So kommentiert die NZ
Corona-Lockerungen in Bayern: Söder konnte nicht mehr anders
31.8.2021, 17:10 UhrNein, der "Bavarian Freedom Day", der Tag der Befreiung von allen Corona-Auflagen, wird am morgigen Donnerstag mit dem Inkrafttreten der neuen bayerischen Verordnung nicht eintreten. Nach wie vor wird es allerorten Maskentragepflicht geben, auch die Testzentren werden nicht beschäftigungslos werden. Und doch: Soviel Freiheit war seit Ausbruch der Pandemie Anfang vergangenen Jahres nicht mehr. Im Oktober dürfen sogar die öffnen, die seither ununterbrochen dicht waren: Diskos und Clubs.
Eltern dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, dass der Spuk des Distanzunterrichts nicht wieder erscheint. Nur Volksfeste bleiben untersagt. Die Veranstalter von Christkindlmärkten stehen wohl auch in diesem Jahr vor schwierigen Entscheidungen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), bisher stets Verfechter einer stringenten Corona-Bekämpfungspolitik, konnte jetzt nicht mehr anders, auch wenn er persönlich vielleicht noch etwas länger auf der Bremse gestanden wäre.
Maskenpflicht: Diese Lockerung gilt ab Donnerstag in Bayern
Die Einweisungen von Covid-19-Patienten in die Krankenhäuser sind überschaubar, die große Mehrheit der so genannten vulnerablen Gruppen geimpft und ungezählte Bürger (und Bundestagswähler) sind des Gängelns und Einschränkens müde.
Mit dem jetzt verkündeten Paradigmenwechsel konnten auch Maßnahmen entsorgt werden, deren Sinnhaftigkeit schon immer zweifelhaft war. Das gilt beispielsweise für die exklusive bayerische FFP2-Maskenpflicht. Die Ansichten darüber, ob diese im Allgemeingebrauch wirklich besser schützt als die viel angenehmere medizinische Maske gingen bei den Fachleuten - vorsichtig ausgedrückt - auseinander. Sicher ist: Wenn man Masken nur als Mundschutz trägt, dann nutzt keine Ausführung.
Für Menschen, die sich ohne sachlichen Grund einer Immunisierung entziehen, könnte es ungemütlich werden. Das war der gestrigen Pressekonferenz der bayerischen Staatsregierung zu entnehmen. Nicht nur, dass sie ab 11. Oktober für Corona-Tests zahlen müssen, auch die teureren PCR-Tests könnten bei einigen Gelegenheiten vorgeschrieben werden. Und wenn "worst case" eintritt und die Corona-Krankenhausampel auf "Rot" schaltet, muss das Drittel der Bevölkerung, das sich bislang noch nicht zu einer Impfung durchringen konnte, mit echten Benachteiligungen rechnen. Und die wären dann auch grundgesetzkonform. Meint wenigstens Söder.
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