Deutlich billiger als Generalsanierung
Soll die Nürnberger Oper für immer in die Kongresshalle umziehen? Politbande schlägt Dauerlösung vor
27.9.2021, 13:52 UhrSollte das neue Nürnberger Opernhaus dauerhaft in der Kongresshalle untergebracht werden? Diesen Vorschlag macht jetzt die Politbande, in einer Mitteilung, die Julia Wally Geyermann und Ernesto Buholzer Sepúlveda verfasst haben. Letzterer ist Mitglied des Nürnberger Stadtrats und u. a. von Kulturausschuss und Opernhauskommission, in der in den nächsten Wochen eine Entscheidung über die Interimsspielstätte während der Operngeneralsanierung gefällt wird.
Statt einer „zeit- und kostenintensiven Sonderanfertigung“ für ein Interimsgebäude spricht sich die Politbande nun für einen permanenten Oper-Standort auf dem Gelände der Kongresshalle aus. „Die Option eines vollständigen Neubaus wurde bisher unzureichend eruiert und die Idee der Sanierung hat sich auf Grund eingespielter politischer und verwaltungstechnischer Abläufe leider verfestigt“, heißt es in dem Schreiben.
Die Neubaulösung sei aber erheblich kostengünstiger als die Generalsanierung, deren Kosten samt Interimslösung auf rund 860 Millionen bis eine Milliarde Euro geschätzt werden.
Laut Politbande wäre die Kongresshalle aufgrund „baulicher und eigentumsrechtlicher Gegebenheiten“ als dauerhafter Opernstandort geeignet. Dies würde auch das Bewusstsein für den Umgang mit den Nürnberger Bauwerken aus der Nazizeit schärfen und hätte Signalwirkung. „Ein Staatstheater auf dem Gelände des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes würde so immer auch als Mahnmal gegen den menschen- und kulturverachtenden Nationalsozialismus stehen“, so die Politbande.
Diese erhofft sich von der neuen Dauerspielstätte auch eine „nachhaltige Verbindung von Sub- und Hochkultur“ und bezieht sich dabei auf den in der Kulturhauptstadtbewerbung entworfenen Plan der Stadt, die Kongresshalle in Zukunft als Künstlerhaus mit Ateliers, Proben- und Veranstaltungsräumen zu nutzen.
So könne auch das Problem der adäquaten Sanierung des von den Nazis in den 1930er Jahren grundlegend umgestalteten Innenraums des Opernhaus umgangen werden.
„Es stellt sich also die Frage, welcher Innenraum bei einer Restaurierung da eigentlich wiederhergestellt werden soll; in Stein gehauene Nazipropaganda oder eine aufwendige Rekonstruktion des Originals. Beides wäre wohl problematisch“, schreibt die Politbande.
Für das alte Opernhaus am Richard-Wagner-Platz schlägt die Politbande eine alternative Nutzung als „neuer Kulturraum und Begegnungsort ... in unmittelbarer Innenstadtnähe“ vor. Angedacht werden hier eine Art botanischer Garten für die Landesgartenschau 2030 oder ein „Klima- und Kulturhaus“.
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