Rauchverbot widerspricht Kern einer freien Gesellschaft
20.2.2020, 09:43 Uhr"Du bist doch gar kein Raucher!", sagt mancher Kollege und wundert sich, warum ich gegen ein generelles Rauchverbot in der Öffentlichkeit bin. Ich antworte dann: Für mich macht den Kern einer freien Gesellschaft aus, dass ihre Mitglieder anderen auch das zubilligen, was sie für sich selbst – aus welchen Gründen auch immer – nicht in Anspruch nehmen. Anders formuliert: Dass ich selbst nicht rauche, ist für mich kein Grund, es anderen zu verbieten.
Pro Rauchverbot: Nichtraucher werden zu wenig geschützt
Ein Gedanke, der vielen Deutschen fremd scheint. Sie wollen das, was sie sich selbst versagen oder was sie sich selbst versagen oder was ihnen nicht gefällt, vom Staat auch anderen verbieten lassen. Dieser Reflex trifft besonders oft Raucher – in einer auseinanderdriftenden Gesellschaft sind sie so etwas wie das letzte gemeinsame Feindbild: Raucher müssen mit Schockbildern erzogen werden (als ob sie nicht wüssten, wie gefährlich Rauchen ist), und sollte selbst das nicht helfen, eben mit Verboten und unter Androhung von Strafe zur Vernunft gezwungen werden. Deutscher Staats-Paternalismus ganz nach dem Geschmack von Menschen, für die Freiheit immer schon etwas Ungezogenes war.
Leben und leben lassen
Natürlich hat individuelle Freiheit Grenzen: Sie endet dort, wo die Freiheit anderer Menschen beginnt. In Kneipen und auf Spielplätzen gibt es mit allem Recht Rauchverbote, denn hier gefährden Raucher nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Solche Verbote sind überall dort angebracht, wo der Raum begrenzt ist und Menschen folglich keine Möglichkeit haben, dem Qualm zu entgehen. Auf öffentlichen Plätzen ist das aber schlicht nicht der Fall, hier ist niemand gezwungen, sich unmittelbar neben einen Raucher zu stellen. Nun mag man einwenden, dass – Verbote hin oder her – Raucher am Ende eben doch uns allen schaden, weil ihre Erkrankungen der Krankenkasse und damit der Solidargemeinschaft Kosten auferlegen.
Leserforum: Sollte Rauchen bald überall verboten werden?
Das klingt einleuchtend. Aber: Wenn Raucher die Kasse so belasten, was ist dann mit Menschen, die sich schlecht ernähren oder ein anderes Laster pflegen? Zu Ende gedacht, führt diese Argumentation folglich auf gefährliches Terrain. Statt sich also dem Reflex hinzugeben, für alles irgendwie, irgendwen Störende ein Verbot zu fordern, wäre es besser, sich an einen Leitspruch zu halten, der ein entspannteres – und damit auch gesünderes – Gemüt verspricht: leben und leben lassen.
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