Nürnbergs neue Uni: Kreativität ist gefragt

30.9.2019, 05:18 Uhr
Auf diesem Areal an der Brunecker Straße soll der neue Uni-Campus entstehen.

© Bischof & Broel Auf diesem Areal an der Brunecker Straße soll der neue Uni-Campus entstehen.

Wenn von einem Uni-Campus die Rede ist, denken viele an lange Reihen von Labor- und Seminargebäuden, zwar mit Bibliothek und Mensa, manchmal auch Studentenheimen – aber nicht selten fernab vom Zentrum und abgekoppelt vom pulsierenden Stadtleben. Beispiele finden sich in England und Amerika, aber auch hierzulande, etwa in Garching bei München.

So aber soll die künftige neue Universität in Nürnberg gerade nicht werden: Auf dem ehemaligen Südbahnhofgelände hat der Freistaat für die erste Uni-Neugründung seit Jahrzehnten 37 Hektar erworben, also zumindest auf den ersten Blick reichlich Platz. Und der soll durchzogen und geprägt sein von urbanem Leben und in enger Verknüpfung mit den Nachbarvierteln entwickelt werden, um eine Elfenbeinturm-Existenz gar nicht erst aufkommen zu lassen.

"Das kann rasch zur Gratwanderung werden"

Doch während die Pläne für das neue Wohnareal südlich des Hasenbucks ("Modul 1“ des über 90 Hektar großen Gesamtgeländes) schon ziemlich konkret sind, ist die Gestaltung des künftigen Uni-Geländes östlich davon – zwischen Brunecker und Münchener Straße – noch ganz offen. "Das Gebäude- und Raumprogramm kann ja erst entwickelt werden, wenn das akademische Gebilde existiert“, sagte Baureferent Daniel Ulrich beim Treffpunkt Architektur in der Architektenkammer Auf AEG. Die förmliche Gründung mit der Berufung eines Präsidenten sei wohl in diesem Jahr zu erwarten.

"Hier bietet sich die Riesenchance, eine urbane Uni zu entwickeln, die etwas anderes ist als eine lose Aneinanderreihung von Gebäuden im Grünen“, unterstrich der als Uni-Planer erfahrene Frankfurter Architekt Ferdinand Heide. Allerdings sei Sparsamkeit beim Flächenverbrauch oberstes Gebot, mahnte Ulrich.

Denn der Platz könne auch bei den angepeilten Dimensionen von rund 250 Professoren und 6000 Studierenden (eine Traumrelation, die kaum einzulösen sei, wie die Gäste meinten) rasch knapp werden. Erst recht, wenn aus der Uni heraus junge Firmen entstehen und gleich im Umfeld Fuß fassen sollen. Dabei sei auch die Uni vielfach auf sogenannte Drittmittel von Institutionen und Unternehmen angewiesen. "Das kann auch bei der Flächenplanung rasch zur Gratwanderung werden“, so Heide.

Studierende sollen auch aus dem Ausland gelockt werden

Ulrich erwartet, dass auf dem Campus-Gelände auch Studentenappartments und Wohnheime entstehen. "Das ist besonders wichtig, wenn man, wie wohl beabsichtigt, auch Studierende aus dem Ausland in nennenswerter Zahl anlocken will", unterstrich Michael Stückradt, Kanzler der Uni Köln. Für Dozenten könnte sich dagegen das direkt angrenzende Neubauviertel "Lichtenreuth“ empfehlen. Das soll mit einem überdurchschnittlich viel Grün hervorstechen; Parkplätze wird es dort nur noch in Tiefgaragen geben.

Die Stadt drängt auf eine möglichst starke Mischung von Haus- und Wohnungstypen und damit auch der Bürger im Viertel. Durch einen städtebaulichen Vertrag ist ein Anteil von 30 Prozent für den geförderten Wohnungsbau vorgesehen. Bei allen Wohnungen ohne Bindung dürften Kaufpreise und Mieten eher in den oberen Kategorien zu finden sein. Kein Wunder: Die vorgesehenen Grünflächen bringen dem Investor ebenso wenig ein wie die Grundstücke, die er der Stadt für eine Grundschule und Kindertagesstätten überlassen muss – das treibt die Preise auf den frei vermarktbaren Flächen nach oben.

Bereits am Montag, 30. September, lädt die Aurelis Real Estate als Eigentümerin des Ex-Bahngeländes zum offiziell ersten Spatenstich ein. Interessierten Bürgern werden auf einem Infomarkt ab 15.30 Uhr die aktuellen Planungen vorgestellt. Im Viertelstundentakt starten bis 16.30 Uhr geführte Rundgänge. Zu erreichen ist die Veranstaltung am besten von der U-Bahn-Station Hasenbuck (Fußgängerzugang über die Nerzstraße).

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