Gekippte Konzertsaal-Pläne und Opernhaus-Sanierung: Joana Mallwitz spricht Klartext
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Nürnbergs Stardirigentin im Interview
Gekippte Konzertsaal-Pläne und Opernhaus-Sanierung: Joana Mallwitz spricht Klartext
Nürnberg
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Ihren Vertrag in Nürnberg verlängert sie nicht, stattdessen wechselt sie 2023 nach Berlin. Im Leben von Stardirigentin Joana Mallwitz gab es zuletzt viele Veränderungen, unter anderem erwartet die 34-Jährige ihr erstes Kind. Wir sprachen mit ihr.
Erst die lange Coronapause, dann keine Vertragsverlängerung, sondern der Wechsel nach Berlin: Wie viel Platz hat Nürnberg in Ihrem Leben noch?
Joana Mallwitz: Ich war selber überrascht, wie schnell die Verhandlungen mit dem Konzerthausorchester im Sommer vorangekommen sind. Es ist gut, dass der Wechsel jetzt bekannt ist, aber für mich liegt er noch in ferner Zukunft. Ich habe zwei wirklich voll gefüllte Jahre mit der Staatsphilharmonie Nürnberg vor mir, mit richtungsweisenden Projekten und großen Produktionen. Im Moment bin ich absolute Nürnbergerin. Auch emotional: Hier wird unser Kind zur Welt kommen und die ersten zwei Jahre in dieser Stadt groß werden.
Fürchten Sie um die Identifikation der Nürnberger mit ihren Orchestern und dem Opernhaus – gerade wo bei letzterem eine enorm teure und langwierige Sanierung ansteht?
Absolut, weil man das jedes Mal fürchten muss, wenn eine so lange Zeit der Unsicherheit ansteht und man alles noch vor sich hat. Andererseits kann das auch eine Chance sein, wenn man es richtig anpackt. Das weiß ich aus meinen Erfahrungen aus Heidelberg. Damals wurde gerade das Opernhaus neu gebaut, wir haben in einem Zelt musiziert, und das hat funktioniert.
Wenn die Tatsache, dass man eben nicht am gewohnten Ort wie gewohnt musiziert, genutzt wird, um noch mehr Nähe zum Publikum zu entwickeln. Und noch ungewöhnlichere Projekte zu planen. Außerdem ist es enorm wichtig, dass erstens die Sanierung gesichert ist und nicht noch länger dauert und zwischendurch plötzlich wieder Abstriche gemacht werden. Das darf auf keinen Fall passieren. So eine Sanierung ist immer eine Riesen-Investition und man hat bei allen Projekten in den anderen Städten gesehen, wie sehr sich das lohnt, auch wenn es erst mal solche monströsen Summen sind. Man muss bei diesen Projekten antizyklisch denken. Am Ende wird es ein Riesengewinn für die Stadt sein. Und man muss als Ausweichspielstätte einen Ort finden, der gut erreichbar und nahbar ist. Der niederschwellig ist und trotzdem für die Kunst funktioniert. Das ist wirklich das wichtigste.
Welche der diskutierten Ausweichspielstätten in Nürnberg wäre das?
Man kann bei keinem der Orte in der Diskussion sagen, der ist es und der funktioniert von alleine. Nehmen wir zum Beispiel das ehemalige Reichsparteitagsgelände: Daraus könnte eine Chance werden, man muss aber natürlich alle Seiten bedenken, das immens gut vorbereiten und planen und noch besser kommunizieren. Wenn man sich andererseits einen Ort mitten in der Stadt sucht und zum Beispiel ein Zelt auf die Wiese baut, dann muss es etwas anderes sein, was diesen Ort zu einem speziellen macht.
Das einzige, was man generell sagen kann, ist, es darf nicht zu weit weg sein. Nicht zu weit draußen. Sonst droht die Identifikation mit und die Nähe zum Publikum flöten zu gehen. Die Stadtgesellschaft kriegt die Kunst dann vielleicht gar nicht mehr mit und verliert den Kontakt zum Haus. Dann stirbt ein Opernhaus, dann stirbt ein Ensemble, dann stirbt ein Spielbetrieb.
Sehen Sie diese Gefahr in Nürnberg? Und wie kann man sie bannen?
Es braucht bei solchen Projekten eine Vision. Man kann so etwas nicht nebenbei planen oder kleiner planen. Und natürlich plant man das immer antizyklisch. Es wird nie die Situation auftreten, in der es heißt, wir haben gerade ein paar hundert Millionen in der Portokasse übrig. Das war auch nie so bei den Festspielhäusern in Salzburg, die die Stadt heute maßgeblich prägen. Und auch nicht bei der Elbphilharmonie und den Konzerthäusern in anderen Städten. Am Ende rentiert sich das für eine Stadt - auch und gerade wirtschaftlich. Es kann nur etwas wachsen, in das man investiert. Sonst schrumpft man.
In Zusammenhang mit ihrem Engagement beim Konzerthausorchester Berlin sprachen sie von einem „Fokuswechsel“. Ist Ihnen sinfonische Musik im Laufe ihrer Karriere immer wichtiger geworden?
Man kann nicht sagen, dass mir das Sinfonische plötzlich lieber geworden ist und ich keine Oper mehr machen will. Nein, ich liebe die Oper und kann ohne Oper nicht leben. Aber nach Nürnberg eben als Gastdirigentin und nicht mehr fest an nur ein Haus gebunden. Ich war dann eine sehr lange Zeit immer fest an Opernhäusern engagiert, davon neun Jahre als GMD. Daher wird dann der richtige Zeitpunkt gekommen sein, dass mein Zuhause bei einem Sinfonieorchester sein wird.
Das Konzerthausorchester ist sehr engagiert bei der Erschließung neuen Publikums. Hat das ihre Entscheidung für Berlin beeinflusst?
Am Ende beeinflusst meine Entscheidung eigentlich nur eine Sache: ob die Chemie mit dem Orchester stimmt. So war es in Nürnberg auch - und es hat sich bewahrheitet. Aber natürlich ist mir die Gewinnung neuen Publikums sehr wichtig, genauso wichtig wie der Erhalt und die Pflege des schon bestehenden. Bei diesem Thema sind das Team und die Musikerinnen und Musiker des Konzerthausorchesters sehr offen. Da spüre ich eine große Lust, Sachen auszuprobieren und auch ein Risiko einzugehen. Ich glaube, da passen das Orchester und ich gut zusammen, das ist ein gutes Match.
Muss bei der Öffnung der Klassischen Musik noch mehr getan werden?
Man kann bei diesem Thema eigentlich nie genug tun, aber man darf dabei nicht den Denkfehler begehen, den Kern der klassischen Musik aufzuweichen, sozusagen das eigentliche Produkt zu verwässern. Am Ende funktioniert das alles nur, wenn am Abend die Sinfonie fantastisch musiziert wird und abhebt - das hat den unmittelbaren Effekt auf das Publikum.
Warum müssen die Orchester heute quasi ihr Nachwuchspublikum selber schaffen?
Wir leben in einer Zeit, in der die Selbstverständlichkeit der Beziehung zwischen Musik und dem Publikum nicht mehr so gegeben ist, wie es zu Zeiten des klassischen Bildungskanons war. Das sind eigentlich Probleme, die mehr den Bildungsbereich insgesamt betreffen, zum Beispiel wird der Musikunterricht an den Schulen immer mehr gekürzt, es wird viel zu wenig gesungen, Notenlesen und Harmonielehre gelten nicht mehr als selbstverständlich zu vermittelnde Fähigkeiten, die dem Allgemeinwissen zuzuordnen sind. Es bringt aber nichts, mit dem Finger aufeinander zu zeigen, sondern die Akteure im musikalischen Betrieb müssen eben schauen, wie sie das durch Eigeninitiative zumindest teilweise kompensieren können.
Denn eines ist klar: Wenn ein junger Mensch nicht wenigstens einmal in ein Theater oder Konzert den Fuß hineingesetzt und da gar keine Berührungspunkte hat, dann wird er auch später in seinem Leben eher schwierig einen Zugang dazu finden. Und das verstehe ich auch, dass das so ist, aber man verpasst so viel. Man weiß gar nicht, was man alles verpasst. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass das junge Publikum diese frühen Erfahrungen machen kann. Wie toll das ist und was das für einen Spaß macht, einen tollen Opernabend zu erleben oder ein Konzert. Oder im Theater zu sitzen und gebannt zu sein von dem, was da geschieht. Ich bin überzeugt: Wer das einmal erlebt hat, wird es immer wieder suchen. Und wiederkommen.
Sie kennen das Konzerthausorchester bereits gut. Wie würden Sie die Qualitäten dieses Orchesters beschreiben?
In Berlin hatte ich mit dem Konzerthausorchester während der Coronazeit gleich zwei Projekte, das hat prima funktioniert. Ich habe die Proben als extrem konzentriert und fokussiert empfunden. Und dann entstand eben das gewisse Etwas, das ich immer suche: Dass man dann nach der Probenphase loslassen kann im Konzert. Das reizt mich an einem Klangkörper: Einerseits sehr konzentriert zu sein und andererseits so risikofreudig und offen, dass man das abends im Konzert freilassen kann, was man vorher geprobt hat. Das hat selbst unter diesen merkwürdigen erschwerten Bedingungen geklappt: ohne Publikum im Berliner Konzerthaus.
Sie stehen künftig in Berlin in einer Reihe mit Spitzenorchestern wie den Berliner Philharmonikern und der Staatskapelle Berlin. Spüren Sie da Erfolgsdruck?
Natürlich weiß jeder Musiker, der nach Berlin kommt, was für ein einzigartiges Pflaster das. An jedem Abend gibt es zig Veranstaltungen von höchster Qualität. Und das Publikum muss sich entscheiden, wo es hingeht. Andererseits beeinflusst das meine Arbeit nicht. Ich kann ja nicht anders arbeiten, als ich es sonst tue: nach bestem Wissen und Gewissen.
Mit „Cosi fan tutte“ in Salzburg haben Sie gerade große Erfolge gefeiert. Haben Sie in der Geburtsstadt Mozarts so etwas wie den „Genius Loci“ verspürt?
Salzburg ist schon ein ganz besonderer Ort. Einfach durch diese Verdichtung durch die Festspiele jedes Jahr. Und durch diese Tradition: Man weiß, so ein Stück wie „Cosi fan tutte“ läuft dort seit 100 Jahren mindestens alle drei Jahre. So wird Aufführungsgeschichte geschrieben. Wie man in einer Generation Mozart spielt, entscheidet sich an Orten wie Salzburg. Das ist natürlich etwas Einzigartiges. Aber auch ein Beispiel dafür, wie sehr sich eine riesige und damals umstrittene Investition wie es die Salzburger Festspielhäuser in den 1960er Jahren waren, für eine Stadt auszahlen können. Inzwischen ist die Stadt so von den Festspielen geprägt. Salzburg ohne die Salzburger Festspiele, da würde wirklich etwas fehlen. Das ist die Denkweise, die auch für die Diskussion notwendig ist, weshalb eine Stadt ein Opernhaus saniert und einen ordentlichen Konzertsaal braucht.
Wenn ein junger erfolgreicher männlicher Dirigent verkünden würde, dass er Vater wird, würde wohl immer noch kaum jemand fragen, wie er Beruf und Karriere vereinbaren kann. Machen Sie da gerade andere Erfahrungen, werden Sie auf dieses Thema angesprochen?
Natürlich werde ich darauf angesprochen. In Nürnberg ist es auch total schön, weil alle sich so freuen. Ich bin ja nicht von mir aus rausgegangen und habe gesagt: Liebe Medien, ich kriege ein Kind. Sondern es kamen Anfragen und ich musste mich dazu äußern. Als Frau kann ich natürlich nur mutmaßen, wie es mir als Mann ergangen wäre, aber ich vermute stark, dass es nicht ein so großes Thema gewesen wäre.
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