"Wir wollen sichtbar bleiben": FFF-Klimastreik geht weiter
25.1.2021, 11:38 UhrDie Wärmflasche hilft. Ohne sie wäre es manchmal schwer auszuhalten hinter dem Infotisch am Eingang des Klimacamps, an dem sie auch im Lockdown Tag für Tag sitzen. "Wir wollen draußen sichtbar bleiben", sagt Dorothea Römischer, die an diesem Nachmittag mit einigen anderen die Stellung hält. "Es kommen ja doch immer wieder Leute vorbei." Die Gespräche, die dabei entstehen, sind für die Organisatoren einer der Gründe, weiter präsent zu sein.
Vor 144 Tagen haben die Klimaschützer ihre Zelte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus aufgeschlagen. Mehrere Umweltgruppen, die sich zur Initiative "Nürnberg for Future" zusammen geschlossen haben, sorgen seitdem dafür, dass das Camp rund um die Uhr besetzt ist. Die Nachtschicht findet in einer großen Jurte Unterschlupf, tagsüber helfen warme Klamotten und heißer Tee, der Strom fürs Wasserkochen kommt aus der benachbarten Apotheke. Ans Aufgeben denken die Beteiligten derzeit jedenfalls nicht. "Wir kämpfen, bis ihr handelt." Mit diesem Motto sei die Gruppe an den Start gegangen, sagt Matilda Tomlin, Pressesprecherin der Nürnberger Ortsgruppe von Fridays for Future. "Und da sich bislang noch nicht so viel getan hat, sind wir immer noch hier."
Viel passiert nach der Gründung
Schon vor rund einem Jahr hat die Initiative ihre klimapolitischen Forderungen für Nürnberg auf rund 30 Seiten zusammengefasst. Zu ihren zentralen Forderungen zählen der Verzicht auf den Ausbau des Frankenschnellwegs, eine autofreie Innenstadt und der Ausbau des Radwegenetzes. Auch nachhaltiges Bauen und mehr Mitsprache in Form von Bürgerversammlungen stehen auf der Agenda. Doch getan habe sich bislang fast nichts, kritisiert Tomlin, obwohl sich doch auch Nürnberg zu dem Ziel bekannt habe, bis 2035 klimaneutral zu werden. "Nur beim 365-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr haben wir etwas erreicht." Dass diese vergünstigte Fahrkarte vorerst nur Schülern und Azubis vorbehalten bleibt, geht den "Fridays" ebenfalls nicht weit genug. So lange es genug Mitstreiter gebe, die eine der Schichten im Camp übernehmen, wolle man deshalb weiter machen, sagt Tomlin.
Doch zum Jubiläum hat die 16-Jährige nicht nur negative Aspekte im Blick. In den zwei Jahren seit der Gründung sei viel passiert, die Klimakrise sei jetzt für viele ein Thema geworden. "Als wir angefangen haben, waren wir nur ein paar Schüler. Doch im Herbst 2019 sind auch in Nürnberg 10.000 Teilnehmer auf die Straße gegangen." Gerne hätte die Gruppe das kleine Jubiläum mit einer ähnlichen Großveranstaltung gefeiert. Doch Demos kämen wegen der Pandemie derzeit nicht in Frage, betont die Sprecherin.
Proteste ins Netz verlegt
Der Protest wurde deshalb ins Netz verlegt, in Form von vielfach geposteten und geteilten Fotos von klimapolitischen Forderungen. Zudem wurden Plakate vor dem Rathaus platziert. Dass Corona weitere öffentliche Aktionen ausbremst, dafür hat Matilda Tomlin Verständnis. "Die Maßnahmen sind gut und richtig", sagt die Gymnasiastin. "Nur warum handelt die Politik nicht ähnlich entschieden, wenn es um die Klimakrise geht?" Die Antwort darauf gibt sie gleich selbst: Die Klimakrise sei eben nicht so sichtbar wie die Coronakrise.
Fridays for Future will das ändern. Manchmal habe sie Angst vor dem, was passieren wird, wenn die Politik zu spät reagiert, sagt Tomlin. "Doch noch hoffe ich, dass wir was ändern können." Auch große Demos soll es so bald wie möglich wieder geben, der nächste "globale Klimastreik" ist derzeit für den 19. März geplant. Vorerst bleiben sie auf dem Sebalder Platz.
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