Urlaub in Österreich? Staatskanzlei-Chef sieht es kritisch
22.4.2020, 06:00 UhrDer 48-jährige Jurist ist daneben Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien. Ministerpräsident Markus Söder schätzt ihn als Organisator im Hintergrund. Dazu zählt auch, dass Herrmann enge Kontakte ins Nachbarland Österreich hält. Doch er ist skeptisch, dass Urlaub im Nachbarland bald möglich sein wird.
Herr Herrmann, Österreich will vielleicht im Sommer die Grenzen für deutsche Touristen wieder öffnen. Eine gute Idee?
Florian Herrmann: Grenzen zu öffnen ist immer eine gute Idee. Aber derzeit lautet die Frage, wann wir bei uns Hotels und Gaststätten wieder öffnen lassen können. Wir spekulieren nicht über einen Zeitpunkt, der einige Monate vor uns liegt. Aber sicher ist, dass es keine normale Urlaubssaison sein wird in diesem Sommer.
Der Ministerpräsident hofft, dass ab Pfingsten die Gaststätten und Hotels wieder öffnen können. Da ist es nicht abwegig, dass Österreich sich ins Gespräch bringt, zumal das Land uns in der Bewältigung der Krise zwei Wochen voraus ist.
Herrmann: Ich sehe natürlich, dass Österreich ein beliebtes Urlaubsland der Bayern ist. Aber wir müssten dafür auf beiden Seiten der Grenze die Bestimmungen anpassen. Und das hängt entscheidend davon ab, wie sich die Pandemie entwickelt.
Was vermuten Sie als Motiv der Österreicher? Wollen die mit unseren Touristen ihre Wirtschaft wieder ankurbeln? Das ginge dann zu Lasten unserer Tourismusbetriebe.
Herrmann: Ich will nicht über das Motiv spekulieren. Unser Ministerpräsident setzt darauf, dass die deutschen Touristen im Sommer, wenn es denn erlaubt sein sollte, verstärkt ihren Urlaub im Inland verbringen. Ganz grundsätzlich sind die Österreicher stärker vom Tourismus abhängig als die Bayern. Die Flaute trifft sie natürlich auch umso härter. Sie werden aus diesem Grund vermutlich alles tun, um das Geschäft wieder anzukurbeln.
Wäre es nicht sogar wünschenswert, wenn die Menschen im Sommer auch nach Österreich dürften? Der Ansturm auf die bayerischen Betriebe dürfte ja heftig werden, in Coronazeiten auch nicht ideal.
Herrmann: Das kann ich nicht absehen. So viel ist klar: Es wird auch über den Sommer nicht so sein wie sonst. Wir wollen Hotels und Gastronomie nicht ewig geschlossen halten, aber der Gesundheitsschutz steht im Vordergrund. Wenn die Zahlen entsprechend sind, werden wir natürlich lockern. Aber eben erst dann.
Fürchten Sie nicht eine gewaltige Pleitewelle im Tourismus? Viele haben Kredite aufgenommen und über den Winter renoviert. Sie können sich gar keine weiteren Kredite leisten.
Corona-Alternative: Freizeitpark statt Herbstvolksfest in Nürnberg?
Herrmann: Wir wollen so viel Freiheit wie möglich, aber so viel Vorsicht wie nötig. Bayern ist Tourismusland Nummer Eins in Deutschland, das wissen wir. Die Urlauber geben rund 33 Milliarden Euro im Jahr hier aus. Deshalb haben wir die Soforthilfen aufgelegt und die Kreditprogramme. Wir glauben, dass unsere Maßnahmen wirken werden. Umsatz ist natürlich die beste Hilfe, wenn das Virus so weit im Griff ist.
Die Branche darf also nicht auf einen Rettungsschirm hoffen? Die Hälfte der Betriebe könnte pleite gehen.
Herrmann: Dagegen kämpfen wir mit dem Genannten an. Und wir kämpfen für einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz. Das ist der Stand der Dinge.
Der nicht in Stein gemeißelt ist?
Herrmann: Es ist der Stand der Dinge. Im Moment prüfen wir die Lage jeden Tag. Wir wissen, dass die harten Eingriffe wirken. Sobald es verantwortbar ist, dürfen Hotels und Gaststätten öffnen. Wir würden das auch lieber heute als morgen tun. Aber wir fürchten einen immensen Rückschlag, wenn wir zu schnell sind.
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