Zeitplan, Kosten, Schwierigkeiten

Mammutprojekt „The Q“ in Nürnberg: Wird das Gebäude rechtzeitig fertig? Bauherren äußern sich

Minh Anh Nguyen

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Johanna Michel

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28.03.2025, 05:00 Uhr
Das ehemalige Quelle-Areal soll künftig den Namen "The Q" tragen.

© Accumulata Real Estate Das ehemalige Quelle-Areal soll künftig den Namen "The Q" tragen.

An die Errichtung des Quelle-Gebäudes am Eberhardshof, daran erinnern sich wohl die wenigsten Nürnbergerinnen und Nürnberger. Dass das Gebäude nun seit Jahren brach liegt, das wissen wiederum wohl mehr. Als die Gerchgroup 2021 mit den Bauarbeiten im denkmalgeschützten Gebäude begann, begann auch die Transformation der ursprünglich etwa 255.000 Quadratmeter großen Fläche. Krane wurden aufgestellt, Gräben ausgehoben und auch Teile der Fürther Straße sind zwischenzeitlich gesperrt. Dann folgt der Schlag: 2023 muss die Gerch-Group Insolvenz anmelden - und um ihre Bauprojekte bangen.

Wochenlang stand alles auf der Baustelle still. Im Oktober 2023 ging es dann doch weiter, denn: Die Fondinvestorin Bayerische Versorgungskammer (BVK) übernahm das Projekt. Doch wie sieht es jetzt, mehr als ein Jahr später, auf der Nürnberger XXL-Baustelle aus?

Das Areal und Bauprojekt ist unterteilt in fünf Bauteile, erklärt Bernd Horndasch, Prokurist und Bereichsleiter Projektentwicklung und Vertrieb bei der Bayerischen Immobilien Kontor GmbH (Bayiko), im Gespräch. Die Bauteile 1 und 4, welche in Richtung Fürther Straße zeigen, sind Eigentum der BVK und werden nach Fertigstellung Teile der Stadtverwaltung, Supermärkte und Drogerien beheimaten. Die Bayiko erwarb den Bauteil 5 und wird in ihrem Bereich entlang des Quelleparks 385 Wohnungen errichten. „Das ist schon ein großer Klopper“.

Die Gerch-Pleite ist auch am Nürnberger Unternehmen nicht unbemerkt vorbeigegangen: Unter dem Strich kostete der Baustopp und das Bangen um die Wiederaufnahme der Bayiko vor allem Zeit. Etwa ein Jahr verlor man, da das Unternehmen zunächst abwägen wollte, wie es mit dem Gesamtquartier weitergeht, sagt Horndasch. Seit September wird nun der Teil entkernt, der später als Wohnquartier dienen soll. Ende des Jahres sollen dann die wirklichen Rohbaumaßnahmen beginnen. Sollte alles nach Plan laufen, dann würde das Unternehmen gerne Ende 2028 die erste Wohnung übergeben.

Wohnen im „The Q“

Die Wohnungen werden nicht billig sein und es wird wahrscheinlich auch keinen geförderten Wohnungsbau geben, erklärt der Bereichsleiter. Das liegt vor allem am teuren Umbau: „Das ist diesem Denkmalthema geschuldet. Also diese Revitalisierung des Gebäudes ist teurer als ein Abriss und ein Neubau“.

Dennoch sei die Zielgruppe eine bunt gemischte, denn die Bayiko hofft, mit ihrem Projekt einen Wohnort zu schaffen, welcher sich „am Ende des Tages in der Gesellschaft widerspiegelt“. Die Wohnungen werden einerseits von Kapitalanlegern gemietet, welche die Wohnungen weiter vermieten, andererseits werden im Umkreis auch Neubauten errichtet, welche deutlich günstiger und weniger komplex in der Herstellung seien, erklärt Horndasch.

Unter dem Strich soll das Quelle-Areal also nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern von „The Q“ zur Verfügung stehen, sondern öffentlich zugänglich gemacht werden. Geplant sei deswegen auch ein großer Betriebshof mit Cafés und Restaurants.

Kommende Woche beginnt bereits der erste Vertriebsstart: „Für uns ist das das Highlight des Jahres. Wir können ‚The Q‘ nach all diesen Ups und Down’s in der Berichterstattung endlich ins positive Licht rücken. Wir bieten auch den Nürnbergern jetzt Zugang zu diesem Projekt.“

Die Stadt im neuen „The Q“

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt auch der Bauprojektentwickler Accumulata Real Estate, wie der aktuelle Stand ist. Aus Sicht der Entwickler schreiten die Bauarbeiten am „The Q“ derzeit gut voran. Die Roharbeiten seien demnach bereits abgeschlossen, teilweise haben auch schon der Innenausbau sowie die Installationsarbeiten für die Gebäudetechnik begonnen. Zudem sei die Tiefgarage bereits fertiggestellt.

Allerdings hatte die Insolvenz der Gerch Group wohl große Auswirkungen auf das Bauprojekt. Dennoch konnte das Projekt durch die enge Zusammenarbeit Ende 2023 wieder in Gang gesetzt werden. Die Insolvenz blieb aber nicht ohne Konsequenzen: Wie Accumulata weiter erklärt, agiert das Unternehmen seither als Projektentwickler - Verträge mit bisherigen Partnern wurden neu geschlossen. Aber: Die Verantwortung von Accumulata liegt dabei lediglich auf den beiden Gebäudeteilen des ehemaligen Quelle-Gebäudes, die an der Fürther Straße liegen. Also den Bauteilen 1 und 4.

Auch nach Fertigstellung des gesamten Projekts wird Accumulata das Ganze weiter als Eigentümervertreter betreuen, schreiben die Verantwortlichen. Die Rolle tauscht dann vom sogenannten „Development Manager“ zum „Asset Manager“. Unter anderem gilt das Unternehmen dann als Ansprechpartner für Mieter und Vermieter, aber auch andere Aufgaben kommen hinzu. Beispielsweise die weitere strategische Herangehensweise über die gesamte Nutzungsdauer.

Vor allem für die Stadt Nürnberg selbst ist das Projekt ein wichtiger Punkt. Denn: Mit rund 42.000 Quadratmetern Belegung ist diese der größte Mieter im gesamten Projekt. Eine Schlüsselübergabe sei laut Accumulata für Ende 2025 geplant. „Dort ziehen verschiedene Behörden der Stadtverwaltung ein und es entsteht eines der modernsten Behördenzentren Deutschlands“, heißt es. Das Ganze stehe unter dem Begriff „Stadthaus Q“.

Allerdings dauern die finalen Maßnahmen dann noch bis ins Frühjahr 2026. Ab dann wolle die Stadt mit rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einziehen, der gesamte Prozess werde aber wohl etappenweise und erst im Laufe des kommenden Jahres stattfinden.

Später wird - selbstverständlich - auch für potenzielle Mieterinnen und Mieter wichtig, wann und welche Einzelhandelsmieter in die Gebäude einziehen werden. Laut Accumulata sind der Einzug beziehungsweise Eröffnung von REWE, Lidl, Müller und der Sparkasse Nürnberg bis Ende des Jahres 2025 geplant.

Das gesamte Projekt birgt von Seiten Accumulata aber auch noch zwei andere Vorteile. Das Unternehmen verfolge einen nachhaltigen Ansatz. So sollen „sich circa 50% der grauen Energie (im Beton) einsparen“ lassen, indem weiter Teile der Bestandsbausubstanz erhalten bleiben. Allein in den Bauteilen 1 und 4 können so „rund 9.000 CO2-Äquivalente gegenüber einem vergleichbaren Neubau“ eingespart werden.

Der zweite Vorteil: Durch die neuen modernen Flächen und Angebote erhält die Stadt Nürnberg attraktive Angebote - für Verwaltung und Bürgerservices, aber auch für Einzelhandel, Gastronomie und vieles mehr. Das Quelle-Gebäude, das für alteingesessene Bürgerinnen und Bürger wohl als „architektonisches Erbe des Wirtschaftswunders“ gilt, wird damit nun in eine neue Zukunft überführt.

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