"PISA-Offensive"

Mehr Deutsch und Mathe - weniger Englisch und Kunst? So sehen Bayerns Stundenpläne künftig aus

Saskia Muhs

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dpa

28.2.2024, 11:03 Uhr

Das bayerische Kabinett hat am Dienstag seine "PISA-Offensive" vorgestellt. Die Pläne für den Grundschulunterricht im Freistaat seien "das Ergebnis eines umfassenden und breiten Dialoges mit zahlreichen Verbänden, der gesamten Grundschulfamilie und der Wissenschaft", heißt es in einer offiziellen Erklärung der Bayerischen Staatsregierung. Es bleiben alle Fächer erhalten, kein Fach werde gestrichen. Die Wochenstundenzahl in den ersten beiden Jahrgangsstufen künftig auf 24 sowie in den dritten und vierten Jahrgangsstufen auf 28 vereinheitlicht. Dabei bleibt die Gesamtstundenzahl für die Schülerinnen und Schüler über alle vier Jahrgangsstufen hinweg gleich.

Mehr Mathe und Deutsch - dafür weniger Englisch und Kunst?

Unter dem Strich kommt in Klasse eins eine Stunde hinzu, in Klasse vier fällt eine weg. Für die Fächer Deutsch und Mathematik sollen künftig insgesamt sechs Stunden mehr Zeit in der Grundschule zur Verfügung stehen: Ab dem kommenden Schuljahr werden demnach in allen vier Jahrgangsstufen die Deutschstunden jeweils um eine Stunde erhöht. Zudem wird es in der ersten und dritten Jahrgangsstufe je eine zusätzliche Mathematikstunde geben.

Dafür muss es zum Beispiel in Klasse drei und vier Kürzungen im Bereich Kunst, Musik und Werken oder beim Englischunterricht geben, oder sogar beides: nämlich dann, wenn es bei einer Stunde flexibler Förderung (die künftig "flexible Stunde" heißt) bleiben soll - ansonsten fällt diese weg. Die Entscheidung liegt bei den Schulen. Die "flexible Stunde" kann, wenn die Schulen daran festhalten, jedem Fach zusätzlich zugeordnet oder für Fördermaßnahmen eingesetzt werden, berichtet die "Deutsche Presseagentur" aus der Kabinettssitzung am Dienstag.

In Klasse eins können die Schulen ebenfalls entscheiden: Entweder sie stocken den Sportunterricht von zwei auf drei Stunden auf, oder sie behalten von bislang zwei Stunden flexibler Förderung eine bei, die wiederum flexibel zugeordnet werden kann - ansonsten fällt die flexible Förderung hier ganz weg.

Keine Kürzungen beim Religionsunterricht

Damit hat sich die CSU mit ihrem Veto gegen jegliche Kürzungen beim Religionsunterricht durchgesetzt. Stolz hatte Abstriche im Fach Religion, das in den Klassen drei und vier mit jeweils drei Wochenstunden unterrichtet wird, nicht ausgeschlossen. Woraufhin die CSU, auch nach lautstarker Intervention von Kirchenseite, sofort Einspruch einlegte und erklärte, bei Religion werde nicht gekürzt. Sie respektiere dies und sehe dies auch nicht als Niederlage, sagte Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) nun - auch wenn sie sich hätte vorstellen können, den Schulen mehr Spielraum zu geben.

Sprachtests, Sprachförderung und Integration

Eineinhalb Jahre vor der geplanten Einschulung müssen alle Kinder künftig verpflichtende Sprachtests ablegen, erstmals im März 2025. Bei nicht ausreichenden Sprachkenntnissen müssen sie dann Deutsch-Vorkurse belegen. Im Frühjahr vor der Einschulung sollen die Sprachkenntnisse dann noch einmal überprüft werden. Kinder mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen sollen dann zurückgestellt werden - die Einschulung erfolge dann erst später.

An Mittel-, Real- und Wirtschaftsschulen sowie Gymnasien werden in den Jahrgangsstufen 5 und 6 ab dem Schuljahr 2024/2025 schulartunabhängige Klassen zur Erstintegration für Schülerinnen und Schüler mit Flucht- oder Migrationshintergrund eingerichtet, die noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Im Fokus soll hier der Spracherwerb, die Integration sowie die Werte- und Demokratiebildung stehen.

Welche Schülerinnen und Schüler in diese Integrationsklassen kommen, soll jährlich neu anhand ihrer Leistungsfähigkeit und anhand der Kapazität der Schulen entschieden werden. Die Deutschklassen der Jahrgangsstufen 7 bis 9 werden wie bisher an der Mittelschule eingerichtet.

Lernen mit digitalen Medien und Künstlicher Intelligenz

Lernen mit und über Künstlicher Intelligenz (KI) soll künftig eine größere Rolle an Bayerns Schulen spielen. Die KI soll das Lernen individualisieren, sprich die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb von Wissen unterstützen und nicht das Lernen ersetzen - so der Plan der Staatsregierung. Weitere Vorteile von KI im Unterricht seien eine wachsende Medienkompetenz und Entlastungsmöglichkeiten für Lehrkräfte, etwa bei der Unterrichtsvor- und -nachbereitung.

Der Freistaat will dafür Lehrkräfte im Rahmen einer Fortbildungsoffensive gezielt auf KI gezielt schulen, die Einrichtungen sollen zudem ein "Medien- und KI-Budget" bekommen, um die erforderlichen Werkzeuge zu beschaffen. Wie genau Medien und Künstliche Intelligenz in den Stundenplan integriert werden sollen, ist nicht festgelegt und bleibt demnach den Schulen selbst überlassen.

Tablets und Co. für alle

Ergänzend dazu sollen ab dem Schuljahr 2024/25 wird, beginnend mit den staatlichen weiterführenden allgemeinbildenden Schulen, die alle Schülerinnen und Schüler mit mobilen Endgeräten, zum Beispiel in Form von Tablets, ausgestattet werden.

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