Zahlen-Wirrwarr: So viele Covid-Patienten müssen in Bayern beatmet werden
2.11.2020, 16:50 UhrIn der vergangenen Woche, in der die Staatsregierung die Bevölkerung auf weitere Einschränkungen vorbereitete, herrschte Durcheinander. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sprach von 926 Covid-19-Patienten in Kliniken, von denen 114 in Intensivbetten mit Beatmung liegen würden.
Beatmen oder nicht? Wie Ärzte in der Corona-Krise um Leben kämpfen
Zwei Tage später verkündete Humls Kabinettskollege Hubert Aiwanger (FW), der Wirtschaftsminister, 151 Corona-Patienten würden schon "an der Beatmung hängen". Aiwanger begründete damit seine Unterstützung für den Teil-Lockdown in Bayern.
Ganz andere Zahlen
Ein Blick in die Statistik der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), die die Daten für das Berliner Robert-Koch-Institut erhebt, zeigte was ganz anderes. An jenem Dienstag seien demnach 55 Patienten beatmet worden, am Donnerstag dann 71, also etwa jeweils halb so viele, wie Huml und Aiwanger angegeben hatten.
Jetzt stellt die Gesundheitsministerin klar, entscheidend bei der Bewertung der Pandemie-Lage sei die die Entwicklung der Zahl von Covid-Patienten, die in sogenannten ICU-Betten behandelt würden. Das sind Intensivpflegebetten mit Beatmungsmöglichkeiten. Die Behandlung in einem solchen Bett bedeute aber nicht zwingend, dass der Patient aktuell auch beatmet werde. Es könne aber jederzeit dazu kommen.
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Am 1. September sei die Zahl der Corona-Patienten in solchen ICU-Betten erst bei 29 gelegen. Nach dem derzeitigen Stand seien es bereits 251.
Daten der Krankenhäuser
Das Gesundheitsministerium, so ein Sprecher, greife dabei auf Angaben eines IT-gestützten System mit dem Namen Ivena zurück. Das sind Daten, welche die Krankenhäuser im Hinblick auf die aktuelle Pandemielage an die zuständigen Stellen meldeten. Die ergeben ein bayernweites Monitoring der Bettenkapazitäten, und das tagesaktuell.
Demnach würden in Bayern jetzt insgesamt 2309 Kranke in Intensivbetten mit der Möglichkeit zur Beatmung behandelt. Und eben 251 davon seien an Sars-CoV-2 erkrankt. 743 solcher Betten waren noch frei. Insgesamt würden derzeit in bayerischen Krankenhäusern 1444 Patienten mit einer Corona-Infektion behandelt. Zahlen für Nordbayern liegen dem Ministerium nicht vor.
Huml verneint Engpass
Laut Huml haben die Krankenhausträger mit Unterstützung ihres Hauses seit dem Frühjahr erhebliche zusätzliche Intensivkapazitäten geschaffen. "Die Zahlen der Covid-Patienten steigen zunehmend." In Kürze würden deshalb weitere Maßnahmen ergriffen, um die Patientenströme regional und überregional "noch besser steuern zu können".
Einen Engpass beim Pflegepersonal auf den Intensivstationen in Bayern wegen der Pandemie sieht die Staatregierung noch nicht. In anderen Bundesländern wird der vielfach beklagt. Auch die Vereinigung der Pflegenden in Bayern hatte zuvor von massiven Engpässen gesprochen und vor einem Zusammenbruch des System gewarnt.
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