Trotz Verbot: Supermärkte verteilen Werbung für Silvesterraketen

Rurik Schnackig

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28.12.2020, 17:57 Uhr
Auch im vergangene Jahr warben Discounter und Supermärkte mit Feuerwerks-Artikeln.

© Matthias Oberth Auch im vergangene Jahr warben Discounter und Supermärkte mit Feuerwerks-Artikeln.

"Was soll das? Nur anschauen aber nicht kaufen?" Auf Facebook fasst ein Nutzer so seinen Ärger zusammen. Sein Unmut gilt mehreren in Nürnberg und Umgebung zugestellten Prospekten von Supermärkten und Discountern, in denen gerade eine hübsche Sammlung von Feuerwerks-Artikeln zu bestaunen ist. Nur: Die sind ja heuer verboten.


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"Van Gogh" brennt 45 Sekunden lang und kostet 6,99 Euro für 83 Schuss. So steht es in dem Prospekt von Aldi Süd. Und sicher gibt es ausreichend Feuerwerk-Fans, denen es bei dem Anblick gehörig in den Fingern juckt. Ihnen fällt es in diesen Tagen schwer, dass der Jahreswechsel ohne Leuchtmunition und Knaller vonstatten gehen soll - und dann bekommen sie auch noch so etwas vor die Nase gesetzt. "Dies wäre ihr Preis gewesen", ätzt einer in Rudi-Carell-Manier, nur mit verbittertem Unterton.

Obwohl sich im Internet viele sprichwörtlich auf Aldi Süd eingeschossen haben und gleich einen Boykott fordern, ist der Discounter bei weitem nicht der einzige, der in diesen Tagen ein Angebot unterbreitet, dass er gar nicht haben darf. Bei Norma, Kaufland und Real verhält es sich nicht anders. Auch hier glitzern und funkeln dem Betrachter "Rockets reloaded" und der "Ultimate Mix" entgegen.

Prospekte waren bereits gedruckt

Eine böse Absicht oder einen kruden Werbegag dahinter zu vermuten, ist eine gewagte Erklärung. Viel mehr verhält es sich so, dass diese Prospekte oder Werbebeilagen anders als die Tageszeitung einen oft wochenlangen Vorlauf haben. In der Regel ist eine kurzfristige Planung hier auch gar nicht nötig, weil die Angebote schon lange vorher festgelegt sind und es keine unerwarteten Rahmenbedingungen gibt, die den Verkauf bestimmter Artikel untersagen. So wie jetzt.

"Die Kundenprospekte waren bereits gedruckt. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Anordnungen und aus Umweltschutzgründen haben wir keine neuen Prospekte erstellt", sagt etwa Alisa Götzinger, Sprecherin des Lebensmittelhändlers Kaufland.

Hinweise für Kunden

Auch bei Real bedauert man es, die Kunden möglicherweise in die Irre geführt zu haben: "Bedauerlicherweise ist das Verkaufsverbot für Feuerwerksartikel der Klasse 2 so spät beschlossen worden, dass es zu spät war, noch den Druck unserer Werbeprospekte zu stoppen", sagt auf Anfrage Sprecher Markus Jablonski. Für viele im schnellen Internet-Zeitalter schwer vorstellbar. Der Druck des Werbeprospektes sei bereits am 9. Dezember erfolgt. Am 13. Dezember wurde das bundesweite Verbot erlassen.


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Von Aldi Süd heißt es: "In einem Teil der Auflage, die an die Haushalte verteilt wird, konnten wir einen entsprechenden Hinweis zum Verkaufsverbot noch platzieren." Zudem, so Sprecherin Carolin Sunderhaus, weise man in den Filialen die Kunden mit Plakaten auf das geltende Feuerwerksverkaufsverbot hin. Die Online-Angebote haben nahezu alle Anbieter entsprechend aktualisiert. In einem Teil der gedruckten Prospekte war es außerdem noch möglich, auf die geänderte Lage durch einen Zusatz aufmerksam zu machen.

Und was machen die Anbieter nun mit der bereits bestellten Ware? "Wir prüfen aktuell mit unseren Lieferanten, wie wir mit den bereits bestellten Feuerwerkskörpern umgehen", sagt Kauflandsprecherin Alisa Götzinger. Die Feuerwerkskörper seien derweil in gesicherten Feuerwerkscontainern eingelagert. Ein ähnliches Vorgehen teilen auch die Mitbewerber mit.

"Wir lassen uns nicht verarschen. Wer zieht mit vor Gericht?", kündigt ein wutschnaubender Internentnutzer mit vielen Ausrufe- und Fragezeichen an. Ein anderer kommentiert: "Da sind versehentlich noch Angebote für das Geldverpuffungs- und Tierquälsortiment veröffentlicht worden - und das ganze Land steht Kopf. So schlecht kann es uns gar nicht gehen!"

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