Nach Abschiebeversuch: Hunderte demonstrieren in Nürnberg

jm

19.3.2019, 21:33 Uhr

Bei einer spontanen Kundgebung, zu welcher der Bayerische Flüchtlingsrat aufgerufen hatte, machten Kritiker der Abschiebung ihrem Ärger Luft. Dem kurzfristigen Aufruf, den einige Teilnehmer nur Stunden vor der Auftaktkundgebung um 19 Uhr auf dem Jamnitzer Park erhalten hatten, folgten in der Spitze bis zu 500 Menschen.

Unter dem Motto "Hände weg von unseren Nachbar*innen - Abschiebungen stoppen - hier und überall - Gostenhof ist solidarisch" zogen die Demonstranten lautstark vom Jamnitzerpark in die Austraße vor das Haus, aus dem Jan Ali Habibi um 13 Uhr von SEK-Kräften gegen seine Willen abgeführt worden war.

Kundgebung wurde friedlich beendet

Von dort aus zogen die Teilnehmer der Demo weiter über die Feuerleinstraße zur zeitweise gesperrten Fürther Straße, wo es laut Augenzeugen kurzzeitig zu kleineren Auseinandersetzungen kam. Wie der Einsatzleiter vor Ort berichtete, sollen die Teilnehmer kurzfristig die Route verlassen haben, was schließlich aber so von der Polizei geduldet wurde. Anstatt der ursprünglich angedachten Route in Richtung Maximilianstraße, marschierte die Gruppe in Richtung Plärrer. Auf Höhe der Dr.-Heinz-Sebiger-Straße musste die Versammlung dann aber angehalten werden, weil ein Demonstrant  eine Bengalfackel in Richtung der Einsatzkräfte schleuderte. Außerdem wurden in diesem Bereich laut Polizei mehrere Rauchfackeln entzündet. Ein Polizist verletzte sich, als ein bislang unbekannter Versammlungsteilnehmer nach ihm trat.

Schließlich ging es dann ohne weitere Zwischenfälle zurück in den Jamnitzer Park, wo die Abschluss-Kundgebung stattfand. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften von Polizei und USK war vor Ort, um die Demonstration abzusichern. Gegen 20.45 Uhr wurde die Kundgebung laut Einsatzleiter beendet und friedlich aufgelöst. Die Polizei berichtet von "keinen größeren Störungen". Über Verletzte unter den Versammlungsteilnehmern liegen der Polizei keine Erkenntnisse vor.

Anmerkung der Redaktion: Normalerweise nennen wir in unserer Berichterstattung über solche Fälle nicht den Namen des Betroffenen. Jan Ali Habibi war allerdings in der Vergangenheit mit seinem vollen Namen mehrfach an die Öffentlichkeit getreten und fungierte unter anderem als einer der Sprecher von Flüchtlingen, die 2015 das Protestcamp am Hallplatz und einen Hungerstreik initiiert hatten. Sein voller Name wurde dabei von verschiedenen Medien bereits veröffentlicht. Auf nordbayern.de beispielsweise in einem Beitrag über eine Demonstration vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.


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In einer vorherigen Version des Artikels war zu lesen, dass auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz war. Dies konnte die Polizei am Mittwoch allerdings nicht bestätigen.