Extreme Steigerungsraten bei ausländischen Gästen

Plus von 106,1 Prozent bei den Übernachtungen: Nürnberg und der Franken-Tourismus boomen wieder

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

E-Mail zur Autorenseite

10.2.2023, 13:19 Uhr
Vergangenheit und Zukunft ganz nah beieinander finden die Touristen in Nürnberg mit Zukunftsmuseum und Kaiserburg. Die Zahl der Übernachtungen in Nürnberg hat sich im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.

© Günter Distler, NN Vergangenheit und Zukunft ganz nah beieinander finden die Touristen in Nürnberg mit Zukunftsmuseum und Kaiserburg. Die Zahl der Übernachtungen in Nürnberg hat sich im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.

Jetzt soll es wieder losgehen mit den fetten Tourismus-Jahren in Franken. Sieben Jahre lang war man von Rekord zu Rekord geeilt, im Jahr 2020 wollte man sogar die bislang unerreichte Marke von 25 Millionen Übernachtungen im Jahr knacken.

Teilweise sogar besser als vor Corona

Doch dann kam Corona. Schlagartig rauschte Franken von knapp 23 Millionen Übernachtungen im Jahr 2019 auf plötzlich nur mehr 13,3 Millionen im Folgejahr herab, die Branche hatte in Franken allein im Jahr 2020 einen Umsatzausfall von vier Milliarden Euro zu beklagen. Und auch im Jahr 2021 ging es nur minimal aufwärts.

Gerade der Städte- und Auslandstourismus lag wegen Corona-Beschränkungen, wegen nicht mehr stattfindender Messen und Kongresse sowie fehlender Geschäftsreisen darnieder. Vor allem aus Asien oder Großbritannien verirrten sich kaum mehr Gäste nach Franken. Doch jetzt die Kehrtwende.

Mit der Verbesserung der Corona-Situation kam im Jahr 2022 nach ein paar schwierigen Anfangsmonaten der Tourismus mit Macht zurück - auch der aus dem Ausland. "Die Sommermonate waren in vielen Orten und Gebieten sogar besser als der Vor-Pandemie-Sommer 2019", sagte Thomas Bold, Landrat des Landkreises Bad Kissingen und Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken, bei der Vorstellung der fränkischen Tourismus-Jahresbilanz in Kronach.

Satte Zuwächse für Erlangen und Forchheim

Um satte 48,6 Prozent stieg die Zahl der Übernachtungen auf immerhin schon wieder 21,2 Millionen, also einen Wert nahe den Zahlen der Vor-Corona-Zeit. Klassische Urlaubsregionen wie das Fränkische Seenland (+ 32,4 Prozent) oder die Rhön (+ 27,8) hatten 2022 geringere Zuwächse als andere, weil sie während der Corona-Pandemie auch etwas weniger gelitten hatten.

Geradezu explodiert sind die Übernachtungszahlen dagegen in den zuvor darbenden Städten. Vor allem Nürnberg (+ 106,1 Prozent), Erlangen (+107,4 Prozent), Forchheim (+ 84,8 Prozent) und Rothenburg ob der Tauber (+79,2 Prozent) dürfen sich über gewaltige Zuwächse freuen.

Große Messen finden wieder statt, Geschäftsreisende buchen sich in den Hotels ein, die Corona-Einschränkungen wurden immer mehr zurückgefahren. Das hat dazu geführt, dass auch die zuvor fast komplett ausgebliebenen Gäste aus Asien und den USA wieder in großen Zahlen zurück sind. Übernachtungen von Touristen aus Südkorea und Taiwan (und auch Großbritannien) sind um mehr als 300 Prozent gestiegen, bei den USA waren es mehr als 280 Prozent, bei Japan 166,5 und bei China immerhin noch 92,2 Prozent.

Niederländer stellen alle anderen in den Schatten

Mit Abstand die meisten Übernachtungen von ausländischen Gästen wurden aber für niederländische Touristen verbucht (mehr als 440.000), gefolgt von Besuchern aus den USA, Polen, Österreich, Italien und der Schweiz.

Das Jahr 2023 könnte nun das erste seit 2019 werden, das wieder ohne Corona-Beschränkungen auskommt. Ob der fränkische Tourismus dadurch gleich wieder auf Rekordjagd geht, gilt allerdings als fraglich. Denn etliche Anbieter haben während der Pandemie ihr Geschäft an den Nagel gehängt oder denken wegen gestiegener Energiepreise darüber nach.

Durch Inflation, Energiekrise und Fachkräftemangel sind zudem die Preise vielerorts deutlich gestiegen, was dazu führen könnte, dass die Menschen seltener oder kürzer in den Urlaub fahren oder vor Ort weniger Geld ausgeben. Beim Tourismusverband gibt man sich dagegen betont optimistisch: "Die Reiselust ist vorhanden. Knapp 70 Prozent der Bundesbürger planen in diesem Jahr eine oder mehrere Reisen - trotz schwieriger Wirtschaftslage", zitiert Thomas Bold aktuelle Marktforschungsergebnisse.

Höhepunkte des Jahres 2023

Touristische Höhepunkte in diesem Jahr sind zum einen Jubiläen wie 50 Jahre Naturpark Frankenwald oder 30 Jahre Unesco-Welterbe Bamberger Altstadt. Welterbe ist auch das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth. Dort sollen im Frühjahr im benachbarten Redoutenhaus ein Opernhausmuseum und ein Welterbezentrum eröffnet werden. In Nürnberg wird von 7. bis 11. Juni der Deutsche Evangelische Kirchtentag gefeiert.

Mit 16 neuen Videos über alle fränkischen Urlaubsregionen, zu sehen etwa auf YouTube, will der Tourismusverband nun unter dem Titel "Perspektivwechsel" verstärkt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus rücken. Auch zu 16 Instagram-Reels, also Kurz-Videos in dem sozialen Netzwerk, wurden die Aufnahmen verarbeitet. Auf allen Kanälen wird also versucht zu erreichen, dass es so bald nicht wieder zu mageren Tourismus-Jahren kommt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare