Plötzlich alle Bäume weg: Nürnberger stehen vor Rätsel

7.3.2020, 06:00 Uhr
Plötzlich alle Bäume weg: Nürnberger stehen vor Rätsel

© Foto: Franziska Simon

Fassungslos stehen Anwohner der Dr.-Carlo-Schmid-Straße in St. Jobst am Fenster und blicken auf die Schneise im "kleinen Wäldchen", wie sie es nennen, am Bahngelände gegenüber. Zwischen der durchgängigen Begrünung des Bahndamms am Ostbahnhof stechen rund 25 kahle Meter ins Auge. Bereits im vergangenen Herbst sind erste Fällungen durchgeführt worden, hier handelte es sich vor allem um die älteren, angeschlagenen Bäume.

Jetzt wurden innerhalb von zwei Tagen auch die jüngeren Bäume entfernt. Es blieben nur noch Stümpfe und Hackschnitzelberge übrig. Warum die Bäume gefällt wurden, hat den Anwohnern niemand gesagt.

Der gerodete Abschnitt gehört der Deutschen Bahn (DB), die auf Anfrage jedoch an die dort seit November 2001 ansässige Montessori-Schule verweist. Vor knapp zwei Jahren kaufte der Trägerverein ein Grundstück der DB für den Erweiterungsbau der Schule.

Anwohner fürchten Bahnlärm

Mit dem Kauf verpflichtete sich der Montessori-Förderverein Nürnberg, eine Ersatzzufahrt für die Baustellenfahrzeuge der Bahn einzurichten, die hier beispielsweise Schotter anliefert und abholt. Aktuell gibt es eine Zufahrt nahe der Schule.

Durch die zusätzliche Einfahrtsmöglichkeit soll es beispielsweise Lkw ermöglicht werden, durch das eine Tor zu den Gleisen, an ihnen entlang und durch das andere wieder hinaus zu fahren. So sollen künftig auch Staus in der Straße vermieden werden, um auch für mehr Sicherheit der Schulkinder zu sorgen, erklärt Geschäftsführender Vorstand Aaron von Frantzky. "Bei einer Grundstückszufahrt wird keine Baugenehmigung verlangt, darum wurden keine Nachbarn gefragt."


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Die Kosten für die neue Zufahrt belaufen sich auf 140.000 Euro, die der Förderverein tragen muss. Bis Oktober soll die Baustelle fertiggestellt werden. Anschließend wird der Bereich wieder aufgeforstet, verspricht von Frantzky.

Im Sommer soll dann entschieden werden, welche passenden Baumarten auf dem sandigen Boden des Gleisbettes wachsen können. Hierfür gebe es einen landschaftspflegerischen Begleitplan, sagt von Frantzky. Die Befürchtung der Anwohner der Dr.-Carlo-Schmid-Straße, den Geräuschen des Zugverkehrs nun wegen des abgeholzten Lärmschutzes stärker ausgesetzt zu sein, soll so – zumindest ein bisschen – gemildert werden.

Angesichts der Aufregung in der Nachbarschaft hat der Förderverein inzwischen eine Infotafel angebracht. Der Bau des neuen Schulkomplexes soll voraussichtlich im Januar 2021 beginnen.

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