Queere Community: So läuft der Nürnberger CSD dieses Jahr
1.7.2020, 19:20 UhrDie klassische Feier zum Christopher Street Day, kurz CSD genannt, mit großer Parade durch die Stadt und Straßenfest, wird es dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht geben. Den CSD ganz ausfallen zu lassen, kam für den Förderverein aber nicht in Frage. Stattdessen haben sich die Organisatoren ein abwechslungsreiches Programm ausgedacht, das schon Mitte Juli mit den sogenannten "Prideweeks" startet.
Einiges wird sich digital abspielen, aber es gibt viele kleine Veranstaltungen, zu denen man ganz real gehen kann, natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Vorsichtsmaßnahmen. Die Palette reicht vom Rosen-Dinner, einer Motorrad-Ausfahrt oder einem speziellen Kino-Angebot bis hin zu politischen Diskussionen und Beratungen.
Dass man ganz neu denken musste, habe auch sein Gutes, sagt Markus Ulmer, Sprecher des Fördervereins. Denn die eigentliche politische Botschaft trete jetzt mehr in den Vordergrund: Nämlich der Kampf um Gleichbehandlung und Gleichberechtigung der queeren Szene, die auch LSBTIQ genannt wird, als Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle.
Grund für Parade soll nicht verwässert werden
Das sei durch den Feiercharakter vor allem in der Außendarstellung oft untergegangen. "Eine große Party ist toll!", betont Ulmer "Aber es verwässert auch den eigentlichen Grund der Pride-Bewegung."
Der CSD erinnert an den ersten bekannten Aufstand Homosexueller und anderer sexueller Minderheiten gegen die Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969. In Bars und Kneipen mit überwiegend homosexuellem Publikum führte die Polizei regelmäßig gewalttätige Razzien durch.Zum Start der Pride-Wochen (Pride, auf Deutsch: Stolz) ab 16. Juli, werden rund 400 Plakate in ganz Nürnberg zu sehen sein.
Auf ihnen steht das Motto: "Queer Europe — Kein Schritt zurück!" Das, was erreicht wurde in puncto Rechte und Freiheit, muss beibehalten werden. Ein nötiger Appell. In einigen Ländern sehe man einen "Rollback", also einen Rückschritt, so Ulmer. Die Bedingungen für queere Menschen werde in einigen Ländern wie in Polen, Ungarn oder der Ukraine wieder schlechter. "Es kommt auch immer wieder zu Übergriffen", sagt Ulmer.
Auch in Deutschland gibt es immer wieder homophobe Stimmungsmache, etwa von Seiten der AfD. Man sei noch lange nicht am Ende mit dem Kampf um Gleichberechtigung: "Das sind wir erst, wenn ich mit meinem Freund händchenhaltend durch die Stadt laufen kann, ohne blöd angeschaut zu werden", sagt Ulmer. Um Sonderrechte geht es dabei nicht.
"Wir wollen uns nur so verhalten können wie andere auch, wenn sie verliebt sind."Die Haupttage des CSD sind der 1. und 2. August. An diesem Wochenende wird es eine Mischung aus online Live-Streams mit politischen, unterhaltenden und musikalischen Beiträgen geben, und, sofern das Ordnungsamt zustimmt, auch einer großen Mitmach-Aktion am Sonntag.
"Haben lange dafür gekämpft, sichtbar zu sein"
Die Menschen hinter der sperrigen Abkürzung LSBTIQ in der Stadt sichtbar zu machen, darum geht es. "Wir haben so lange dafür gekämpft, draußen sichtbar zu sein, da wollten wir uns jetzt nicht nur in den digitalen Raum sperren", formuliert es Ulmer.
Die Aufforderung an die Community besonders an den Haupttagen lautet deshalb: "rausgehen und sich zeigen", am besten geschmückt wie sonst bei der Parade. Apropos Deko: In einer Aktion wird auch das am schönsten dekorierte Zuhause gekürt, das man als Foto einsenden kann. Unterstützen kann man den CSD durch den Kauf von Shirts, Masken oder eigene Fahnen, mehr dazu auf der Homepage www.csd-nuernberg.de.
Oberbürgermeister Marcus König (CSU) ist, wie sein Amtsvorgänger Ulrich Maly (SPD), Schirmherr der gesamten Veranstaltung. Die Stadt wird auch wieder Flagge zeigen und am Rathaus die Regenbogenfahnen aufziehen.Da wegen der aktuellen Situation das Programm ständig angepasst werden muss, wird es ausschließlich in digitaler Form kommuniziert: Unter www.csd-nuernberg.de, sowie über die Socialmedia-Kanäle des CSD Nürnberg.
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