"Empathie ist unsere moralische Verpflichtung"
Emotionaler Auftritt: Hier begleitet ein Staatspräsident ein gemobbtes Mädchen zur Schule
16.02.2022, 10:31 Uhr
Mehr als jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland wird mehrmals im Monat durch Mitschüler gemobbt. Das belegen Daten der OECD, die im Rahmen der PISA-Studie 2018 erhoben worden. Dabei handelt es sich bei Mobbing nicht nur um ein deutsches Phänomen. Nicht um ein Phänomen, das nur Jugendliche betrifft. Es beginnt oft früher - und ist ein weltweites Problem.
Embla Ademi kann das wohl bestätigen. Die Elfjährige wird an ihrer Schule in der nordmazedonischen Stadt Gostivar wegen ihres Down-Syndroms gemobbt - von Schülern, aber auch von Erwachsenen. So hatten einige Eltern, wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete, eine Petition ins Leben gerufen, um das Mädchen aus der Klasse auszuschließen. Was können Betroffene wie Embla oder auch Außenstehende in solchen Fällen tun? Eltern können das Gespräch mit dem Kind suchen, dessen Selbstbewusstsein fördern und Vertrauenslehrer oder Klassenleiter kontaktieren - das schlägt beispielsweise die Schülerhilfe vor.
Инклузивноста како стремеж не треба да остане само декларативен принцип, туку да се користат потенцијалите на лицата со атипичен развој. Предрасудите да не бидат пречка за изградба на еднакво и праведно општество за сите. Емпатијата е наша морална обврска. #Ембла pic.twitter.com/SJEiMzMykU
— Stevo Pendarovski (@SPendarovski) February 7, 2022
Einen exklusiven Weg, um den verletzenden Hänseleien ein Ende zu setzen, wählte Embla, ihre Familie - und der Präsident Nordmazedoniens höchstpersönlich: Nach einem längeren Gespräch mit ihren Eltern begleitete Stevo Pendarovski die Elfjährige auf dem Weg zur Schule, um ein öffentlichkeitswirksames Zeichen gegen Ausgrenzung zu setzen: "Inklusion ist ein Grundprinzip, das unterstützt werden muss", wird der 58-Jährige bei Metro zititiert. Er wolle die Familie unterstützen. Zeigen, dass alle in Nordmazedonien gleich seien. Die Gefährdung von Kinderrechten nannte Pendarovski "inakzeptabel".
Inklusion ist das Stichwort. Inklusion solle laut Pendarovski "nicht nur ein deklaratives Prinzip bleiben, sondern die Potenziale von Menschen mit atypischer Entwicklung nutzen". Und Empathie ist der Schlüssel: "Empathie ist unsere moralische Verpflichtung", führte der 58-Jährige fort. Sein Auftreten zeigte schließlich Wirkung: Embla ist nun wieder zurück in ihrer Klasse. Außerdem wird sie von einer Hilfskraft unterstützt.