag dabei und konnte die neuesten Infos aus dem Stadtrat liefern: "Das wurde am Mittwoch beschlossen". Insgesamt sechs neue Bäume sollen dort gepflanzt werden. Vier auf der Nordseite des Wöhrls, zwei auf der Südseite. "Wir hätten uns auch mehr gewünscht", sagt Schüller.

Auch die Containerbäume, die sich immer mal wieder im Stadtinneren blicken lassen, seien ein "Trostpflaster", sagt Britta Walthelm. Sie würden dort stehen, wo es aktuell noch nicht möglich ist, einen Baum zu pflanzen. Auch um zu zeigen: "Hier wäre es schön, wenn ein Baum stehen könnte."

Doch was können Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg selbst tun, um auf die Auswirkungen der Klimakrise zu reagieren?

Wässerpaten, Baumpaten und geschenkte Bäume

In Nürnberg gibt es die Möglichkeit, Wässerpate zu werden. Nach einer Einweisung können die ausgewählten Bäume mit Wasser aus einem Hydranten gießen. Ähnlich wie die Baumpaten, die aber auch aktiv die Fläche um den Baum herum gestalten und bepflanzen dürfen. Dafür gibt es obendrauf noch einen Pflanzengutschein in Höhe von 50 Euro.

Wer es auf seinem Privatgrundstück gerne grüner haben würde, kann sich für das Förderprogramm "Der geschenkte Baum" bewerben und darf beim Pflanzen hochstämmiger Laub- und Obstbäume mit einem Zuschuss von 500 Euro rechnen.

Auch die Begrünung von Fassaden und Dächern möchte die Stadt unterstützen. Hier kühlt etwa Efeu die Hausfassaden herunter, spendet nebenbei auch Lebensraum für Tiere und trägt damit auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Bei Starkregen kann er außerdem den Niederschlag zurückhalten.

Mit Efeu, der die Hausfassade hochklettert und ohne: Beim Klimarundgang durften die Teilnehmenden den Temperatur-Unterschied an einer Hauswand im Kreuzgassenviertel in Nürnberg messen.

Mit Efeu, der die Hausfassade hochklettert und ohne: Beim Klimarundgang durften die Teilnehmenden den Temperatur-Unterschied an einer Hauswand im Kreuzgassenviertel in Nürnberg messen. © Veronika Kügle

Gegen die hohen Temperaturen im Sommer wollen die Vertreterinnen des Umweltamts aber auch ganz akute Hilfe anbieten, etwa 16 Refill-Stationen mit Wasserspendern sollen in der Stadt installiert werden. Auch eine Karte mit kühlen Orten in Nürnberg, an die man sich zurückziehen kann, wenn die Hitze im Alltag unaushaltbar wird, soll helfen.

Einer dieser Orte ist der Nägeleinsplatz neben dem Kettensteg. Der ist nicht nur grüner als noch vor ein paar Jahren, auch der Zugang zum Wasser ist jetzt für Menschen frei, die einen ruhigen Platz an der Pegnitz suchen.

Gegen den Starkregen sollen schwammartige Böden helfen. Die sind für das bloße Auge auf Anhieb nicht sichtbar. Aber unter den Pflastersteinen auf dem Platz vor dem IHK-Gebäude am Hauptmarkt speichern die Böden das Regenwasser für Trockenphasen während Hitzeperioden. Auch am Obstmarkt, in der Waaggasse und im Heugässchen werden die Böden nach dem Prinzip der Schwammstadt gebaut.

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