Schulreferentin optimistisch
Trinkl: "Bis November sind alle Lüftungsgeräte für die Klassenzimmer da"
30.9.2021, 16:30 UhrFrau Trinkl, im September vor einem Jahr haben Sie das Referat für Schule und Sport übernommen. Ein großes und wichtiges Ressort - und das mitten in der Corona-Pandemie. Was war für Sie die größte Herausforderung?
Cornelia Trinkl: Als ich begonnen habe, ging das Schuljahr gerade los. Wir waren mitten in den Vorbereitungen und wussten noch gar nicht so recht, was auf uns und vor allem auch die Familien zukommt. Die größte Herausforderung war – und ist es für die Stadt teils heute noch -, dass wir sehr kurzfristig die Regelungen umsetzen mussten, die da kamen. Das heißt, es musste alles sehr schnell gehen. Es hat sich aber auch gezeigt, wie eng und wie schnell man sich als Team finden kann. Das war für uns eine positive Sache und für mich persönlich eine schöne Erfahrung.
Es musste alles sehr schnell gehen. Wo hat das Ihrer Ansicht nach gut geklappt?
Trinkl: Zum Beispiel bei der Teststrategie, die wir in Nürnberg auf den Weg gebracht haben und die in Bayern so übernommen wurde. Wir haben gesagt, dass wir auch an Schulen Testmöglichkeiten anbieten müssen. Uns war außerdem sehr wichtig, Gespräche zu führen – mit Eltern - und Schülerverbänden zum Beispiel. Jeder, der Kinder hat, weiß, welch eine Herausforderung das vergangene Jahr war.
Sie waren als Mutter ja selbst auch betroffen.
Trinkl: Genau. Ich war auch betroffen und ich weiß, was es bedeutet, mit kleinen Kindern im Homeoffice zu arbeiten.
Die Kurzfristigkeit ist nach wie vor ein Thema. Das zeigt der Ärger um die Pooltests. Kommt das Kultusministerium zu spät auf die Schulen zu?
Trinkl: Man muss auch sehen, dass es einfach dauert, solche Projekte landesweit auszurollen. Natürlich kommt sehr viel kurzfristig und ich weiß, was die Schulen gerade zu Schuljahresbeginn damit an zusätzlichen Herausforderungen haben und zusätzlich leisten. Keiner erwartet, dass diese logistische Megaaufgabe sofort zu 100 Prozent funktioniert. Aber ich denke, es kommt nicht darauf an, ob wir das jetzt ein paar Tage früher oder später umsetzen. Wir sind ja auch noch mit den anderen Tests ausgestattet. Ich glaube, wir müssen versuchen, die Aufgeregtheit etwas herauszunehmen.
Megaprojekt: Spatenstich für das neue Schulzentrum Südwest
Für die Familien ist es wichtig, zu wissen, was auf sie zukommt.
Trinkl: Ja. Das Thema Verlässlichkeit und Planbarkeit ist mir wichtig. Eltern wollen wissen, wie das Schuljahr aussieht und müssen Schule und Betreuung planen können. Natürlich kann man das noch nicht ganz vorhersehen, aber ich glaube, wir haben als Sachaufwandsträger in Abstimmung mit den staatlichen Stellen sehr gute Eckpfeiler und wir unterstützen die Schulen, wo wir können.
Ein großes Thema sind die Luftfilter für die Klassenräume. Wie ist da der Stand der Dinge?
Trinkl: Präsenzunterricht muss Priorität haben. Das Wort Garantie zu verwenden, ist im Moment schwierig, aber wir wollen so viel Präsenzunterricht wie möglich gewährleisten. Denn Schule ist ja viel mehr: Lernraum, Erfahrungsraum, Begegnungsraum. Wir haben schon im vergangenen Jahr, als das erste bayerische Förderprogramm kam, 300 Räume identifiziert, die schwer zu lüften sind. Die haben wir im Rahmen dieses Programms im Winter 20/21 ausgestattet. Im Juli hat der Stadtrat den Beschluss gefasst, die Räume der Jahrgangsstufen eins bis sechs auszustatten. Die ersten 400 Geräte dieser zusätzlichen 1 200 konnten bereits aufgestellt werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im November komplett Vollzug melden können.
Viele Schüler haben große Lücken. Experten sprechen davon, dass Kinder verloren gegangen sind.
Trinkl: Den Begriff "verloren gegangen" finde ich ziemlich hart. Ich stelle fest, dass wir während dieser langen Distanzunterrichtsphase einfach wenig Kontakt zu einigen Schülerinnen und Schülern gehabt haben. Diese im Präsenzunterricht wieder abzuholen, ist sehr wichtig und eine große Aufgabe. Die Corona-Folgen betreffen zum einen den Lernstand, aber auch das soziale Miteinander. Da stehen wir noch vor Herausforderungen. Mit Programmen wie dem bayerischen "gemeinsam.Brücken.bauen" und auch städtischen Programmen sowie Angeboten der Schulpsychologie haben wir hier Instrumente. Aber ich wehre mich dagegen zu sagen, dass es eine verlorene Generation ist. Die Schüler haben enorme Disziplin bewiesen. Wir müssen jetzt genau hinsehen, wie es den Kindern geht. Das ist wichtig.
Die Stadt geht davon aus, dass die Bevölkerungszahl wächst, an den Schulen wird es eng, es muss gebaut werden. Wie ist der Stand der Dinge?
Trinkl: Es sind schon einige große Projekte auf den Weg gebracht worden. Der Schulanteil bei den städtischen Investitionen - mit 32 Prozent der Mittel des Mittelfristigen Investitionsplans - ist stattlich. Am Montag fand der Spatenstich für das Schulzentrum Südwest statt. Die neue Bertolt-Brecht-Schule kann nächstes Jahr an den Start gehen. Das Thema, ein weiteres Gymnasium zu bauen, verfolgen wir nach wie vor sehr intensiv. Und wir haben natürlich auch im Grundschulbereich Bedarf. Wenn wir Stadtteile weiterentwickeln oder ganz neu schaffen, muss die soziale Infrastruktur mitwachsen, und zwar parallel.
Das Thema Digitalisierung haben Sie sich zu einer Ihrer Schwerpunktaufgaben gemacht.
Trinkl: Die Digitalisierung hat im vergangenen Jahr noch einmal wahnsinnig an Fahrt aufgenommen. In Nürnberg verfolgen wir dabei an den Schulen seit 2017 die IT-Strategie "Lernen und Lehren an städtischen und staatlichen Schulen in Nürnberg im digitalen Zeitalter". Damals hat der Stadtrat ein 85-Millionen-Euro-Paket auf den Weg gebracht mit Maßnahmen wie Vernetzung, Hardware-Ausstattung, Schulungen. Als wir den schnellen Wechsel vom Präsenz- auf Distanzunterricht hatten, zeigte sich, dass wir gut aufgestellt waren. Wir konnten schnell auf diese Herausforderungen reagieren.
Die Lehrkräfte waren sehr engagiert, rasch in den digitalen Unterricht einzusteigen. Das haben wir an den Anmeldezahlen für die Schulungen des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie der Stadt Nürnberg gesehen, die angeboten wurden. Es waren mehr als 5000. Wir müssen uns jetzt mit den Fragen beschäftigen, wie es nach Corona mit der Digitalisierung aussieht. Da gibt es schon einige Modelle. Wenn ich zum Beispiel an den Berufsbildenden Bereich denke: Da steht bereits in der neuen Schulordnung, dass fünf bis zehn Prozent der Unterrichtszeit digital genutzt werden kann. Alle unsere beruflichen Schulen haben Konzepte dafür entwickelt.
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Sie sind als Referentin auch für den Sport zuständig. Auch hier gibt es viel zu tun. Der Wunsch nach einer Trendsporthalle ist groß. Aber ist er auch erfüllbar?
Trinkl: Wir müssen uns erst einmal die Haushaltslage anschauen, das ist ganz klar. Aber die neue Kia-Metropol-Arena ist in einer Rekordzeit fertiggestellt worden und innerhalb des Kostenrahmens geblieben. Hier ist auf den Punkt gearbeitet worden. Der Sportbereich steht durch Corona vor großen Herausforderungen. Wir wollen deshalb auch die Vereine unterstützen und haben den Sondertopf für die Vereinsförderung um das Kriterium der Corona-Hilfen ergänzt.
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