Spenden für Notre-Dame: Wäre das Geld nicht sinnvoller angelegt?
17.4.2019, 16:32 UhrFrankreich befindet sich seit dem Brand von Notre-Dame in einer Art "nationalem Trauma". Unvermittelt ist der Stadt und ihren Bewohnern ein vertrautes Wahrzeichen genommen worden. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Menschen, wenn die Not am größten ist, politische und gesellschaftliche Kluften binnen Minuten beiseite fegen können und enger zusammenstehen, als man das vorher vermutet hätte.
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So lässt sich vielleicht die schier unglaubliche Spendenbereitschaft erklären, welche Paris gerade erlebt. Fast eine Milliarde Euro waren binnen 48 Stunden nach dem verheerenden Feuer zusammengekommen. Das ist ohne Beispiel. So wird der Niedergang dieses einzigartigen Gotteshauses gleichzeitig zu seiner Wiedergeburt, getragen durch die Menschen, die bereitwillig ihr Portemonnaie öffnen.
Das nötigt dem Betrachter Respekt ab. Und dennoch regt sich im Innern die Frage: Wieso steht eine Nation auf, um ein Gotteshaus instandzusetzen, während zehntausende Menschen in Mosambik auch mehr als einen Monat nach schweren und tödlichen Unwettern weiter auf Hilfe warten? Oder während sich im Jemen die wahrscheinlich aktuell größte humanitäre Katastrophe des Planeten ereignet und jeden Tag hunderte Kinder verhungern? Wäre derart viel Geld dort nicht weitaus sinnvoller angelegt? Vielleicht sogar besser?
Eine ketzerische Frage
Es ist eine etwas ketzerische Frage, gewiss. Und dennoch erscheint es angebracht, das Inferno von Paris zum Anlass nehmen, in sich zu gehen und auch einmal jenen finanziell beizuspringen, die nicht derart spektakuläre Bilder liefern wie eine brennende Kathedrale.
Gleichzeitig muss der französische Staat, der Eigner des Gotteshauses, Farbe bekennen. So entsprach der Zustand des Gebäudes kaum den Erwartungen, die man an eine Kathedrale mit 14 Millionen Besuchern pro Jahr richten kann. In französischen Medien wird über Bau- und Sicherheitsmängel spekuliert. Vor zwei Jahren hatten Denkmalschützer erklärt, allein die dringlichsten Reparaturen an der symbolträchtigen Kirche würden mit rund 100 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Hätte der französische Staat genügend Geld in den regelmäßigen Unterhalt gesteckt - was nachweislich nicht geschehen ist -, wären dann die Sanierungsarbeiten nötig gewesen, die jetzt vermutlich letztlich zu der Brandkatastrophe geführt haben? Diese Frage stellen sich mittlerweile viele. Die Regierung Macron wird darauf eine Antwort finden müssen.
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