Achtung, Zeckenkrankheit

Wenn die Zecke zubeißt: So lässt sich Borreliose erkennen

Elias Thiel

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3.11.2024, 05:00 Uhr
Zeckenbisse gelten als gefährlich, da die Tiere Krankheiten übertragen, wie FSME oder Borelliose.

© imago/Becker&Bredel Zeckenbisse gelten als gefährlich, da die Tiere Krankheiten übertragen, wie FSME oder Borelliose.

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Gerade in den Sommermonaten kommt es häufig vor, dass nach ausgedehnten Spaziergängen in der Natur kleine Zecken auf der Haut entdeckt werden. Obwohl Zeckenstiche meist harmlos sind, besteht in einigen Fällen das Risiko, dass durch den Stich Krankheitserreger übertragen werden. Diese können zu einer Infektion mit Borreliose führen.

Ein Überblick über die Symptome, die Behandlung und die Folgen von Borreliose.

Der Begriff "Borreliose" beschreibt eine Gruppe von bakteriellen Infektionskrankheiten, die durch Borrelien ausgelöst werden. Dazu gehören vor allem Lyme-Borreliose und das Rückfallfieber. Häufig wird unter einer Borreliose die Lyme-Borreliose verstanden, da sie die einzige Erkrankung in Europa ist, die durch Borrelien ausgelöst wird.

Lyme-Borreliose ist in Deutschland weitverbreitet, mit mehreren Zehntausend Erkrankungen pro Jahr. Etwa jede dritte Zecke ist Träger des Erregers. Infizierte Zecken übertragen das Bakterium auf bis zu 5,6 Prozent der Gestochenen, wobei das Risiko nach zwölf Stunden Saugzeit stark ansteigt. Jedoch entwickeln nur etwa 1,4 Prozent der Betroffenen tatsächlich eine Borreliose.

Die Symptome einer Borreliose variieren oftmals.

  • Wanderröte:
    Wanderröte tritt in etwa 90 Prozent der Borreliose-Fälle auf. Sie zeigt sich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich durch eine ringförmige Rötung, meist an der Einstichstelle oder an anderen Körperstellen. Die Rötung ist mindestens fünf Zentimeter groß, etwas blass in der Mitte und breitet sich über mehrere Tage aus.
  • Grippesymptome:
    Eine Borreliose beginnt häufig mit Grippesymptomen (versteckte Borreliose Symptome) und kann schnell fehlinterpretiert werden. Dazu gehören Beschwerden wie: Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, Fieber und Nachtschweiß.
  • Hautveränderungen:
    In seltenen Fällen können knötchenartige oder blaurote Schwellungen an Ohren, Brustwarzen oder im Genitalbereich auftreten, überwiegend bei Kindern.
    Manchmal entwickelt sich eine chronische Hautentzündung (Acrodermatitis chronica atrophicans), die hauptsächlich an den Armen, Beinen, der Nase, den Fingern oder Zehen auftritt. Diese äußert sich in einerdünneren, bläulich verfärbten Haut.

Gleichzeitig gibt es verschleppte Borreliose-Symptome, die in sehr seltenen Fällen auftreten. Deswegen kann Borreliose zu Spätfolgen führen:

Herzrhythmusstörungen

In äußerst seltenen Fällen kann eine Herzentzündung (Karditis) auftreten, die möglicherweise Herzrhythmusstörungen verursacht. Bei der schwersten Form einer Herzrhythmusstörung (dem AV-Block dritten Grades) ist die Übertragung elektrischer Signale im Herzen unterbrochen, sodass das Herz sehr langsam schlägt und jederzeit stillstehen kann. Wenn Borrelia burgdorferi das Herz befällt, kann dies verschiedene Symptome hervorrufen wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schwindel, unregelmäßiger Herzschlag, Brustschmerzen und kurze Bewusstlosigkeit.

Neuroborreliose

In einigen (seltenen) Fällen können die Bakterien auch die Nerven befallen und zu einer Neuroborreliose führen, die mit Nervenschmerzen und Lähmungen einhergeht. Die Symptome treten meist Wochen bis Monate nach einem Zeckenstich auf. Etwa drei Prozent der Borreliose-Patienten entwickeln Neuroborreliose, die sich durch brennende Nervenschmerzen, Gesichtslähmung oder Schäden am zentralen Nervensystem bemerkbar machen kann. In seltenen Fällen können entzündliche Nervenreizungen zu Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen sowie Lähmungen führen. Bei Kindern zeigt sich Neuroborreliose oftmals als Hirnhautentzündung mit starken Kopfschmerzen und Gesichtslähmungen.

Chronische Gelenkentzündung

Etwa fünf Prozent der Borreliose-Betroffenen entwickeln Monate oder Jahre nach der Infektion eine chronische Gelenkentzündung, die als "Lyme-Arthritis" bekannt ist. Diese betrifft häufig die Kniegelenke, aber auch Sprung-, Ellenbogen-, Finger-, Zehen- und Handgelenke. Sie tritt meist in Form von wiederkehrenden Schüben auf.

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Borrelien können sowohl Menschen als auch Tiere befallen und werden durch Zecken übertragen. Sobald eine Zecke zusticht, gelangen die Borrelien über den Speichel der Zecke in den Körper. Das Risiko für eine Zecke mit Borreliose-Erreger steigt mit dem Alter der Zecke, da sie die Bakterien durch Infektion von Nagetieren und anderen Waldbewohnern aufnimmt. Zecken haften sich an vorbeigehende Menschen oder Tiere und wandern oftmals zu warmen, feuchten Körperstellen wie Achseln oder dem Schambereich.

Menschen können andere Menschen mit Borrelien allerdings nicht anstecken.

Achtung: Zwischen dem Zeckenstich und den ersten Borreliose-Symptomen liegen oftmals mehrere Tage bis Wochen. Da diese Zeitspanne lang sein kann, erinnern sich viele Patienten nicht einmal mehr an den Stich oder haben ihn erst gar nicht bemerkt.

Bei Verdacht auf Borreliose ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner, der bei Bedarf und der Art der Schmerzen zu einem Facharzt wie einem Neurologen, Orthopäden oder Rheumatologen überweisen kann. Neben der Krankengeschichte (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung können Laboruntersuchungen durchgeführt werden, bei denen nach Antikörpern gegen Borrelien gesucht wird.

Bei frühzeitigen Formen der Borreliose (etwa der "Wanderröte") setzen Ärzte in der Regel Antibiotika wie Doxycyclin oder Amoxicillin zur Behandlung ein. Diese Antibiotika werden meist über einen Zeitraum von zehn bis 21 Tagen in Tablettenformoder als Saft verabreicht. Die genaue Dauer der Therapie hängt von der Schwere und Dauer der Symptome sowie vom verwendeten Antibiotikum ab.

Borreliose selbst hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung, die vergleichbar mit der von Personen ohne Erkrankung ist. Allerdings können einige Spätfolgen (etwa eine Herzmuskelentzündung) die Lebenserwartung negativ beeinflussen. Die Erkrankung ist in der Regel nicht tödlich, aber in sehr seltenen Fällen können Komplikationen entstehen. Ohne Behandlung verschlechtert sich die Prognose, da unbehandelte Borreliose häufiger zu Folgeerkrankungen und langfristigen Problemen führt.

Bei Spätmanifestationen der Borreliose (Lyme-Arthritis) wird in der Regel eine 30-tägige Behandlung mit Antibiotika (Doxycyclin oder Amoxicillin) verordnet. Bei chronischer Hautentzündung ohne Nervensystembeteiligung erfolgt eine 30-tägige Therapie mit Doxycyclin oder Amoxicillin. Wenn neurologische Symptome auftreten, erhalten Patienten meist eine intravenöse Behandlung mit Penicillin G, Ceftriaxon oder Cefotaxim über einen Zeitraum von 14 bis 21 Tagen.

Ein schneller Therapiebeginn ist entscheidend für den Verlauf der Borreliose. Je früher die Behandlung stattfindet, desto besser kann verhindert werden, dass sich die Bakterien im Körper ausbreiten und vermehren. Bei frühzeitiger Behandlung verschwinden die Symptome in der Regel vollständig und die Borreliose heilt folgenlos ab.

Derzeit ist keine Borreliose-Impfung für Menschen zugelassen. Die Biotechnologie-Unternehmen Valneva und Pfizer haben einen Impfstoff gegen Borreliose entwickelt, der gegen die sechs häufigsten Borreliose-Typen in Europa und Nordamerika wirken soll. Der Impfstoff namens VLA15 blockiert das Oberflächenprotein A (OspA) des Erregers Borrelia burgdorferi und hemmt die Infektion. Erste klinische Studien zeigen positive Ergebnisse. Bislang befindet sich der Impfstoff in der letzten Testphase. Eine Zulassung wird voraussichtlich 2026 beantragt.

Die einzige Möglichkeit besteht darin, Zeckenstiche präventiv zu vermeiden.

Diese Tipps können dabei helfen:

  • Kleidung: Beim Spaziergang lieber helle und lange Kleidung tragen, um Zecken leichter zu erkennen und Hautkontakt mit ihnen zu reduzieren.
  • Wegwahl: Abkürzungen durch hohes Gras und Büsche in der Natur vermeiden und stattdessen auf befestigten Wegen bleiben.
  • Repellents: Insektenabwehrmittel verwenden, die jedoch nur begrenzt und für wenige Stunden wirksam sind.
  • Körperkontrolle: Nach jedem Aufenthalt in der Natur den ganzen Körper (und auch Haustiere) immer gründlich auf Zecken untersuchen.
  • Zeckenentfernung: Wer Zecken findet, sollte diese mit einer feinen Pinzette oder Zeckenzange direkt über der Haut entfernen (ohne zu drehen und nur mit minimalem Druck). Man sollte auch überprüfen, ob der Saugrüssel noch in der Haut steckt. Bei Unsicherheit sollten Betroffene einen Arzt konsultieren.
  • Wunde desinfizieren: Danach die Stichwunde desinfizieren, um eine Wundinfektion zu vermeiden.
    Achtung: Wenn eine auf der Haut saugende Zecke mit Öl oder anderen Substanzen vergiftet oder erstickt wird, erhöht sich das Infektionsrisiko. Vor allem im Überlebenskampf kann die Zecke noch mehr Borrelien übertragen.
  • Es ist nicht empfehlenswert, nach einem Zeckenstich präventiv Antibiotika einzunehmen (ohne Diagnose einer Borreliose-Infektion)!