Mehr Grün: So soll St. Johannis nachhaltiger werden
3.3.2020, 07:59 UhrWir wollen ein komplettes Viertel schöner und nachhaltiger gestalten", erzählt Katrin Schwanke über das Pilotprojekt "Gutes Leben, jetzt und gemeinsam – global und lokal" vom Verein BluePingu. Die Wahl fiel auf St. Johannis, denn "es ist ein gut durchmischtes Viertel, die Menschen hier haben einen unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergrund", fährt sie fort. Die Projektleiterin ist davon überzeugt: "Man kann mit vielen kleinen Ideen viel bewegen und die Menschen zum Nachdenken, besser noch zum Umdenken anregen." Das sei in Zeiten des Klimawandels unabdingbar und auch Ziel des Projekts.
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Was ist geplant? "Wir wollen Begegnungsstätten schaffen, Menschen in Kontakt bringen, Demokratie stärken und erfahrbar machen." Und dabei soll St. Johannis optisch schöner und somit grüner werden – "denn auch hier gibt es zu wenig Straßenbäume", so Schwanke. Öffentliche Plätze im Stadtteil, die einen eher trostlosen Eindruck machen, werden aufgehübscht, begrünt und sollen mit selbst gebauten, bemalten Bänken zum Verweilen einladen.
Die Ideen, die man realisieren möchte, stammen von den Menschen vor Ort. Die Stadtteilbewohner können sich bei den Treffen einbringen, die nächsten sind am 3. und 23. März. Beim heutigen Termin soll es auch das Projekt "Essbare Stadt" gehen, das nach der Altstadt nun auf St. Johannis ausgedehnt wird. Wie berichtet, startete im Vorjahr das Projekt am Egidienplatz und am Jakobsplatz, dort wurden Hochbeete aufgestellt und bepflanzt. Die Idee: Man kann einfach hingehen und ernten.
17 Ziele für eine bessere Welt
Dieses Vorhaben befindet sich noch in Planung, andere Aktionen laufen bereits. So kam bei der Auftaktveranstaltung Ende 2019 der Vorschlag, einen Kochtreff mit geretteten Lebensmitteln im Viertel zu initiieren. "Meet & Eat" heißt das neue Angebot, das an jedem ersten Donnerstag im Monat im Sigena stattfindet. Das Altersspektrum reicht dabei von 18 bis 70 Jahren – und so ist es auch gewollt. Denn: "Durchmischte Begegnungsstätten findet man eher selten, diese wollen wir stärken und fördern", sagt Schwanke. Ein weiteres Thema ist die Mobilität, hier setzt BluePingu auf ein "experimentelles und neues Verkehrskonzept, das alle einbindet – auch Fußgänger", wie die Nürnbergerin betont. Als erster Schritt ist angedacht, ein Lastenrad, das alle im Viertel nutzen können, zur Verfügung zu stellen.
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Sämtliche Aktionen laufen vor dem Hintergrund der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, kurz SDGs, die Vertreter aus 193 Ländern bereits im Jahr 2015 unterschrieben haben – darunter auch Deutschland. "Passiert ist bis heute jedoch nicht viel", kritisiert Schwanke. Deswegen will BluePingu nun nachhaltiges Handeln in die Köpfe der Menschen bringen.
Dabei erklärt sie am Beispiel "ein Lastenrad für alle", wie man mit einer Aktion gleich mehrere Nachhaltigkeitsziele erreicht: Allein bei einer Umstellung auf das Lastenrad auch bei etwas größeren Transporten finden etwa die SDGs 7 (bezahlbare und saubere Energie) und 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), aber auch die Ziele 3 (Gesundheit und Wohlergehen) und 10 (weniger Ungleichheiten) Berücksichtigung. "Letztlich können wir alle mit ganz alltäglichen Aktionen einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele und zur Verbesserung unserer Lebensbedingungen leisten", sagt sie. "Und Spaß macht das auch noch!"
Das Modellprojekt, das zeitgleich auch in der Fürther Südstadt läuft, wird vom Umweltbundesamt gefördert. Es ist auf zwei Jahre angelegt, soll danach aber weitergeführt und auf weitere Stadtteile ausgedehnt werden – so lautet das Ziel.
Die nächsten Treffen sind am heutigen Dienstag und am Montag, 23. März, um 18.30 Uhr in Vischers Kulturladen, Hufelandstraße 4. Das nächste "Meet & Eat" findet am Donnerstag, 5. März, um 18 Uhr im Sigena, Johannisstraße 165, statt. Weitere Infos zum Projekt unter: www.bluepingu.de