Universität Nürnberg: So weit sind die Planungen

André Fischer

10.6.2019, 05:58 Uhr
Universität Nürnberg: So weit sind die Planungen

© Eduard Weigert

Angeblich soll das Konzept der neuen Universität schon fertig sein und der Wissenschaftsrat in Bonn habe dazu auch schon Stellung genommen. Doch Belege für solche Gerüchte gibt es nicht. "Die Beratung dieser Stellungnahme ist für die Oktobersitzungen des Wissenschaftsrats geplant", teilte Christiane Kling-Mathey, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Wissenschaftsrats, der NZ mit. Angeblich gibt es auch keine Verzögerungen. "Das Votum und Gespräch mit dem Wissenschaftsrat war von Anfang an für Oktober 2019 vorgesehen. Insofern läuft alles nach Plan, eine Verschiebung oder Probleme gab es nicht", teilt Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler mit.


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Seine Antwort auf die Frage, ob die geplante gute Betreuungsrelation von Lehrpersonal und Studenten, die auf 1 zu 25 angelegt ist, bei Wissenschaftspolitikern aus anderen Bundesländern auf Ablehnung stößt, weil damit die TUN deutlich besser gestellt wäre als andere Hochschulen, beantwortet Sibler ausweichend: "So steht es in unserem Konzept, das wir eingereicht haben. Auch dazu erwarten wir jetzt eine inhaltliche Stellungnahme vom Wissenschaftsrat. Die Akzeptanz des Gesamtkonzepts durch den Wissenschaftsrat wäre die Adelung. Wir wären nicht klug beraten, ein Konzept auf den Weg zu bringen, ohne den Wissenschaftsrat einbezogen zu haben. Damit erreicht man auch die Akzeptanz der wissenschaftlichen Community."

Seit 25 Jahren keine neue Universität

Dass der Neubau einer Universität in Deutschland auf große Aufmerksamkeit stößt, liegt auch daran, dass so ein Projekt selten geworden ist. Die Technische Universität Nürnberg ist die erste Neugründung einer Universität in Deutschland seit 25 Jahren. In Bayern wurde die letzte Universität vor 40 Jahren gegründet.

Die Entscheidung des damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die TUN zu bauen, ist zunächst auf großen Widerstand bei den bayerischen Hochschulrektoren und Präsidenten gestoßen, weil sie befürchteten, finanziell kürzertreten zu müssen. Sibler widerspricht der von unterschiedlichen Seiten vorgetragenen Kritik, dass die vorhandenen Hochschulen weniger Geld bekommen und wegen der Neugründung in Nürnberg sparen müssen: "Es gab natürlich Einwendungen, es müssten stattdessen die vorhandenen Standorte gestärkt werden. Wir können in Bayern beides tun: Vorhandene Standorte stärken und neu gründen. Die TUN wird ein echter Mehrwert für die gesamte Region, und zwar nicht auf Kosten der umliegenden Hochschulen."

Uni startet mit einem Interimsbau

Der Neubau der Hochschule wird auch aktiv von der Stadt begleitet. Michael Ruf, Mitarbeiter beim Stab von Oberbürgermeister Ulrich Maly, ist optimistisch, dass das Vorhaben schnell vorankommt und es keine großen Hindernisse gibt. Aus München seien die Signale eindeutig, dass die Universität schon bald mit einem Gebäude in Nürnberg präsent sein will. "Es wird von einem Provisorium gesprochen, mit dem die Universität ab 2021 vor Ort sichtbar sein soll. In dem Interimsgebäude sollen Menschen arbeiten können, Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden können", sagt Ruf. Der Ort für so einen Bau stehe aber noch nicht fest. OB Ulrich Maly hat schon einmal von einer Garagen-Uni gesprochen: Die Universität muss nicht in einem Bau den Betrieb aufnehmen, in den sie dann am Ende zieht. Ruf ist sich sicher, dafür einen Standort zu finden. Die ersten eigentlichen Universitätsgebäude sollen 2025 in Betrieb gehen.

"Wenn wir die Stellungnahme des Wissenschaftsrats haben, dann wird das Errichtungsgesetz für die TUN vorbereitet. Parallel dazu kümmern wir uns um Gründungs- und Berufungsstrukturen und die Bauphase. Zunächst brauchen wir ein relativ kleines Gebäude, einen sogenannten Verfügungsbau, wo die Beteiligten arbeiten können", sagt Sibler. Beim Zeitplan ist er optimistisch. "Wenn alles klappt, vielleicht schon in zwei Jahren. Es können aber zum Beispiel auch eineinhalb oder drei Jahre sein. Weil es immer mal zu Unvorhergesehenem kommen kann, möchte ich keine konkrete Jahreszahl nennen. Fest steht: Wir stehen hinter diesem Vorhaben und bemühen uns, die Universität so schnell wie möglich zu gründen. Es muss aber alles solide geplant und durchdacht sein.""

Straßenbahn soll bald fahren

Die Stadt arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Mobilitätskonzept für das Universitätsgelände entlang der Münchener Straße. Der Betrieb der Universität soll mit möglichst wenig Autoverkehr sichergestellt werden. "Münchener Straße, Frankenstraße, Bayernstraße, aber auch Katzwanger Straße sind alle am Limit. Wir müssen deshalb sowohl bei der Universität als auch bei der übrigen Bebauung extrem vorsichtig sein, was die zusätzliche Verkehrsbelastung anbelangt", so Ruf. Deshalb werde von Anfang an eine Straßenbahntrasse geplant.


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Die Führung der Straßenbahntrasse ist aber nicht einfach, denn hochsensible technologische Forschungen können durch Erschütterungen oder Magnetfelder gestört werden. Inzwischen steht fest, dass die Straßenbahn bis zur Bauernfeindstraße realisiert und gefördert werden kann. Sie wird schnell kommen. Ruf rechnet damit in drei bis vier Jahren. Derzeit wird überlegt, wie eine Verlängerung über die Bauernfeindstraße hinaus realisiert werden kann. Die Bebauung am Hasenbuck mit Wohnungen soll schon 2020 oder 2021 beginnen. Für eine Haltestelle der U-Bahn gibt es derzeit noch keine Planungen.

Einfluss auf die Südstadt

Ruf geht davon aus, dass der Uni-Neubau in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf die Südstadt haben wird: "Es kommt zusätzliche Nachfrage nach Wohnungen in einen Stadtteil, der ohnehin eng ist und in dem derzeit noch preiswerte Wohnungen zu finden sind. Möglicherweise gibt es einen Verdrängungswettbewerb." Der Stadtplaner verweist aber auch darauf, dass der Freistaat insgesamt 37 Hektar an Fläche erworben hat. 6000 bis 8000 Studierende, wie sie derzeit für die TUN vorgesehen sind, ließen sich aber auch auf einem Drittel des Geländes unterbringen. Es ist also Platz da und die TUN wird so geplant, dass auf dem Gelände auch Wohnungen für Studenten und Lehrpersonal errichtet werden. "Es soll ein Quartier, ein Campus oder ein Stadtteil werden, in dem nicht nur gelehrt und geforscht wird, sondern in dem gelebt wird. Das wird positiv für die Südstadt sein", sagt Ruf.

Positiv wird die Entwicklung auch bei den Grünflächen sein. Es wird ein zentraler Park entstehen, der mindestens 15 Hektar groß ist und vom Hasenbuck bis zum Dutzendteich reichen wird. Dazu kommt noch kleinteiliges Grün.

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