Warum die Nürnberger Uni-Pläne Grund zum Jubeln sind

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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4.7.2018, 11:57 Uhr
Auf diesem Areal an der Brunecker Straße soll der neue Uni-Campus entstehen.

© Bischof & Broel Auf diesem Areal an der Brunecker Straße soll der neue Uni-Campus entstehen.

So schön kann Landespolitik sein: Ein strahlender Markus Söder, der das freistaatliche Füllhorn über der Region ausschüttet. Mit drei Milliarden Euro will das bayerische Kabinett mit der Technischen Universität Nürnberg (TUN) ein Leuchtturmprojekt schaffen und gleichzeitig andere regionale Hochschulen, vor allem die altehrwürdige Erlanger Universität, zukunftssicher machen.

Ob die zahlreichen Superlative ("epochal, einmalig, historisch") allesamt Realität werden, muss sich erst noch zeigen. Die geplante neue Uni für bis zu 6000 Studenten im Süden Nürnbergs gibt jedenfalls berechtigten Anlass zu Hoffnungen.


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Ein außergewöhnlich gutes Betreuungsverhältnis (bis zu 240 Professoren sollen für Lehre und Forschung zuständig sein) und interessante Fächerkombinationen, die sich an den Problemen unserer Zeit orientieren, könnten tatsächlich für hohe Akzeptanz und vielleicht sogar überregionales Aufsehen sorgen.

International, interdisziplinär und das unternehmerische Denken stets im Blick - so soll die TUN werden. Gelingt es, diesen vom Präsidenten der TU München, Wolfgang Herrmann präsentierten Dreiklang umzusetzen, dürfte die innovative Campus-Uni sogar deutschlandweit Beachtung finden.

Nürnberg blüht auf

Für Nürnberg erfüllt sich eine jahrzehntelange Verheißung: Immer wieder war die Rede von einer fehlenden großen Uni, stets wurde dabei auf den Rest der Republik gezeigt und betont, dass es keine andere Halbmillionenstadt ohne eine solche Einrichtung gebe.

Dass Nürnberg mit einer Technischen Hochschule, diversen privaten Anbietern und einigen Ablegern der in Erlangen ansässigen Friedrich-Alexander-Universität (FAU) nicht über zu wenig Studenten klagen konnte, spielte keine Rolle.

Dass die neue Uni nun ausgerechnet Horst Seehofer zu verdanken ist, mutet äußerst kurios an. Denn weder Markus Söder noch all den anderen Initiatoren war der Durchbruch gelungen - es bedurfte vielmehr eine Seehofer’schen Eingebung. Zur Überraschung (fast) aller Beobachter ließ der CSU-Politiker vergangenes Jahr bei einer Kabinettssitzung in Feuchtwangen die (Uni-)Katze aus dem Sack.

Katzenjammer verstummt

Der danach in Erlangen reflexartig erfolgte Katzenjammer - die FAU fürchtete nicht zu Unrecht unliebsame Konkurrenz für ihre wohl bedeutendste Fakultät (die TechFak)  - ist dank freundlicher Finanzspritzen seitens des Freistaates längst verstummt. Nur noch hinter den Kulissen wird vereinzelt kräftig geschimpft.

Tatsächlich überwiegt der Grund zur Freude: Denn die nun vom Kabinett bewilligten 1,5 Milliarden Euro entsprechen ziemlich genau den von der FAU selbst berechneten Finanzmitteln, die den offenkundigen Sanierungsstau endlich beheben sollen.

Dazu kommen wichtige Erweiterungsgrundstücke. Kein Wunder, dass FAU-Präsident Prof. Joachim Hornegger mit dem Mitbewerber keine Probleme mehr hat. Ob er sich wirklich, wie er betont hat, auf die Konkurrenz freut, sei dahingestellt.

Für den Großraum sind die Kabinettsbeschlüsse jenseits des Kirchturmdenkens ein Grund zum Feiern. So viel Geld floss noch nie in die (zweifellos über lange Jahre hinweg stiefmütterlich behandelte) hiesige Hochschullandschaft.

Und das Schönste an den Absichtserklärungen: Dieses Mal könnte es klappen. Denn auch ein Markus Söder kann aus Fehlern lernen. Deshalb sind die wichtigsten Grundstücksfragen vorab geklärt worden.

Wer sich an das Debakel erinnert, das die Staatsregierung vor wenigen Jahren auf dem ehemaligen AEG-Areal erlebt hat, kann also durchschnaufen. Damals wurden vollmundig Umzugspläne seitens der Regierung öffentlich gemacht, ohne vorher die Grundstücks- und Immobilienfragen geklärt zu haben. Am Ende verging dann sogar Markus Söder das Strahlen.

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