Kommentar zum Frauentag: Den braucht kein Mensch mehr

Julia Vogl

Lokalredaktion Nürnberg

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8.3.2021, 05:04 Uhr
Klischeehafte Symbolbilder zum Frauentag - haben wir. Ansonsten möchte die Autorin dieser Zeilen diesem Tag aber nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als allen anderen Tagen im Jahr auch.

© Franziska Gabbert, dpa Klischeehafte Symbolbilder zum Frauentag - haben wir. Ansonsten möchte die Autorin dieser Zeilen diesem Tag aber nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als allen anderen Tagen im Jahr auch.

Weltfrauentag also. Oder anders gesagt: Heute ist wieder der Tag, an dem man als Frau gar nicht schnell genug schauen kann und schon eine halb welke Rose in die Hand gedrückt bekommt, für die man jetzt dringend eine Vase auftreiben muss. Der Tag, an dem etliche westeuropäische Nachrichtenredaktionen damit werben, ihre Chefsessel heute ausnahmsweise anders als sonst besetzt zu haben: mit Frauen. Der Tag, an dem man mit Statistiken bombardiert wird. So viel weniger Geld verdienen Frauen, so groß ist ihr Anteil am Haushalt und der Kindererziehung...


Es braucht ihn immer noch - Ein Plädoyer für den Weltfrauentag


Wir Frauen sollen heute dankbar sein. Dafür, dass man sich einen ganzen Tag lang unserer Probleme annimmt, uns heute mal das Fensterputzen abnimmt und mal so richtig deutlich darauf hinweist, wie schwer es Frauen doch in so vielen Bereichen immer noch haben. Und für die Schnittblumen natürlich. Die mögen wir ja so gern. Wir sind schließlich Frauen.

Danke für nichts

So richtig will sich die Dankbarkeit da aber nicht einstellen. Zumindest nicht mehr. Deshalb danke. Für nichts. Wir leben im Jahr 2021. Und da brauchen Frauen keine Rosen mehr, Mitleid oder Chefposten auf Zeit schon gleich gar nicht. Der Frauentag kann weg.

Junge Frauen können nämlich selbst entscheiden. Schon lange. Wollen sie nun einen Beruf erlernen, für den es wenig Geld gibt, bei dem sie sich aber kreativ ausleben können? Selbst schuld, wenn später die Rente nicht reicht. Oder machen sie es besser so, wie viele Männer es schon seit Urzeiten tun – und lernen das, was eine steile Karriere verspricht? Netzwerken, ackern und durchstarten – können Frauen mindestens genauso gut. Warum auch nicht? Karriereknick durch Kinder? Kann man machen. Man kann die Elternzeit aber auch fair mit seinem Partner teilen. Der Staat belohnt das sogar und legt zwei zusätzliche Monate (bezahlte) Elternzeit drauf. Das mit der Hausarbeit lässt sich übrigens ebenso klären – im Gespräch.


Klartext zum Frauentag: Fünf junge Frauen und ihre Forderungen


Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum diese Zeitung ihre Führungspositionen heute nicht anders besetzt als sonst: In unserer Redaktion sitzen längst etliche Frauen auf diesen Posten.

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