Retter der Union? Warum Söder zögert, Kanzlerkandidat zu werden

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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27.6.2020, 10:23 Uhr

Wer soll es richten und Angela Merkel als Kanzlerkandidat beerben? Annegret Kramp-Karrenbauer ist eine Parteichefin auf Abruf. Und keiner der Männer, die um ihre Nachfolge buhlen, vermag bislang so recht zu überzeugen.

Norbert Röttgen: Kennt kaum jemand außerhalb der CDU, hat außenpolitische Expertise, sonst aber wenig in die Waagschale zu werfen.


Bester Kanzlerkandidat? Bayern stimmen in Umfrage für Markus Söder


Friedrich Merz: Wirtschaftsexperte, harter Hund und durchaus beliebt bei Teilen der Basis, in Coronazeiten allerdings völlig abgetaucht. Steht zudem für alles andere als einen Generationenwechsel.

Jens Spahn: Mann mit Zukunft, der einen guten Job als Gesundheitsminister macht. Hat sich als Tandemspieler an Armin Laschet gebunden und gilt als noch zu jung. Außerdem gibt es in konservativen Kreisen Bedenken gegen den bekennenden Schwulen.

Armin Laschet: Bis vor kurzem aussichtsreichster Bewerber, als NRW-Ministerpräsident mittendrin im politischen Leben. Sinkt derzeit von Woche zu Woche in der Gunst seiner Parteifreunde, weil sein Corona-Krisenmanagement mehr als unglücklich gilt.


Kommentar: Auch Bayerns strenger Weg ist ständig zu prüfen


Es wäre, so lautet das Fazit, fast schon fahrlässig, einen Vertreter dieses Quartetts ins Rennen zu schicken. Das sehen viele CDU-Anhänger mittlerweile ebenso. Bleibt nur einer übrig: Markus Söder. Der Nürnberger hätte beste Chancen, zum Kanzlerkandidaten der Union gekürt zu werden. Noch ziert er sich. Doch wer weiß, was die nächsten Monate bringen. CSU-Chef wollte Söder ja auch nicht werden...

Top-Werte in Umfragen

In allen Umfragen erhält Söder Top-Werte, als Krisenmanager schätzen ihn längst auch etliche CDU-Wähler, machtbewusst war er schon immer. Kurzum: Vieles spricht für den bayerischen Ministerpräsidenten.

Doch für Söders Zögern gibt es durchaus gute Gründe. Darf er mit vollem Rückhalt aus den Reihen der CDU rechnen? Sicher ist das keinesfalls - ringt die Partei doch zwischen einer Nähe zur AfD (vor allem in einigen Ostverbänden) und einer Affinität zu den Grünen.

Söder ist ein Meister des politischen Taktierens. Er würde seinen Hut nur dann in den Ring werfen, wenn die CDU klar hinter ihm stünde und ihre internen Hausaufgaben erledigt hätte. Selbst dann würde er sich noch lange bitten lassen.

Söders Aussagen fühlen sich bereits wie eine informelle Regierungserklärung an. Und eines steht außer Frage: In der CDU gibt es derzeit niemanden, der dem CSU-Vorsitzenden auch nur annähernd das Wasser reichen kann.

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