Wird Nürnbergs SPD-Fraktionschef der neue Kämmerer?

Elke Graßer-Reitzner

Lokalredaktion Nürnberg und Rechercheteam

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16.2.2021, 07:38 Uhr
Parteichef Thorsten Brehm gibt am 10. April sein Amt ab. Künftig will er sich auf die Fraktionsarbeit konzentrieren. In zwei Jahren könnte er das Finanzreferat übernehmen.

© Daniel Karmann Parteichef Thorsten Brehm gibt am 10. April sein Amt ab. Künftig will er sich auf die Fraktionsarbeit konzentrieren. In zwei Jahren könnte er das Finanzreferat übernehmen.

Seit Stadtrat Nasser Ahmed (32) am Wochenende seinen Hut in den Ring um das Amt des neuen Nürnberger SPD-Vorsitzenden geworfen hat, beginnt sich das Personalkarussell langsam zu drehen. Am 10. April wählen die Genossinnen und Genossen im Karl-Bröger-Eck (auch via Online-Zuschaltung) ihre Partei-Spitze neu.

Rückzug war angekündigt

Als mögliche Gegenkandidatin Ahmeds ist Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich im Gespräch, die sich aber noch nicht entschieden hat. Die Basis indes favorisiert eine Doppelspitze, so klang es zuletzt immer wieder durch.


Kommentar: Nürnbergs SPD muss jetzt die Weichen stellen


Noch-Amtsinhaber Thorsten Brehm hatte bereits im vergangenen Frühjahr nach seiner Niederlage gegen Marcus König (CSU) in der Stichwahl ums Amt des Oberbürgermeisters angekündigt, sich vom Parteivorsitz zurückzuziehen.

SPD-Stadtrat Nasser Ahmed, hier mit Christkind Benigna Munsi, hat seinen Hut als SPD-Vorsitzender in Nürnberg in den Ring geworfen. Bisher hat er keinen Gegenkandidaten oder -kandidatin.

SPD-Stadtrat Nasser Ahmed, hier mit Christkind Benigna Munsi, hat seinen Hut als SPD-Vorsitzender in Nürnberg in den Ring geworfen. Bisher hat er keinen Gegenkandidaten oder -kandidatin. © Roland Fengler

Sein Fokus liege nun auf der vielfältigen Arbeit des Fraktionsvorsitzenden, sagte er unserer Redaktion, die gerade in der Pandemie vor einigen Herausforderungen stehe. Trotz der Kooperation in den Sachfragen mit der CSU gehe es nun darum, den "politischen Ideenwettbewerb im Rathaus zu gestalten, den wir gewinnen wollen". Parallel Fraktions- und Parteivorsitz zu gestalten, sei da kaum mehr möglich.

Hoch geschätzter Fachmann

Doch längst wabert über die Gänge im Wolff'schen Bau die Neuigkeit, dass Brehm die Nachfolge von Finanzreferent Harald Riedel (ebenfalls SPD) antreten könnte. Der weit über Stadt- und Parteigrenzen hinaus respektierte Kämmerer hatte bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt, sich mit dann 62 Jahren - und mit finanziellen Abschlägen - zurückzuziehen. Volkswirt Riedel leitet seit 2008 das Finanzreferat.

Dementi klingt anders

Für Brehm, studierter Sozial- und Volkswirt, stünden die Chancen nicht schlecht, schließlich obliegt nach der Rathausvereinbarung seiner Partei das Vorschlags- und Besetzungsrecht für dieses Amt. Doch Thorsten Brehm wiegelt erst einmal ab. Die Frage werde derzeit nicht diskutiert, das Thema stehe doch noch gar nicht an, sagt er. Erst einmal sei man "heilfroh", dass Riedel in dieser für Kommunen sehr schweren Zeit noch im Amt sei und das Ruder in rauer See fest in der Hand habe. Ein Dementi klingt anders.

Die CSU hält sich bedeckt, das sei Sache der SPD, heißt es dort ungewöhnlich einsilbig. Im Jahr 2023 sind aber auch die Christsozialen am Zug, denn sie haben das Vorschlagsrecht für den Wirtschaftsreferenten. Und der wird nach den Worten von CSU-Fraktionsvorsitzendem Andreas Krieglstein wieder der alte sein: Um Amtsinhaber Michael Fraas gebe es keine Diskussion.

Riedel hinterlässt "große Schuhe"

Für Achim Mletzko, Fraktionschef der Grünen, steht fest, dass Kämmerer Harald Riedel "sehr große Schuhe" hinterlässt. Doch er würde es Thorsten Brehm durchaus zutrauen, in sie hineinzuwachsen. "So wie er sich nach der Niederlage bei der Kommunalwahl jetzt wieder herausgearbeitet hat, ziehe ich meinem Hut vor ihm!"

Einst Konkurrenten um das Amt des Oberbürgermeisters, vielleicht bald zusammen an der Stadtspitze: Oberbürgermeister Marcus König (rechts) und SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm.

Einst Konkurrenten um das Amt des Oberbürgermeisters, vielleicht bald zusammen an der Stadtspitze: Oberbürgermeister Marcus König (rechts) und SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm. © Günter Distler

Auch Oberbürgermeister Marcus König könnte damit leben, seinen letztjährigen Herausforderer in absehbarer Zeit als wichtigen Mann neben sich an der Stadtspitze zu haben. Beide können gut miteinander und schätzen sich. Man habe den Wahlkampf so geführt, dass man auch hinterher wieder problemlos zusammenarbeiten könne, sagte König. Es werde nun spannend, was die SPD mache.

Noch ist das Rennen nicht gelaufen. Zuletzt fiel auch der Name von Jurist und Stadtrat Ulrich Blaschke im Zusammenhang mit Riedels Nachfolge.

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