RKI passt Kriterien an: Wer sollte sich jetzt auf Corona testen lassen?
10.11.2020, 10:09 Uhr"Testen, Testen, Testen", lautete das Motto im Kampf gegen die Corona-Pandemie in Deutschland bisher. Doch da die Labore und Arztpraxen langsam an ihre Grenzen geraten, hat das RKI die Empfehlungen an Ärzte hinsichtlich der Testkriterien angepasst. Weiterhin gilt: Viel testen, aber zielgerichtet, so die Devise.
Je höher die Fallzahlen seien, desto schwieriger werde es, alle Menschen mit Erkältungssymptomen zu testen, sagte RKI-Vizechef Lars Schaade. Nötig wären dann mehr als drei Millionen Tests pro Woche - dies sei weder nötig noch erforderlich. Deshalb habe das RKI die Empfehlungen an Ärzte hinsichtlich der Testkriterien angepasst, sagte Schaade. Faktoren seien etwa die Symptome, die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe und die Wahrscheinlichkeit, dem Coronavirus ausgesetzt gewesen zu sein.
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Besonderes Augenmerk liegt jetzt auf den Symptomen und deren Schwere: Mit den geänderten Empfehlungen für den Einsatz von Corona-Tests hoffen die bundesweit am Limit arbeitenden medizinischen Labore auf Entlastung. Man sei überzeugt, dass die aufgebauten Kapazitäten mit dem nun gewählten Fokus auf medizinisch begründete Tests ausreichen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verbands der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), Jan Kramer, der Deutschen Presse-Agentur.
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"Was wir nicht schaffen können in den medizinischen Laboren, ist, wenn jegliche Erkältungssymptomatik abgeklärt wird", sagte der Internist und Laborarzt.
Das sind die neuen Testkriterien des RKI:
- bei schweren Symptomen ( Bronchitis oder Pneumonie, Atemnot oder Fieber)
- Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns
- bei unklaren Symptomen und Kontakt zu nachgewiesenen Covid-19-Fall
- wenn sich die Symptome verschlimmern
Auch bei Symptomen wie leichtem Husten ist ein Test möglich. Dabei müssen jedoch laut RKI weitere Kriterien erfüllt werden.
Getestet wird bei leichten Symptomen unter anderem:
- bei der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe
- bei einer Tätigkeit in Pflege, Arztpraxen oder Krankenhaus
- bei Kontakt zu einem nachgewiesen Covid-19-Fall Kontakt im Haushalt oder zu einem Cluster von Personen mit akuten Symptomen ungeklärter Ursache
- Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet oder Gebiet mit hoher lokaler Inzidenz (> 35/100.000)
- wer Kontakt zu einer Person mit ungeklärten akuten Erkrankungen (z. B. Fieber) hatte, und sich in einem Landkreis mit erhöhter 7-Tage-Inzidenz (>35/100.000 Einwohner) befindet
- wer engen Kontakt zu vielen Menschen (wie Lehrer, Trainer oder Erzieher) oder zu Risikopatienten hatte oder haben wird.
Ob ein Test nach diesen Kriterien durchgeführt wird, entscheiden die Ärzte vor Ort. Das RKI hat dazu eine Orientierungshilfe erstellt, die hier nachzulesen ist.
Menschen, die nun trotz Symptomen nicht getestet werden könnten, sollten laut RKI-Vizechef Lars Schaade weitere Ansteckungen verhindern: "Sie sollten sich bitte fünf Tage isolieren und ihre Isolation danach erst beenden, wenn sie weitere 48 Stunden ohne Symptome waren." Im Fall einer Verschlechterung der Krankheitsanzeichen solle man sich testen lassen.
Bayern geht bei Corona-Tests bundesweit einen Sonderweg. Jeder kann sich auf das Virus testen lassen. Theoretisch. Angesichts von Engpässen in Laboren prüft Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun jedoch die landesweite Teststrategie. "Wir müssen jetzt sehen, ob bei steigendem Testaufkommen die Kapazitäten weiter ausreichen", so der Ministerpräsident.
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