Warum der Aufseßplatz dringend eine Frischekur braucht
3.10.2016, 06:00 UhrDie Innenstadt ist voll, die Menschen laufen dicht gedrängt mit Tüten in der Hand von Laden zu Laden. Ganz anders sieht es am Aufseßplatz aus. Hier geht es beschaulicher zu. Fünf ältere Männer trinken auf einer der Bänke ihr Mittagsseidla aus Dosen. Daneben spielen zwei kleine Jungs quer über den Platz Fußball, ein anderer Junge dreht mit seinem Kinderrad Runden um den Nymphenbrunnen. "Vorsicht", ruft er – geht man ein Stück auf die Seite, bedankt er sich. Der Aufseßplatz – anders als die Innenstadt lädt er nicht unbedingt zum Shoppen ein. Der Kaufhof ist weg, darunter leiden auch die umliegenden Läden.
Seit die Polizei verstärkt die Drogenszene in der Königstorpassage kontrolliert, ist der Platz zudem als Ausweichquartier für die Szene in die Schlagzeilen geraten. Wo aber sind die Abhängigen derzeit anzutreffen? "Das ist mal so und mal so", sagt Martin Kießling von der Drogenhilfeeinrichtung Mudra.
Drogenszene wandert auch zum Aufseßplatz
Zwar habe er in den vergangenen Wochen verstärkt den Eindruck gehabt, dass sich die Situation in der Königstorpassage für die Mudra-Klienten entspannt habe, dann habe er jedoch von Kollegen gehört, dass dort doch wieder verstärkt kontrolliert werde. In den vergangenen Wochen seien jedoch eher wenig Klienten am Aufseßplatz gewesen, so Kießling. Wenn doch, dann nicht, um dort Drogen zu kaufen, sondern zum Zeitvertreib. Wenn es nach Kießling und seinen Kollegen von der Mudra ginge, solle man den Abhängigen doch die Königstorpassage lassen. "Es funktioniert dort doch relativ gut", sagt er. Gute Alternativen - etwa einen Drogenkonsumraum - gebe es in Nürnberg schließlich nicht.
Abhängige, die sind auch immer wieder in einer der Apotheken am Aufseßplatz anzutreffen. "Sie kaufen bei uns Spritzen", so die Mitarbeiterin. Zwar bekommt man die bei der Mudra kostenlos, die paar Cent für Spritzen in der Apotheke fallen bei Drogenkonsumenten aber wohl kaum ins Gewicht. Einen Zuwachs der Szene am Aufseßplatz hat man in der Apotheke in den vergangenen Wochen übrigens nicht festgestellt. "Der Aufseßplatz ist nun einmal in der Nähe des Hauptbahnhofs", so die Mitarbeiterin, "da ist es ganz normal, dass es Abhängige gibt." Was sich aber geändert hat, sei die Polizeipräsenz. In der Mittagspause habe sie immer wieder beobachten können, dass Beamte Menschen, die sie für Abhängige halten, freundlich ansprechen, damit sie eben nicht gerade am Spielplatz oder in dessen Nähe konsumieren.
Was aber bräuchte es, um den erst 2005 sanierten Platz wieder aufblühen zu lassen? "Das da drüben darf nicht leer stehen", sagt die Apothekerin und zeigt in Richtung des leeren Kaufhofs.
Der "Schocken" soll wieder erwachen, das ist klar. Und auch die Stadtverwaltung engagiert sich, um den Platz am Leben zu erhalten. Etwa durch die Möglichkeit, Baumscheibenpatenschaften zu übernehmen. Frisch bepflanzt und dekoriert blüht es dort nun – allerdings landet auch jede Menge Müll im Grün. Der Müll – er ist am Aufseßplatz an vielen Ecken zu sehen. Auf den Treppchen etwa, wo sich Tauben ein paar Brocken aus dem Abfall herauspicken. Auch am Rand des abgesperrten Spielplatzes ist es nicht gerade sauber. Haufenweise Zigarettenkippen verdecken dort das Grün. Die Verwaltung will daran nicht schuld sein. "Der Aufseßplatz ist der Platz außerhalb der Innenstadt, der am häufigsten gereinigt wird", so André Winkel von Sör. Fünfmal pro Woche wird sauber gemacht. Die Abfalleimer werden unter der Woche zweimal täglich geleert, außerdem einmal am Samstag – so häufig wird sich sonst nur in der Altstadt gekümmert.
Kaum Beschwerden beim Sör-Bürgertelefon
Dass es dennoch an vielen Ecken schmutzig ist – vielleicht liegt es an dem mangelnden Engagement derer, die den Platz nutzen. Eine Dame geht gerade mit ihren drei kleinen Hunden Gassi. Eines der Tiere macht neben einen Baum, der Frau ist es egal.
Auch, als sich der zweite Hund erleichtert, zückt sie kein Tütchen. Fragt man sie dann, ob sie die Haufen nicht wegmachen möchte, bekommt man nur ein "Nein, warum?" zur Antwort. Beutel hat sie diesmal eben keine dabei.
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