SPD meldet Zweifel an: Christkindlesmarkt-Absage wirklich nötig?
27.10.2020, 14:14 UhrDie Corona-Infektionszahlen in Nürnberg steigen, seit Tagen. Die Verantwortlichen im Rathaus rechnen damit, dass die Stadt die Schwelle von 100 und mehr Infektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner überspringt. Dann drohen schärfere Maßnahmen. Kein Klima, in dem der Christkindlesmarkt stattfinden kann, sagt Oberbürgermeister Marcus König. Die Traditionsveranstaltung im Herzen der Altstadt wurde deshalb am Montag abgesagt. "Schweren Herzens", wie der CSU-Politiker betont. Es blieb keine andere Wahl.
Christkindlesmarkt 2020: Die Absage ist bitter, aber notwendig
Daran zweifelt die SPD im Stadtrat jetzt. "Die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen ist wichtig für ihre Akzeptanz", sagt Ulrich Blaschke. Wirtschaftssprecher der Nürnberger Sozialdemokraten. "Auch die Christkindlesmarkt-Absage erklärt sich bei genauem Hinschauen trotz der hohen Besucherzahl nicht von allein: Droht im Freien wirklich mehr Infektionsrisiko als beispielsweise in einem Möbelhaus? Wäre ein alkoholfreier Markt eine Alternative gewesen? Droht jetzt nicht gerade eine Verlagerung aus dem Freien in riskante private Feiern zuhause?"
"Stadtrat muss eingebunden werden"
"All das", sagt Blaschke, "gehöre auf den Tisch, wenn man so weitrechnende Entscheidungen trifft". Die Sozialdemokraten fühlen sich übergangen - und fragen sich, warum die Absage nicht zuvor im Stadtrat diskutiert wurde. Jetzt drängt die Fraktion darauf, dass der Oberbürgermeister die Absage in der nächsten Sitzung "eingehend begründet" - und damit eine "gesellschaftliche Debatte wenigstens nachgeholt wird".
Neue Maßnahmen, das betont die SPD, seien mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen wohl notwendig. Aber: "Bei sehr grundlegenden und weitreichenden Entscheidungen muss aber der Stadtrat beraten und eingebunden werden", sagt der Fraktionsvorsitzende Thorsten Brehm. "Die Entscheidung zur Absage des Christkindlesmarkts kam für uns alle plötzlich."
"Hier braucht es Transparenz"
Die Verantwortlichen feilten monatelang an einem Alternativkonzept - und glaubten, mit breiten Budengassen und neuen Veranstaltungsorten in der Innenstadt den Besucherstrom entzerren zu können. Auch eine strikte Maskenpflicht sowie ein Verzicht auf "To Go"-Glühwein sollten das Risiko von Infektionen minimieren.
Aus für den Christkindlesmarkt: So reagiert das Netz
Warum eben jene Maßnahmen jetzt plötzlich nicht mehr ausreichen sollten, möchte die SPD jetzt von der Stadt erfahren. "Hier braucht es dringend mehr Transparenz und Beteiligung", sagt Brehm.