Corona-Lockdown in Gütersloh: Das ist Laschets Fahrplan
23.6.2020, 11:51 Uhr"Wir haben es im Kreis Gütersloh mit dem größten, einzelnen Infektionsgeschehen in Nordrhein-Westfalen und auch Deutschland zu tun", erklärte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag. Um dieses unter Kontrolle zu bekommen, gelte nun ein Sicherheitspaket in mehreren Schritten.
Lockdown ab dem 24. Juni
Der erste Schritt ist ein Lockdown, der ab Mittwoch für den gesamten Kreis Gütersloh gelten soll und vorerst bis zum 30. Juni terminiert ist. Erstmals in Deutschland werde ein gesamter Kreis - dort leben rund 370.000 Menschen - wegen des Corona-Infektionsgeschehens wieder auf die strengen Pandemie-Schutzmaßnahmen zurückgeführt, die noch vor einigen Wochen gegolten hätten. Der Lockdown setzt die Bevölkerung und das öffentliche Leben auf den Stand von Mitte März zurück. Somit seien unter anderem wieder Sport in geschlossenen Räumen und zahlreiche Kulturveranstaltungen untersagt. Fitnessstudios würden im Kreisgebiet ebenso geschlossen wie Kinos und Bars, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Dienstag in Düsseldorf. Es gelten wieder strenge Kontaktbeschränkungen. Restaurants und Geschäfte bleiben vorerst geöffnet, da dort eine Maskenpflicht gilt, erklärte Armin Laschet.
Fleischbetriebe in der Kritik: "Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche"
Der Lockdown könne am 30. Juni wieder aufgehoben werden, wenn die Ausgangslage in einer Woche ähnlich sei: Es müssten also die meisten Testungen, die in den kommenden Tagen an der Bevölkerung im Kreis Gütersloh verstärkt stattfinden werden, negativ ausfallen. Sollte sich das Infektionsgeschehen weiterhin hauptsächlich auf die Belegschaft von Tönnies beschränken, könne der Lockdown wieder aufgehoben werden, erklärte der Ministerpräsident auf Nachfrage.
Reiseverbot für die Bewohner?
Der Lockdown bedeute zwar kein Ausreiseverbot, meinte Laschet mit Blick auf die Schulferien, die an diesem Samstag in NRW beginnen. Seine Aussagen blieben aber in diesem Punkt ungenau. Einerseits sagte der CDU-Politiker auf eine Frage, ob Bewohner des Kreises Gütersloh in den Urlaub fahren könnten, das sei möglich. Zugleich "appellierte" Laschet aber an die Bewohner, den Kreis nicht zu verlassen. "Das wird auch kontrolliert werden."
Schulen und Kitas geschlossen
Schulen und Kitas im Landkreis Gütersloh mit rund 370.000 Einwohnern waren bereits am 17. Juni geschlossen worden. Für die größte deutsche Fleischfabrik war zudem ein vorübergehender Produktionsstopp verhängt worden. Auch für den Kreis Warendorf kündigte das Land Einschränkungen an.
Grund für den zunächst für eine Woche geltenden Lockdown ist der Corona-Massenausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies. Beim Schlachtbetrieb des Marktführers im westfälischen Rheda-Wiedenbrück hatten sich mehr 1550 Beschäftigte nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.
Forcierung der Quarantäne
Rund 7000 Mitarbeiter des Tönnies-Schlachtbetriebes stehen mitsamt ihren Familien seit einigen Tagen unter Quarantäne. Die Einhaltung der Quarantäne-Maßnahmen gestaltet sich aber schwierig. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat deshalb drei Einsatzhundertschaften der Polizei in den Kreis Gütersloh geschickt. Die Quarantäne Tausender Menschen solle nun mit ihrer Hilfe durchgesetzt werden.
Die Polizei werde die mobilen Testteams begleiten. Zur Not müssten die Behörden auch mit Zwang die Anordnungen durchsetzen. Es werde aber auch humanitäre Maßnahmen zur Unterstützung der Betroffenen geben. Dolmetscher für Polnisch, Rumänisch und Bulgarisch seien dabei, wenn Testungen oder andere Quarantäne-Maßnahmen vorgesehen sind.
Zentrum des Ausbruchs festgestellt?
Indes habe man das Infekionsgeschehen innerhalb des Fleischereibetriebes bereits gut zurückverfolgen können. Das Zentrum des Corona-Ausbruchs bei Tönnies liegt nach Aussagen von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in der Fleischzerteilung. In dieser Abteilung gebe es die meisten Infizierten, sagte Laschet am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Bei Nicht-Mitarbeitern von Tönnies im Kreis Gütersloh habe man nur 24 Infizierte.
Menschen nicht stigmatisieren
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat außerdem davor gewarnt, Menschen aus dem Kreis Gütersloh unter "Pauschalverdacht" zu stellen. Man dürfe die Bewohner des Kreises "nicht stigmatisieren". Es gebe außerhalb von Tönnies bislang nur 24 Infizierte. Laschet bezog sich auf Berichte, wonach Menschen aus dem Kreis an Urlaubsorten zur Abreise aufgefordert worden seien. Auf der Insel Usedom war ein Ehepaar aus Gütersloh dazu aufgefordert worden, vorzeitig abzureisen.
Verpassen Sie keine Nachricht mehr! In unserem neuen täglichen "Newsletter "Mittags um 12 - Zeit für die Region" erfahren Sie alles Wichtige über unsere Region. Hier kostenlos bestellen. Montags bis freitags um 12 Uhr in Ihrem Mailpostfach.
Mit unserem E-Paper-Aktionsangebot erhalten Sie die wichtigsten News im Zeitungs-Format direkt nach Hause: Einen Monat lesen für nur 99 Cent! Hier gelangen Sie direkt zum Angebot.
11 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen