Beziehung
Beziehungspause: Letzte Rettung oder Anfang vom Ende?
22.2.2023, 05:56 UhrIn diesem Artikel:
- Was ist eine Beziehungspause?
- Welche Gründe gibt es für eine Beziehungspause?
- Vor- und Nachteile einer Beziehungspause
- Welche Regeln gibt es und wie lange sollte eine Beziehungspause dauern?
- Kann eine Beziehungspause funktionieren, wenn man während der Beziehungspause fremdgeht?
- Was passiert nach einer Beziehungspause?
- Wie funktioniert die Trennung auf Zeit mit Kindern?
Viele Paare kommen in ihrer Beziehung irgendwann an einen Punkt, an dem sie merken, dass es so nicht weitergehen kann. Obwohl sie noch Gefühle füreinander haben und die Beziehung nicht leichtfertig aufgeben wollen, wissen sie nicht, wie sie ihre Probleme lösen können.
Aber ist die Beziehungspause trotz Liebe eine vernünftige Lösung oder führt sie zu noch mehr Schwierigkeiten? Wer gerade darüber nachdenkt, ob eine Beziehungspause sinnvoll sein könnte, ist hier genau richtig.
Was ist eine Beziehungspause?
Eine "Trennung auf Zeit", eine "Trennung auf Raten" oder "Beziehungspause" beschreibt eine Auszeit von der Partnerschaft. Die räumliche Trennung auf Zeit soll ein Versuch sein, sich durch Abstand und einen Perspektivwechsel zu sortieren. Nun können sich die Betroffenen über ihre Gefühle klar werden und unlösbare Konflikte zeitweise unterbrechen. Allerdings ist eine Beziehungspause kein Allheilmittel gegen eine kaputte Beziehung und sollte vorher gründlich überlegt sein.
Welche Gründe gibt es für eine Beziehungspause?
Die Gründe für den Wunsch nach einer Auszeit der Beziehung können vielfältig sein. Ursächlich für eine Beziehungspause ist beispielsweise das Gefühl, nicht mehr gerne nach Hause zu kommen und sich stattdessen lieber mit Freunden zu treffen oder allein zu sein. Auch wenn man sich keine gemeinsame Zukunft mit dem Partner vorstellen kann, sollte man vielleicht einmal in Ruhe über die Beziehung nachdenken.
Sind Menschen in ihrem privaten und beruflichen Leben überfordert und verlieren ihren eigenen Fokus, kann eine Trennung auf Zeit entlasten und die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Auch wenn die Emotionen ständig überkochen und es andauernd zu Streitigkeiten kommt, kann eine Weile auf Abstand wieder zu einer gemeinsamen Basis führen. Partner, die sich ihrer eigenen Gefühle nicht mehr sicher sind, suchen in der Beziehungspause oftmals nach Klarheit.
Kein Grund für eine Beziehungspause sollte es sein, dass die Trennung für einen Partner bereits besiegelt ist. In der Beziehung ist es oftmals so, dass sich einer der beiden Partner die Pause wünscht. Die Entscheidung trifft den anderen oftmals unvorbereitet und ist verletzend. Eine Pause ist somit meist für mindestens eine Person eine zusätzliche emotionale Belastung. Wenn jemandem bereits klar ist, dass er die Beziehung beenden möchte, sollte er direkt einen Schlussstrich ziehen und dem Partner oder der Partnerin keine falschen Hoffnungen machen.
Vor- und Nachteile einer Beziehungspause
Bei einer Beziehungspause sind drei Szenarien möglich: Eine Auszeit kann die Beziehung entweder stärken, nichts Wesentliches verändern oder zur Trennung führen. Diese verschiedenen Vor- und Nachteile sollte man vor der Entscheidung kennen und berücksichtigen:
Vorteile
- Klarheit über die eigenen Gedanken und Gefühle gewinnen, Ideen und Pläne für eine (gemeinsame) Zukunft schmieden
- bei einer Scheidung ist die Trennungszeit sogar im Gesetz vorgeschrieben (vor einer Scheidung muss das Paar ein Jahr lang getrennt leben)
- Abstand von Alltagsproblemen gewinnen und Stress reduzieren
- die Möglichkeit schaffen, sich zu gegenseitig zu vermissen
- herausfinden, inwieweit man die Beziehung und den Partner/die Partnerin wertschätzt
Nachteile
- Beziehungsprobleme lösen sich nicht auf, sondern werden vertagt
- beide Partner können sich emotional voneinander entfernen oder sich sogar neu verlieben
- eine Trennung wird wahrscheinlicher - nach einer Beziehungspause bleiben nur wenige Paare längerfristig zusammen
- oftmals dient eine Pause nur als Vorstufe der Trennung, die man sich noch nicht eingestehen will
- Beziehungspausen können zeitaufwändig und kompliziert sein, vor allem mit Kindern oder bei einer gemeinsamen Wohnung
- Beziehungspausen sind meist für alle Beteiligten eine emotionale Belastung
- eine gute Vorbereitung und viele Gespräche sind erforderlich
- das Vertrauen kann alleine durch die Frage nach einer Beziehungspause zerstört werden
Welche Regeln gibt es und wie lange sollte eine Beziehungspause dauern?
Jede Beziehungspause ist individuell, dennoch sollte man vor einer Trennung auf Zeit im Vorfeld immer einige Regeln aufstellen. Dazu gehören:
- Dauer der Beziehungspause: Wie lange sich die Partner voneinander trennen wollen, hängt von den eigenen Bedürfnissen ab. Während für einige Menschen schon eine Woche zu lange ist, stellen sich andere Partner sogar mehrere Monate vor. In Beziehungsratgebern wird eine Pause von zwei bis fünf Monaten empfohlen, um sich wirklich über grundlegende Dinge klar zu werden. Wichtig: Der Zeitraum sollte bereits vorab im gegenseitigen Einverständnis festgelegt werden.
- Ziele während der Beziehungspause: Beziehungspausen sollten als Zeit für Reflexion genutzt werden, sodass am besten vorher ein paar Punkte festgelegt werden, über die sich beide Partner in der Beziehungspause Gedanken machen.
- Beziehungspause und Kontakt zum Partner: Jetzt stellt sich die Frage: Sollte man sich bei einer Beziehungspause melden oder nicht? Auch hier ist es empfehlenswert, die Kommunikation für einige Zeit stillzulegen. Die Funkstille umfasst sowohl persönliche Treffen als auch Nachrichten oder Telefonate. Obwohl dies sicherlich schwerfällt, kann man sich nur so wirklich Klarheit verschaffen. Dies sollte unbedingt vorher besprochen werden, sodass keine Erwartungshaltung beim Gegenüber entsteht.
- Dates, Sex und Fremdgehen während der Beziehungspause: Wichtige Themen wie Dates und sexueller Kontakt mit anderen Menschen während der Beziehungspause sollten unbedingt vorher geklärt werden. Auch hier ist die grundlegende Voraussetzung für die Entscheidung gegenseitiges Vertrauen. Während einige Partner der Meinung sind, dass Fremdgehen in der Beziehungspause ein sofortiger Trennungsgrund ist, sehnen sich andere wiederum nach genau dieser Freiheit in der Auszeit der Beziehung.
Kann eine Beziehungspause funktionieren, wenn man während der Beziehungspause fremdgeht?
Das berühmteste Beispiel für eine Beziehungspause stammt aus der Serie "Friends", in der Rachel und Ross eine Beziehungspause einlegen, in der sie keine Regeln aufgestellt haben. Infolgedessen ist Ross fremdgegangen und muss die nächsten sieben Staffeln die Konsequenzen tragen.
Auch hier hängt die Antwort von den beiden Menschen ab, die mit der Pause ihre Beziehung retten wollen. Was ist für sie in Ordnung, welches Verhalten lässt sich noch verzeihen? Hier sollten Ängste und Erwartungen im Voraus klar definiert werden. Allerdings dürfte das Fremdgehen in der Beziehungspause fast immer eine Belastung für die weitere Beziehung darstellen.
Was passiert nach einer Beziehungspause?
Auch das "danach" sollte vor dem Beginn der Beziehungspause besprochen werden. Neben dem Wunschszenario, dass beide Partner merken, was sie an dem anderen schätzen und sich erneut verlieben, kann es auch zu einer Trennung kommen. Beide Szenarien sollten vorher besprochen werden, um Streitigkeiten über einen Auszug, Sorgerechte oder Finanzen zu vermeiden. Wenn der Beziehung noch eine Chance gegeben wird, erfordert dies ebenfalls ein ausführliches Gespräch, einschließlich grundlegender Dinge, die sich in der Beziehung ändern müssen.
Wie funktioniert die Trennung auf Zeit mit Kindern?
Vor allem Eltern stehen vor einer besonderen Herausforderung, wenn sie sich mit einer Trennung auf Zeit beschäftigen. Selbst wenn der Wunsch nach einer zeitlichen und räumlichen Trennung vorhanden ist, scheint dies im Alltag mit Kindern nur schwer umsetzbar. Gleichzeitig möchte man seine Kinder nicht mit der Trennung der Eltern belasten. Hier ist eine offene und positive Kommunikation erforderlich: Die Kinder sollten über das Experiment Bescheid wissen, aber ihnen sollten, soweit möglich, Ängste und Sorgen genommen werden. Bestenfalls bleiben die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung und die Eltern kümmern sich abwechselnd um die Betreuung der Kinder.
Hierfür gibt es nach Scheidungen den Begriff "Nestmodell". Aber auch für eine Beziehungspause kann das Konzept funktionieren. Die Kinder bleiben in der gewohnten Umgebung und die Eltern wechseln sich ab, beispielsweise wochenweise. Das setzt natürlich voraus, dass beide Elternteile für die jeweils andere Woche eine eigene Unterkunft haben.
Wie soll man die Beziehungspause den Kindern erklären?
Den Kindern sollte man offen erklären, dass Mama und Papa ein wenig Auszeit voneinander brauchen und dass die Trennung nur für eine bestimmte Zeit angedacht ist. Dabei sollte man betonen, dass die Auszeit nichts mit den Kindern zu tun hat und sie ihre Kinder genauso lieben wie zuvor. Zudem können Eltern erklären, dass sich Erwachsene manchmal ein wenig Zeit nehmen müssen, um in Ruhe nachzudenken und sich zu sortieren.