Glückliche und gesunde Legehennen im Hühnermobil
16.10.2015, 09:01 UhrMorgens um sieben geht das Licht an, der Zugang zu den Legenestern hat sich über Nacht geöffnet. Das Licht ist für 225 Hühner das Signal, um an die Arbeit zu gehen. Die Legenester sind geräumige Kästen, die mit weichen Dinkelspelzen ausgelegt sind. Komfort pur!
Drei Stunden später kann Klaus Hörndler zur Ernte schreiten. Über eine Klappe kann er von Außen ganz bequem in die Nester greifen. Knapp 200 Eier sammelt der Landwirt an diesem Morgen ein. Die letzten Nachzügler, die es sich noch gemütlich gemacht haben, befördert Hörndler mit vorsichtigem Stupsern zurück in den Stall.
Dort werden sich die Tiere nicht lange aufhalten. Denn pünktlich um 10 Uhr – eine kleine Strom erzeugende PV-Anlage auf dem Dach und eine Zeitschaltuhr machen es möglich – öffnen sich auf der anderen Seite des mobilen Hühnerstalls die Auslaufklappen, und dann geht es für die Legehennen mit Karacho und unter lautem Gegacker hinaus ins Freie. Begleitet werden sie von zwei prächtigen weißen Hähnen.
Reichlich Platz
Klaus Hörndler hat eine Fläche von fast 800 Quadratmetern mit einem mobilen Zaun eingefriedet. Fast vier Quadratmeter Platz pro Huhn. Davon kann die bedauernswerte Verwandtschaft in den Legebatterien nur träumen. Das Grün, das Hörndlers Herde wilder Hühner an diesem Morgen bearbeitet, ist jungfräulich-frisch.
Binnen einer Woche zeigen sich von dem ganzen Gescharre, Gepicke und Gezupfe aber deutliche Abnutzungsspuren. Doch für den mobilen Hühnerstall ist das kein Problem. Einmal pro Woche kommen Erika und Klaus Hörndler nämlich nicht zu Fuß zum Hühnerstall am Waldrand, um die Eier abzuholen. Einmal in der Woche haben sie einen Traktor dabei und ziehen den ganzen auf Rädern stehenden Stall einfach 50 Meter weiter. Dort wartet die nächste unberührte Wiese auf die Hühner.
Automatische Versorgung
Der Stall selbst ist ein kleines technisches Wunderwerk. Er ist im Prinzip völlig autark. Wasser und Futter (Mais, Weizen, Soja, Luzerne, Mineralstoffe, selbstverständlich aus gentechnikfreiem Anbau) werden im Obergeschoss des Hühnermobils, dem Schlaf- und Futterraum, zwar täglich kontrolliert, aber in der Regel nur einmal pro Woche aufgefüllt.
Auch das wöchentliche Misten passiert zumindest halbautomatisch. Kot aus dem Schlaf- und Futterraum wird mittels Förderband aus dem mobilen Hühnerstall geschafft.
Nur im Parterre muss Erika Hörndler täglich Hand anlegen. Im Scharrraum unterhalb des Schlaf- und Futterraums gibt es regelmäßig Strohhäcksel und andere Dinge zum Picken.
Von null auf 210 in ein paar Wochen
Erst im August haben die Hörndlers ihren mobilen Hühnerstall erstmals mit Mietern bestückt: mit 18 Wochen alten Hühnern und den zwei Hähnen. Zwei Wochen später begannen die ersten Hühner Eier zu legen.
Inzwischen läuft die Produktion auf Hochtouren. „Im Schnitt 210 Eier pro Tag“, freut sich Erika Hörndler. Durch das viele frische Grün sind die Dotter der Eier kräftig gelb. Zudem ist die Schale sehr fest. „Damit platzen sie beim Kochen nicht so leicht“, erklärt die Fachfrau.
Frische aus dem 24-Stunden-Automat
Zeitgleich mit dem mobilen Hühnerstall — die Anregung holten sich die Hörndlers in Oberasbach, auch in Greuth bei Katzwang steht ein solches Hühnermobil — hat das Landwirts-Ehepaar auch in seinen Hofladen investiert. Er hat nämlich jetzt nicht mehr nur, wie bisher, am Freitagnachmittag geöffnet, sondern gewissermaßen rund um die Uhr. Eier, Nudelprodukte und Brotaufstrich gibt es nämlich jetzt 24 Stunden lang am Automaten direkt vor dem Hof.
Klar ist aber auch: Irgendwann sollen sich die Investitionen auch auszahlen. Das Ei ist nicht ganz billig: 30 Cent pro Stück, drei Euro für den üblichen 10-er-Karton. „Ich hoffe, den Kunden ist es ein paar Cent wert, dass wir jetzt wirklich glückliche Hühner haben“, sagt Erika Hörndler.
Im Gegensatz zu den normalen Legehennen hat Hörndlers Federvieh nicht nur ein glückliches, sondern auch ein längeres Leben. Die Hörndlers wollen ihren Hühnern eine zweite Legesaison gönnen, auch wenn dann der Ertrag erfahrungsgemäß zurückgeht. Am Ende wird Hörndlers gackernde Reisegesellschaft allerdings so enden, wie die meisten Legehennen der Bauern in der Region: als ganz normale Suppenhühner.
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