Vertane Chance im Freistaat

Trotz Söder-Plänen: Kaum Photovoltaik auf staatlichen Dächern in Bayern

22.6.2021, 15:52 Uhr
Photovoltaikanlagen sind in Bayern noch ein seltenes Bild auf staatlichen Dächern.

© Patrick Pleul, dpa Photovoltaikanlagen sind in Bayern noch ein seltenes Bild auf staatlichen Dächern.

Bisher wurde lediglich auf etwa 30 Prozent der geeigneten staatlichen Dächer in Bayern eine Photovoltaikanlage errichtet. Auf den verbleibenden Dächern besteht ein Potenzial von 100 Megawatt Peak, das bislang noch ungenutzt bleibt. Das ergab eine Anfrage zum Plenum des Forchheimer Landtagsabgeordneten Sebastian Körber (FDP), die das Bayerische Bauministerium nun beantwortete.

Nur 14 Prozent der Dächer "geeignet"

Wie viele Dächer der rund 8000 staatlichen Gebäude dabei tatsächlich als geeignet gelten, bleibt unbeantwortet. Vor einigen Jahren ergab die teilweise Untersuchung von staatlichen Dächern, dass nur 14 Prozent geeignet für PV-Anlagen seien. "Der Landtag oder die Ministerien kommen aus Denkmalschutzgründen nicht in Frage, aber überall stehen Vermessungs-, Forst- oder Finanzämter, die wunderbar geeignet wären", meint Körber.

In der niedrigen Quote steckt nicht nur Brisanz, weil Ministerpräsident Markus Söder gerne vom "Sonnenland Bayern" und der Zukunft als Photovoltaik-Stromerzeuger spricht, sondern weil er auch eine Solarpflicht angekündigt hat. Ursprünglich sollte sie schon 2021 für gewerbliche Neubauten kommen, 2022 dann bereits für private. Die Solarpflicht soll wohl auch für grundlegende Dachsanierungen von bestehenden Gebäuden gelten.


Söders Solarpflicht-Plan: Muss jetzt Photovoltaik auf jedes Dach?


Beides wird sich nun vermutlich um mehrere Jahre verzögern, ist aber weiterhin geplant. Ab 2022 soll es zumindest eine Solarpflicht für staatliche Dächer in Bayern geben. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), der diese Pläne forciert, kann allerdings noch nicht sagen, welche Kriterien für "geeignete" Dächer angelegt werden, wie groß die Anlagen zu sein haben und bis wann die Ausstattung der Dächer mit Photovoltaik abgeschlossen sein soll. "Hier muss klar gesagt werden: So viele Dächer haben wir, und bis zu diesem Zeitpunkt wollen wir sie ausgestattet haben", fordert Körber.

Bauen verteuert sich um Tausende Euro

"Wenn der Staat schon den Bürgern abverlangen will, auf ihren Dächern einen PV-Anlage zu errichten und damit Bauprojekte um viele Tausend Euro verteuert, muss er schon selbst eine Vorbildfunktion übernehmen und vorangehen", betont Körber. Er lehnt eine Solarpflicht klar ab und will die Bauherren selbst entscheiden lassen, was sie für sinnvoll halten. "Die Leute müssen sich das Bauen noch leisten können", meint er.

Falls die Staatsregierung die Solarpflicht für gewerbliche und private Neubauten wirklich durchsetzen wolle, müsse sie zumindest eine angemessene Förderung einführen. Derzeit gibt es in Bayern keine Förderung für die Errichtung von PV-Anlagen, lediglich Solarstromspeicher werden mit einigen Hundert Euro (je nach Größe) gefördert.


Solarpflicht: Fränkische Stadt erlaubt nur noch Häuser mit Photovoltaikanlagen


Das Wirtschaftsministerium geht in seiner Antwort auf Körbers Anfrage allerdings grundsätzlich davon aus, dass eine PV-Anlage bei einem Installationspreis von rund 1100 Euro pro Kilowatt Peak (Einfamilienhäuser haben in der Regel vier bis zehn Kilowatt Peak) sich zumindest langfristig wirtschaftlich lohnt. Die Kosten würden durch die Einsparung von Energiekosten bei Eigenverbrauch und durch die Einspeisevergütung wieder erwirtschaftet.

0 Kommentare