"Tatort Natur"

Tödliche Gefahr für Wildtiere: Deshalb warnt der LBV vor Haustierbestattungen

Benjamin Jungblut

Redakteur

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24.6.2024, 14:00 Uhr
Immer wieder werden Greifvögel Opfer einer Pentobarbital-Vergiftung. Das Mittel wird unter anderem zum Einschläfern von Haustieren genutzt (Symbolbild).

© IMAGO / McPHOTO/ IMAGO / Pond5 Images Immer wieder werden Greifvögel Opfer einer Pentobarbital-Vergiftung. Das Mittel wird unter anderem zum Einschläfern von Haustieren genutzt (Symbolbild).

Immer wieder wurden in Franken die Leichen vergifteter Greifvögel gefunden, unter anderem mehrere Rotmilane im Landkreis Ansbach. Im Kadaver beider Tiere wurden damals Rückstände von Pentobarbital nachgewiesen. Ein Mittel, das üblicherweise in der Tiermedizin zum Einschläfern verwendet wird. "Die intravenöse Verabreichung führt dabei zu einem schnellen, schmerzlosen Tod durch Herz- und Atemstillstand", erklärt Andreas Tröschel, vom Landesverband praktizierender Tierärzte Bayern. Damals war nicht klar, woher das Gift in den toten Tieren stammt, zunächst wurde auch über Giftköder spekuliert.

Erst im Februar dieses Jahres entdeckte eine Spaziergängerin dann beim Gassigehen einen toten Habicht, der direkt neben dem verwesten Kadaver eines kleinen Haustieres lag. Das berichtet der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Gregor Louisoder Umweltstiftung und dem Landesverband praktizierender Tierärzte Bayern. Einen Tag später wurde im Oberallgäu ein toter Rotmilan an einem Wegrand entdeckt. Inzwischen steht fest: Auch diese beiden Tiere sind an einer Vergiftung mit Pentobarbital gestorben.

Doch ein Vorsatz steckt hinter Vergiftungen mit dem Euthanasiemittel in der Regel wohl nicht, wie der LBV weiter berichtet. Offenbar sind eingeschläferte Haustiere der Grund für die toten Greifvögel. Zwar ist eine Bestattung des geliebten Begleiters im eigenen Garten in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Allerdings muss das Grab laut Tierkörperbeseitigungsgesetz mindestens 50 Zentimeter tief sein. Das Problem: Aasfresser wie Dachs und Fuchs sind sehr geschickt im Graben und können diese Tiefe problemlos überwinden. "Einmal ausgegraben, ist der Körper des geliebten Haustiers auch für alle anderen Aasfresser zugänglich. Auch die meisten heimischen Greifvögel ernähren sich zumindest gelegentlich von Aas. Das zum Einschläfern verwendete Pentobarbital ist dabei immer noch in tödlichen Mengen in dem Kadaver vorhanden. Greifvögel reagieren besonders empfindlich auf Schadstoffe, weshalb sie häufig direkt an Ort und Stelle ums Leben kommen", erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter Naturschutz beim LBV.


Ebenfalls eine große Gefahr für die Vögel: Einige Frauchen und Herrchen scheinen ihre Tiere illegal auch auf öffentlichem Grund oder in der freien Natur zu beerdigen. Die meisten Greifvögel, bei denen eine Vergiftung mit dem Mittel festgestellt werden konnte, wurden im Wald oder auf Feldern gefunden. Die Tierschützer fordern Haustierbesitzer und – besitzerinnen auf, über Alternativen zur Erdbestattung im eigenen Umfeld nachzudenken, um Greifvögel und andere Wildtiere zu schützen. "Auf Nummer sicher geht man, wenn man den Körper der Tierkörperbeseitigung überlässt, ihn kremieren lässt oder einen Tierfriedhof nutzt", so Andreas Tröschel vom Landesverband praktizierender Tierärzte Bayern.