Gluten im Faktencheck

Alarmzeichen! Mit diesen Symptomen äußert sich Zöliakie

8.11.2021, 08:56 Uhr
Gluten ist in vielen Getreidekörnern enthalten. In hoher Konzentration kommt es in Weizen vor.

© inad83 via www.imago-images.de Gluten ist in vielen Getreidekörnern enthalten. In hoher Konzentration kommt es in Weizen vor.

Im Laufe der Jahre hat sich das Krankheitsbild der Zöliakie verändert. Heute manifestiert sich diese Autoimmunerkrankung nicht mehr ausschließlich mit den typischen Beschwerden im Magen und Darm: Die Symptome reichen von Migräne bis hin zu Hautausschlägen.

Was ist Zöliakie?

"Zöliakie ist eine chronische Systemerkrankung, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, bzw. der Unterfraktion Gliadin beruht", erklärt die Deutsche Zöliakiegesellschaft (DZG). Gluten kommt nicht nur in Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Handelshafer, sondern auch in den alten Weizensorten Einkorn, Emmer und Kamut vor.

Bei Menschen mit Zöliakie führt die Aufnahme von Gluten zu einer Entzündung der Darmschleimhaut. Bei gesunden Menschen wird die aufgenommene Nahrung im Dünndarm in ihre Bestandteile zerlegt und gelangt über die Schleimhaut in den Körper. Um eine möglichst große Oberfläche für die Nährstoffaufnahme zu erreichen, ist der Darm mit vielen Falten, den sogenannten Zotten, ausgekleidet. Bei Menschen mit Zöliakie ziehen sich diese warzenförmige Erhebungen zurück. Somit können nicht genügend Nährstoffe aufgenommen werden.

Nach Angaben der DZG leidet etwa einer von 100 Menschen in Deutschland an Zöliakie. Da dieses Leiden verschiedene, oft nicht eindeutig zuzuordnende Symptome verursacht, ist die Erkrankung schwer zu diagnostizieren. Nur bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen liegt das Vollbild der Zöliakie vor. 80 bis 90 Prozent haben untypische oder gar keine Symptome und sind daher oft nicht ihrer Erkrankung bewusst.

Zehn Symptome, mit denen Zöliakie einhergehen könnte

Obwohl die Entwicklung der Krankheit durch komplexe Zusammenhänge von Immunsystem, Infektionen oder Ernährung beeinflusst werden kann, können Sie im Zweifelsfall auf mögliche Symptome achten, die mit einer Glutenunverträglichkeit einhergehen könnten.

Symptom 1: Hautprobleme

Etwa 17 Prozent der Menschen, die an Zöliakie leiden, entwickeln eine "Dermatitis herpetiformis", einen juckenden Hautausschlag, der durch kleine Blasen an den Knien, Ellbogen, unteren Rücken oder Gesäß gekennzeichnet ist. Bei Menschen mit Zöliakie tritt die Dermatitis typischerweise innerhalb eines Monats nach dem Verzehr von Gluten auf, erklärte Lizz Kinyua, medizinische Beraterin des Reingungsratgebers Oh So Spotless gegenüber Insider.

Symptom 2: Verdauungsprobleme

Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung könnten auch für Glutenunverträglichkeit sprechen. Blähungen sind jedoch nicht immer mit einer Verdauungsstörung verbunden. Sie können beispielsweise auch durch Ernährungsumstellungen - wie eine erhöhte Ballaststoffaufnahme - verursacht werden. Bei lang anhaltenden oder schmerzhaften Blähungen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Symptom 3: Durchfall

Aufgrund von Darmentzündungen und durch Gluten verursachten Schäden leiden Menschen mit Zöliakie höchstwahrscheinlich an Durchfall, sagt Patrick Griffin, Spezialist für Gastroenterologie und Chief Medical Officer des biopharmazeutischen Unternehmens "9 Meters Biopharma".

Symptom 4: Unterleibsschmerzen

Schmerzen im Unterleib können auch ein Anzeichen für eine Glutenintoleranz sein. Sie sind tatsächlich eines der am häufigsten beschriebenen Symptome von Zöliakie-Patienten. Laut einer Studie leiden 83 Prozent der untersuchten Patienten nach dem Verzehr von Gluten unter Unterleibsschmerzen.

Symptom 5: Eisenmangel-Anämie

Veränderungen der intestinalen Resorption sind für den Zusammenhang zwischen Eisenmangelanämie und Zöliakie verantwortlich. In der Tat kann die Dünndarmschleimhaut durch Zöliakie so geschädigt werden, dass sie Nährstoffe wie Eisen nicht richtig aufnehmen kann. Dadurch kann auf Dauer ein Eisenmangel entstehen.

Anämie ist ein Zustand, bei der die Anzahl der roten Blutkörperchen ungewöhnlich niedrig ist. Symptome dafür sind extreme Müdigkeit, Schwäche, Brustschmerzen, Kopfschmerzen und Schwindel. Eine Studie aus dem Jahr 2013 ergab, dass 23 Prozent der Zöliakie-Patienten anämisch waren.

Symptom 6: Periphere Neuropathie

Glutenunverträglichkeit kann auch das Auftreten einer peripheren Neuropathie, einer Erkrankung des peripheren Nervensystems, beeinflussen. Dies geht aus einer in JAMA Neurology veröffentlichten Studie hervor, die vom Karolinska Institut in Stockholm in Zusammenarbeit mit einigen US-Universitäten (Orebro, Kolumbien) durchgeführt wurde.

Die Datenanalyse hat gezeigt, dass Zöliakie-Patienten ein 2,5-mal höheres Risiko haben, eine Neuropathie zu entwickeln als gesunde Menschen. Die Ergebnisse haben auch deutlich gemacht, dass die Wahrscheinlichkeit, dass diese Nervenerkrankung auftritt, innerhalb eines Jahres nach der Diagnose der Zöliakie größer ist.

Periphere Neuropathie, auch Polyneuropathie genannt, tritt auf, wenn mehrere oder viele periphere Nerven nicht funktionieren. Die Folgen davon sind Schwäche, Lähmungen, schwache Reflexe sowie Kribbeln, Stechen, Brennen und Taubheit an den Füßen.

Symptom 7: Gewichtsverlust

Da Zöliakie die Aufnahme wichtiger Nährstoffe, die der Körper aus der Nahrung erhält, behindert, kann ein Zustand unzureichender Kalorienzufuhr mit anschließendem Gewichtsverlust auftreten.

Dies wurde von einer Studie aus dem Jahr 2012 nachgewiesen: 23 Prozent der Zöliakie-Patienten verloren an Gewicht. Somit fiele unerklärlicher Gewichtsverlust neben Durchfall (65 Prozent), Lethargie (43 Prozent) und Bauchschmerzen (27 Prozent) zu den häufigsten Symptomen der Glutenunverträglichkeit.

Symptom 8: Chronische Müdigkeit

Die Entzündung, die dauernd im Darm der Zöliakie-Patienten präsent ist, kann zu einer Ermüdung des Immunsystems führen, was sich auf den allgemeinen Gesundheitszustand auswirkt. Manchmal kann die Müdigkeit auf eine Eisenmangelanämie - auch Folge der Zöliakie - zurückgeführt werden.

Symptom 9: Verstopfungen

Ein weiteres häufiges Symptom der Zöliakie sind Verstopfungen. Das liege daran, dass ein geschädigter Darm mehr Feuchtigkeit aus dem Stuhl absorbiert, sagt Griffin. Dies würde zu einem verhärteten Stuhl führen.

Symptom 10: Blähungen

Aufgrund von Entzündungen im Verdauungstrakt kann Zöliakie auch Blähungen verursachen. Eine Studie aus dem Jahr 2013 ergab, dass Blähungen 11 Prozent der Zöliakie-Patienten betreffen.

Die Beobachtung Ihres Körpers kann zu einer Früherkennung einer Erkrankung beitragen. Letztendlich sind all diese Symptome aussagekräftige Alarmzeichen des Körpers, um uns wissen zu lassen, dass im Gesamtsystem etwas nicht in Ordnung ist. Wenn diese länger als zwei Wochen bestehen, kontaktieren Sie Ihren Arzt.

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