Kirchweih-Eklat: Erkan Dinar steht weiter unter Beschuss

21.8.2014, 09:25 Uhr
Kirchweih-Eklat: Erkan Dinar steht weiter unter Beschuss

© Zöllich

„Wir fordern den Rücktritt von Erkan Dinar als Stadtrat“ heißt eine Facebook-Seite, die es seit vergan­genem Montag gibt. Am Donnerstagvormittag hatte das Anliegen schon über 750 Unterstützer – Tendenz steigend. Denn der Unmut, den viele Weißenburger über den Linken-Politiker im Internet äußern, ist groß. Schon der Polizeibericht hatte die Gemüter erhitzt: Den Ausführungen zufolge hatte Dinar stark alkoholisiert auf der Kirchweih randaliert, einen Polizisten ins Gesicht geschlagen und heftigen Widerstand gegen die Beamten geleistet. Die Gegendarstellung des Linken-Stadtrats wurde nicht viel positiver aufgenommen. „Rücktritt!“, fordern nun zahlreiche Internetnutzer.

Von wenigen Beispielen abgesehen kann in den meisten Kommentaren von Sachlichkeit allerdings keine Rede sein. Hier wird mit zahlreichen Vor­urteilen jongliert, Klischees werden bedient. „Die Linken sind ja sowieso nicht knusprig. Ab in die Gummizelle!“, fordert Nutzer „PH IL“. „Niemand braucht so einen gewalttätigen Linken hier in Weißenburg noch sonst wo!“, schreibt „Vollgas Andi“.

Einige Nutzer schwingen auch die Ausländerkeule, wie zum Beispiel der User unter dem Namen „Martin Heinze“: „Shame of you, Sie sind hier nach Deutschland gekommen und Sie ha­ben aufgrund unserer demokratische Rechte Asyl bekommen und genießen seither Freiheit und Demokratie. Dieses Geschenk treten Sie nun mit Füßen, vielmehr noch Sie bringen Schan­de über unsere Stadt Weißenburg und seine Bürgern.“ Tatsachen werden hier komplett außen vor gelassen.

Die öffentliche Diskussion um den Kirchweih-Vorfall des Linken-Politikers ruft auch dessen langjährige politische Feinde auf den Plan. Personen, die auch über die Grenzen Weißenburgs hinaus als Neonazis bekannt sind, mischen sich ebenfalls mit Kommentaren unter die Nutzer. „Herr Dinar ist ja schon seit jeher für seine Glaubwürdigkeit bekannt . . .“, schreibt beispielsweise ein User sarkastisch, der bekannterweise einer der führenden Köpfe der rechten Szene in Weißenburg ist. Ironisch fügt er hinzu: „Und selbstverständlich gibt es keine gewaltbereite linksextre­me Szene in Weißenburg, die er schon als ehemaliger JUZ-Vorstand um sich geschart hat.“

Anonyme Rücktrittsforderung

Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem die Facebook-Seite, die den Rücktritt von Erkan Dinar fordert. Eine sachliche Ausei­nandersetzung mit dem Thema findet kaum statt. Der in Deutschland geltenden Impressumspflicht kommen die Seitenbetreiber nicht nach – es gibt keinerlei Hinweis darauf, wer diese Forderung stellt und aus welchen Beweggründen.

Einzelne Facebook-User mutmaßen bereits, dass der oder die Macher der Seite im rechtsextremen Spektrum anzusiedeln sind und kritisieren die Ano­nymität. Dem hält der Seitenbetreiber entgegen: „Die Anzahl der „Gefällt mir“-Klicks macht deutlich, dass die berechtigte Kritik und Rücktrittsforderung nicht nur aus der rechten Ecke, sondern vor allem aus der Mitte der Gesellschaft kommt!“ Auf eine Nachfrage unserer Zeitung in Hinblick auf das fehlende Impressum erhielt die Redaktion eine Nutzer-Blockade anstelle einer Antwort. Offenbar will der Seitenbetreiber seine Identität keinesfalls offenlegen, unangenehme Fragen werden gelöscht.

Der Erfolg der Facebook-Seite zeigt aber auch, dass in Weißenburg anscheinend großer Diskussionsbedarf zum Thema Erkan Dinar und den Folgen seiner Festnahme besteht. Auf nordbayern.de läuft eine Umfrage, ob der Linken-Politiker als Stadt- und Kreisrat zurücktreten sollte.

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