Bei Erkältungen

Warum Sie auf Meditonsin, Umckaloabo und Grippostad lieber verzichten sollten

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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14.11.2023, 10:25 Uhr
Kombipräparate helfen nur bedingt gegen Erkältungen, glauben Experten. 

© imageBROKER/Bernard Jaubert via www.imago-images.de Kombipräparate helfen nur bedingt gegen Erkältungen, glauben Experten. 

Wer erkältet ist, will das Halskratzen, das Fieber oder die Kopfschmerzen schnellstmöglich wieder loswerden. Allerdings dauert es meist rund eine Woche, bis sich der Körper von einer Infektion erholt hat - kein Medikament kann das beschleunigen. Aber immerhin können manche Wirkstoffe die Beschwerden lindern.

Mit rezeptfreien Erkältungsmitteln, die gleich mehrere Symptome lindern wollen, sollten die Erkrankten aber sparsam umgehen, rät "Stiftung Warentest" und schreibt: "Wirkstoffcocktails wie in Wick MediNait, Grippostad C oder Aspirin complex belasten den Körper unnötig."

Die medizinische Fachzeitschrift "arznei-telegramm" sieht das ähnlich. Ein Beispiel: Grippostad C enthält etwa neben Chlophenamin, Koffein und Vitamin C auch 400 mg Parazetamol. Das "kann dazu beitragen, dass potenziell leberschädliche Gesamtdosierungen eingenommen werden, beispielsweise wenn zusätzlich zum Erkältungsmittel rezeptfreie Parazetamol-Schmerzmittel in Höchstdosierung verwendet werden", schreibt die Zeitschrift.

Auf Kombipräparate besser verzichten

Aber auch die anderen Wirkstoffe sieht "arznei-telegramm" kritisch. Chlorphenamin, ein Wirkstoff, der allergische Reaktionen abschwächt, soll laut Werbung auch gegen Husten wirken. Die Fachzeitschrift kritisiert jedoch: "Für das müde machende Antihistaminikum finden wir keine aussagekräftigen klinischen Belege für eine hustenreizlindernde Wirksamkeit." Das zeigt auch eine Studie der Cochrane Collaboration. Dort schreiben die Autoren: Die Wirkung des Antihistaminikums bei grippalen Infekten sei statistisch nicht signifikant.

Und auch für Vitamin C gebe es keine Belege dafür, dass es Dauer oder Schwere der Krankheitsverläufe beeinflusse. Gleiches gilt für Koffein. Es macht sich einfach gut, Vitamin C auf die Packung zu schreiben, vermutet "arznei-telegramm". Zum Thema Koffein schreiben die Grippostad-Hersteller hingegen, dass es die schmerzlindernde Wirkung von Parazetamol verstärke und beschleunige, so dass man das Schmerzmittel niedriger dosieren könne.

Gegen Umckaloabo und Meditonsin gab es sogar schon Verfahren wegen falscher Werbeversprechen. Ersteres darf nicht mehr mit Sprüchen wie "packt den Infekt an der Wurzel!” und "wirksam: gegen Viren, gegen Bakterien” werben.

Meditonsin warb mit: "Nachgewiesene Wirksamkeit & Verträglichkeit" - ebenfalls nicht erlaubt. Außerdem, schildert die "Zeit", "sind die Wirkstoffe in Meditonsin zu gering dosiert, um überhaupt auf das Immunsystem zu wirken". Meditonsin ist ein Homöopathikum - die wirken nicht über den Placebo-Effekt hinaus.

Bei Erkältungen treten nicht alle Symptome gleichzeitig auf, erklärt "Stiftung Warentest", sondern hintereinander und verschieden stark. Deshalb sei nicht jeder Wirkstoff der Kombi-Mittel in jeder Phase der Erkältung notwendig. Besser sei es, die nervigen Erkältungsreaktionen einzeln zu bekämpfen. Zum Beispiel mit Nasenspray, empfiehlt "arznei-telegramm". Das wirke nachweislich abschwellend und sei deutlich günstiger als Kombipräparate.

Als Hustenstiller seien einige Präparate auf dem Markt, schreibt "Stiftung Warentest". Gegen Reizhusten könnten synthetische Wirkstoffe, aber auch Spitzwegerich helfen. Und um im Anschluss den Schleim loszuwerden, können Hustenlöser helfen - in Form von Brausetabletten oder als pflanzliche Präparate. Gegen Halsschmerzen gibt es Lutschtabletten und Sprays, gegen Gliederschmerzen und Fieber helfen Wirkstoffe wie Ibuprofen und Paracetamol, erklärt der Verbraucherservice.

Am besten wirke allerdings die Prophylaxe. Regelmäßiges Händewaschen killt Viren, Lüften befeuchtet die Raumluft und unterstützt die Schleimhäute. Auch Stressvermeidung hilft dem Körper im Kampf gegen die Erreger, erklärt "Stiftung Warentest": "Legen Sie sich aufs Sofa oder ins Bett. Das schont und hilft dem Immun­system, den Infekt abzu­wehren."