Leben

"Resting Bitch Face": Was steckt hinter dem Begriff?

Elias Thiel

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6.9.2023, 07:45 Uhr
Rapper Ye (ehemals bekannt als Kanye West) und Kristen Stewart sind prominente Beispiele mit "Resting Bitch Face".

© IMAGO / Everett Collection Rapper Ye (ehemals bekannt als Kanye West) und Kristen Stewart sind prominente Beispiele mit "Resting Bitch Face".

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"RBF" steht als Abkürzung für "Resting Bitch Face" (RBF-Syndrom) und bezeichnet einen umgangssprachlichen Ausdruck für eine Person mit einem wütenden oder genervten Gesichtsausdruck bei entspanntem oder neutralem Zustand. Das "Resting B* Face" beschreibt also eine Person, die in der Regel eher unglücklich oder unfreundlich aussieht, obwohl sie dies gar nicht ist.

Dabei handelt es sich allerdings nur um eine subjektive Interpretation des Gesichtsausdrucks, der von anderen Menschen wahrgenommen und als Resting Bitch Face eingestuft wird.

Neben dem Begriff "Resting Bitch Face" gibt es noch das Synonym "Sad Resting Face" oder auch "Bitchy Resting Face". Auch mit diesen Ausdrücken ist gemeint, dass eine Person traurig oder unglücklich bei neutralem Zustand aussieht. Weitere Synonyme sind "Bitch Face" oder "Neutral Face", um ähnliche Gesichtsausdrücke zu beschreiben.

Im neutralen Zustand nach unten zeigende Mundwinkel, Marionettenfalten, ausgeprägte Tränenrinnen, hängende Oberlider oder Zornesfalten im Gesicht werden oftmals als Resting Bitch Face gedeutet.

Der Begriff wurde 2015 berühmt und dort auf Schauspielerinnen auf dem roten Teppich bezogen, die einmal nicht lächelten und sofort aussahen, als würden sie schlechte Laune an diesem großen Tag haben. Gerade in Hollywood, wo ständig überall gelächelt wird, fällt ein RBF natürlich besonders auf.

In der öffentlichen Wahrnehmung wird hauptsächlich Frauen ein Resting Bitchface zugeschrieben. Prominente Beispiele sind neben Queen Elizabeth II. auch Hollywood-Stars wie Kristen Stewart, Lana Del Rey, Anna Kendrick oder Victoria Beckham. Ausnahmen gibt es jedoch: Auch Rapper Ye (ehemals bekannt als Kanye West) ist ein männliches Beispiel für dieses Phänomen. Für Männer wurde sogar der Begriff "Asshole Face" entwickelt, der sich allerdings nicht wirklich durchgesetzt hat.

Allerdings spielt vor allem die Wahrnehmung der Geschlechter in der Gesellschaft eine zentrale Rolle: Demnach wirken Frauen, die nicht lächeln, schneller unfreundlich im Vergleich zu Männern.

Frauen mit einem Resting Bitch Face wird unterstellt, dass sie zickig sind. Zudem werden sie oftmals abwertend, verächtlich, arrogant und stets genervt beschrieben. Weiterhin wird Frauen mit einem vermeintlichen Resting Bitch Face oftmals unterstellt, unhöflich, distanziert oder unfreundlich zu sein - auch wenn dies nicht der Fall ist.

Für Menschen mit einem Resting Bitch Face können ständige Fragen wie "Hast du irgendwas?", "Bist du schlecht gelaunt?", oder "Was ist denn mit dir los?" nervenaufreibend sein, wenn sie lediglich einen neutralen Gesichtsausdruck zeigen. Auch wenn ironische Sprüche vom Gegenüber schnell ernst genommen werden, da der Gesichtsausdruck nicht zu der witzigen Bemerkung passt, kann es zu schwierigen Situationen kommen.


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Das Phänomen ist Teil eines breiteren gesellschaftlichen Problems, bei dem Frauen aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Mimik beurteilt werden, anstatt auf der Grundlage ihres tatsächlichen Verhaltens. Kritiker argumentieren, dass der Begriff "Resting Bitch Face" eine stereotype und ungerechte Sichtweise auf Frauen darstellt. Demnach wird von Frauen erwartet, dass sie ständig ein Lächeln auf den Lippen haben, um nicht zickig abgestempelt zu werden. Diese Sichtweise zwingt Frauen dazu, ständig freundlich auszusehen. Die Kritik an dem Phänomen gehört somit zu einem Diskurs über Geschlechterrollen, Schönheitsideale und die Art und Weise, wie Frauen in der Gesellschaft beurteilt werden.

Auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok wird der Begriff in der Regel humorvoll verwendet. Menschen posten beispielsweise Fotos von sich selbst mit einem neutralen Gesichtsausdruck und fügen Untertitel hinzu, die sich auf ihr vermeintliches "Resting Bitch Face" beziehen.

Durch soziale Medien wird das Phänomen "Resting Bitch Face" noch weiter verschärft: In einer Welt, in der sich alle Menschen von ihrer besten und fotogenen Seite zeigen, fällt ein "Resting Bitch Face" schnell auf. Wenn dauernd fotografiert, gelikt und bewertet wird, bekommt ein neutraler Gesichtsausdruck schnell einen misanthropischen Anklang.