Wegen Corona: "Eine unfassbare Verantwortung, die auf uns liegt"

Alexander Jungkunz

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21.3.2020, 17:50 Uhr

Herr Prof. Dabrock, was machen Sie gerade? Auch Home-Office?
Peter Dabrock: Na klar, wo sonst: Aber ich würde es so beschreiben: Home und Office. Zwei Berufstätige und zwei Kinder, die Bewegung und Sport lieben und gerne mit Freunden zusammen sind.

Momentan ist dieses Daheimsein für viele noch ganz nett. Aber was, wenn wir dazu für Wochen oder, wie es aussieht, etliche Monate verpflichtet sind? Halten Menschen, halten Familien das aus?
Dabrock: Einerseits ist es großartig zu sehen, welche Ressourcen im Privaten wie in den öffentlichen Qualitätsmedien aktiviert werden, um mit diesem Ausnahmezustand umzugehen. Aber Menschen brauchen nicht nur Rückzug, sondern auch Ausgang und Bewegungsmöglichkeiten. Deshalb ist es nicht nur, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und die Menschen mit erhöhtem Risiko zu schützen, unbedingt geboten, die Ausgangsbeschränkungen strikt einzuhalten. Es ist auch ein Selbstschutz um des Friedens in Familien und der Gesellschaft willen. Schlimm wäre es, wenn noch einschneidendere Maßnahmen eingeführt werden müssten. Das könnte wirklich zu Aggression und Gewalt führen. Das kann keiner wollen.

Humor kann gegen Klopapier-Hamsterer helfen

Die Krise zeigt all das Gute und all das Schlechte, was in uns Menschen steckt. Beginnen wir, typisch journalistisch, mit dem Schlechten und den Konflikten, die entstehen. Der Klassiker momentan: Einkaufen - und da sind Menschen, die den anderen die letzten Nudeln oder Klopapierrollen wegschnappen und keinen Abstand halten. Soll man die ansprechen?

Dabrock: Schön ist das nicht. Aber es ist immer schwierig, in einer angespannten Situation im Laden Menschen auf ihr Fehlverhalten anzusprechen – klar, bei besonders eklatante Fällen vielleicht, z.B. wenn einem anderen, vielleicht einer älteren Person, was vor den Augen weggenommen wird. Aber zwei Alternativen scheinen mir angesichts dessen, dass ja jeder seine Schwächen hat, angemessener: Es wäre hilfreich, wenn noch mehr Geschäfte durch Absperrbänder und Klebestreifen helfen, dass die Menschen das richtige Verhalten einüben. Nudging nennt man das neudeutsch. Und zweitens: Humor. In vielen, vor allem größeren Lebensmittelgeschäften gibt es doch inzwischen Bildschirme. Vielleicht sollte man da in Dauerschleife mal welche von diesen so spaßigen Videos laufen lassen, wo Lebensmittel mit der Zweitwährung Klopapier gekauft oder Klopapierrollen im Acker eingepflanzt werden, um weitere zu ernten. Oder man klebt ein Schild mit dem lustigen Zitat des holländischen Ministerpräsidenten Rutte an die Regale, wo normalerweise das Klopapier liegt („Wir haben so viel, wir können zehn Jahre kacken“). Vielleicht hilft so etwas, auf humorvolle Weise irrationales Verhalten gespiegelt zu bekommen und so einzudämmen.

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