Postenwechsel
Kulturhauptstadt-Bewerbungschef Wagner wird Koordinator für das Reichsparteitagsgelände
23.6.2021, 18:12 UhrEs ist eine Personalie, die nicht überrascht, die aber vielleicht noch zu überraschenden Zukunftsentwicklungen für Nürnbergs Nazi-Erbe rund um den Dutzendteich führen kann. Das Rathaus behält seinen Koordinator der gescheiterten Kulturhauptstadt-Bewerbung, Hans-Joachim Wagner, weiter in seinen Diensten: ab 1. August als Leiter der Stabsstelle ehemaliges Reichsparteitagsgelände im Geschäftsbereich Kultur.
Wagner übernimmt damit den Posten der Kulturmanagerin Annekatrin Fries, die seit Neuestem das Amt für Kultur und Freizeit leitet. Die Stabsstelle koordiniert seit 2019 zusammen mit dem Hochbauamt die Erhaltungsmaßnahmen für das Reichsparteitagsgelände, als nächstes vor allem die Instandsetzung des Zeppelinfelds mit der Steintribüne. Die Leitungsstelle war nicht ausgeschrieben; die Besetzung beruht auf dem Vorschlag von Kulturbürgermeisterin Julia Lehner.
Rettung von Kulturhauptstadt-Ideen
"Ich freue mich sehr, diese Position einzunehmen", sagt Wagner. Er habe über andere Angebote nachgedacht, sich aber zum Bleiben entschieden. "Das gibt mir die Gelegenheit, einige wichtige Ideen aus der Kulturhauptstadt-Bewerbung weiterzuverfolgen." Nach Nürnbergs Ausscheiden bei der Titelvergabe im Herbst 2020 war er in der Kulturverwaltung beauftragt gewesen, die Hauptprojekte aus der Bewerbung in neue Zuständigkeiten zu übergeben und, etwa beim "Haus des Spiels" neue Finanzierungswege aufzutun. Das sei ein schmerzhafter Prozess gewesen, aber "ich finde, dass Nürnberg sehr gut mit dem Nicht-Titelgewinn umgeht".
Nürnberg will Millionen in Kultur und Freizeit investieren
Der 60-Jährige ist habilitierter Musikwissenschaftler und Opernspezialist. Bei seiner Vorbereitung der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas musste Wagner seit 2018 bereits viel Augenmerk auf das Reichsparteitagsgelände legen. "Ich kenne die Handelnden und weiß um die Diskussionslinien."
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Drei Ansätze erscheinen ihm für die Zukunft wichtig. "Der erinnerungskulturelle Diskurs muss in einer Stadt, in der 46 Prozent der Bevölkerung eine internationale Geschichte haben, für internationale Perspektiven geöffnet werden." Außerdem benötige das Gelände mehr künstlerische Auseinandersetzung, wie es die städtischen Leitlinien von 2004 sogar fordern. "Das Regenbogen-Präludium hat doch gezeigt, was möglich ist." Auch Julia Lehners Plan für eine Teilerschließung der Kongresshalle als Kulturzentrum will Wagner nun entschlossen weiterverfolgen, und zwar "für alle Facetten von Künsten und Kulturen".
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