75 Jahre Befreiung von Auschwitz: Kritik an Merz' Antisemitismus-Tweet
28.1.2020, 11:05 UhrMit einer Äußerung zu Antisemitismus hat der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor ausgerechnet am 75. Befreiungstag des Konzentrationslagers in Ausschwitz am Montag für Negativschlagzeilen gesorgt. Vertreter aus mehreren Parteien kritisierten ihn scharf.
In einem Interview anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz sagte der CDU-Innenexperte Amthor: "Klar ist auch, das darf man nicht vergessen, dass Antisemitismus natürlich vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten ist." Vor dem Hintergrund der Migration der vergangenen Jahre seien "an dieser Stelle natürlich viele Sorgen für die jüdische Bevölkerung da".
Damit erntete er viel Kritik und Unverständnis, weil er versuchte, die Erinnerung an den Massenmord von Nazi-Deutschland an Juden nun mit dem Verweis auf muslimische Migranten zu überdecken, anstatt die Untaten angemessen zu reflektieren. Sein Parteifreund Friedrich Merz legte dann am Montagabend auf Twitter noch einmal nach:
75 Jahre nach der Befreiung von #Auschwitz erleben wir erneut #Antisemitismus – überwiegend von rechts, aber auch durch die Einwanderung von 2015/16. Viele bringen Judenhass mit, der in ihren Heimatländern gepredigt wird. Auch dafür darf es keine Toleranz geben. (tm) #WeRemember
— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) January 27, 2020
Auch darauf reagierten Mitglieder anderer Parteien mit Unverständnis. Aber auch Partei-Genossen aus der CDU taten ihre Kritik kund - so schrieb der Bürgermeister von Eltville, Patrick Kunkel (CDU), er schäme sich als Christdemokrat für diesen Tweet.
Ich schäme mich als Christdemokrat für diesen heutigen Tweet.
— Patrick Kunkel 🇪🇺 (@Patrick_Kunkel) January 27, 2020
Ich dachte zunächst, Amthor sei heute am törichtsten...
So muss man sich irren.#WeRemember https://t.co/pKcgDZStWg
Auch die österreichische Expertin für Rechtsextremismus, Natascha Strobl, war über Merz' Tweet empört. Selbst für konservative Kreise der CDU seien die Äußerungen der beiden Politiker ein Tabubruch. Damit wolle man von der deutschen Schuld an Ausschwitz ablenken, schrieb sie.
Wir müssen uns darüber unterhalten was zur Hölle den rechten Flügel d CDU da gerade reitet so auf d Tag der Befreiung v Auschwitz zu reagieren. Das ist aus meiner Außensicht selbst für konservative Kreise e Tabubruch: das Ablenken v der deutschen Schuld an Auschwitz. #NatsAnalyse pic.twitter.com/EFRVixjts6
— Natascha Strobl (@Natascha_Strobl) January 27, 2020
Am Montag vor 75 Jahren – am 27. Januar 1945 – befreiten sowjetische Truppen die Häftlinge des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Damals war Polen von Nazi-Deutschland besetzt. Mehr als eine Million Menschen wurde dort von den Nationalsozialisten ermordet.
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