Verbraucherwissen

Obsoleszenz: 15 Tipps gegen ungewollten Verschleiß

Simone Madre

Redaktion & Management

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01.06.2022, 05:51 Uhr
Die Obsoleszenz betrifft alle Produkte. Ein typisches Beispiel sind aber Drucker.

© Wounds_and_Cracks, Pixabay, LizenzCC Die Obsoleszenz betrifft alle Produkte. Ein typisches Beispiel sind aber Drucker.

  • Obsoleszenz bedeutet, dass ein Produkt veraltet, sich abnutzt, aus der Mode kommt oder an Wert verliert.
  • Von einer geplanten Obsoleszenz spricht man unter anderem, wenn Verschleißteile schnell kaputt gehen und sich schlecht reparieren oder austauschen lassen.
  • Als Verbraucher kann man sich aktiv dazu entscheiden, weniger zu kaufen und nach lange haltbaren Produkten Ausschau zu halten.

In unserer Gesellschaft hört man immer wieder den Begriff "Wegwerfgesellschaft". Kaum ein Handy, ein Fernseher oder eine Waschmaschine hält wirklich so lange, wie man das will. Regelmäßig ist der Neukauf von Technik notwendig. Wie kommt das?

Obsoleszenz: Die Definition

Obsoleszenz kommt vom lateinischen Wort obsolescere und bedeutet, dass ein Produkt veraltet, sich abnutzt, aus der Mode kommt oder an Wert verliert. Der Begriff kann somit verschiedene Dinge bedeuten: Teilweise sind Produkte nicht mehr nutzbar, weil Bauteile kaputt gegangen sind. Teilweise werden sie aufgrund des technischen Fortschritts nicht mehr gebraucht oder sind aufgrund von modischen Neuheiten bei den Konsumenten nicht mehr angesagt.

Meist meint man aber den ersten Fall: dass Bauteile verschleißen, bis sie irgendwann kaputt sind, sodass das Produkt sich nicht mehr nutzen lässt. Dann hat man die Wahl zwischen einem (manchmal schwierigen) Austausch von Einzelteilen - oder man wirft es ganz weg.

Eine geplante Obsoleszenz liegt dann vor, wenn Geräte nicht nur relativ früh kaputtgehen, sich schlecht reparieren lassen oder aus der Mode kommen, sondern die Hersteller das auch beabsichtigen. Bei der geplanten Obsoleszenz wird noch einmal zwischen drei Erscheinungsformen unterschieden.

  • Die qualitative Obsoleszenz ist eine Vermarktung von billig und unsauber hergestellten Produkten, die schnell verschleißen. Die billig gefertigte Ware kann gar nicht so lange halten wie ein sorgfältig gefertigtes Produkt aus hochwertigerem Material.
  • Die psychologische Obsoleszenz wird als eine Vermarktung von Produkten mit immer wieder wechselnden Eigenschaften verstanden. Hier werden mit jeder Neuauflage eines Produkts neue Features eingeführt, die ausführlich beworben werden. Verbraucher haben den Eindruck, sie müssten das neueste Modell haben - obwohl ihres noch gut funktioniert.
  • Die funktionale beziehungsweise technologische Obsoleszenz gibt es bei Produkten, die eigentlich noch funktionieren, aber nicht den aktuellen technischen Anforderungen von anderen Geräten entsprechen, die man ebenfalls besitzt. Beispielsweise kann ein alter Drucker nicht mehr unbedingt an einen neuen PC angeschlossen werden, weil die Ein- und Ausgänge nicht zusammenpassen und die alten Druckertreiber nicht für aktuelle Betriebssysteme zur Verfügung stehen.

Geplante Obsoleszenz

Für die geplante Obsoleszenz lassen sich viele Gründe finden. Experten sind sich einig: Ohne eine geplante Obsoleszenz ist ständiges Wachstum nicht möglich. Natürlich spielen auch die Modeerscheinungen dabei eine große Rolle. Die Unternehmen wollen weiterhin Profit erzielen und ihre Gewinne steigern. Zudem ist der Billigwahn ein großer Faktor. Viele Menschen kaufen billig ein, egal wie lange das Produkt im Endeffekt hält. Und der technische Fortschritt führt nun mal dazu, dass neue Hardware und Software entwickelt wird, die gar nicht unbedingt mit allen bisherigen Geräten kompatibel sein kann. Das Zusammenspiel aus all diesen Faktoren führt dazu, dass technische Produkte veralten, an Wert verlieren oder direkt ganz kaputt gehen.

Daran etwas zu ändern, ist kompliziert. Strategien können nur dann wirkungsvoll sein, wenn man das Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik, Herstellern und Verbrauchern bedenkt. Klar ist: Nachhaltig sind häufige Käufe nicht, und gut für den Planeten auch nicht.

Doch planen Hersteller wirklich, dass ein Gerät rasch kaputt geht - am besten direkt nach dem Auslaufen der Gewährleistung? Das lässt sich schwer belegen. Das Umweltbundesamt veröffentlichte 2016 eine Studie und kam unter anderem zu dem Ergebnis, "dass die Erst-Nutzungsdauer von den meisten Produktgruppen in den letzten Jahren abgenommen" hat. Das ganze Thema sei aber deutlich komplexer als Firmen als "Täter" auf der einen und Verbraucher als "Opfer" auf der anderen Seite.

Sinnvoll sei es, Produkte so zu gestalten, dass sie so lange wie nötig halten - und nicht so lange wie möglich. Denn Maßnahmen zur unnötigen Verlängerung der technischen Lebensdauer können unter Umständen so viele Ressourcen kosten, dass es sich für den Umweltschutz nicht lohnt. Beispielsweise sind die dünnen Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung sogar besser für die Umwelt als die Papiertüten - und zwar immer dann, wenn man die Tüte nur ein- oder zweimal verwendet.

Bewusst eingebaute Schwachstellen konnten im Rahmen der Studie nicht identifiziert werden, das war aber auch nicht das erklärt Ziel. Stattdessen ging es hier darum, Gründe für das Aussortieren von Geräten herauszufinden und Strategien zu entwickeln, wie Produkte möglichst sinnvoll genutzt werden können.

Geplante Obsoleszenz: Beispiele

Smartphones: Natürlich baut Apple keine Technik ein, die das Handy nach drei Jahren selbst zerstört. Dennoch gibt Apple zu, dass man bei den meisten Geräten nur von drei bis vier Jahre Nutzungsdauer ausgehe. Danach richte sich dann beispielsweise die Dauer des iOS-Supports aus. Hier lässt sich eine psychologische Obsoleszenz vermuten. Wenn Apple immer wieder neue Modelle mit neuer Optik, schnellerem Prozessor und weiteren kleinen Änderungen herausbringt, soll das Marketing dafür sorgen, dass Kunden sich immer wieder das neueste Modell kaufen.

Das Gleiche kann man allerdings von fast allen Herstellern von Smartphones und Unterhaltungselektronik sagen. Viele Hersteller verändern gezielt bei jeder Generation das Aussehen von Handys und Co., damit die Vorgängermodelle optisch "alt" aussehen. Gerade wenn das Smartphone als Statusobjekt dient, ist auch das neue Aussehen ein Kaufgrund.

Drucker: Viele Kunden beschweren sich über die kurze Lebensdauer von Druckern und auch von Druckerpatronen, die eintrocknen und verstopfen. Auch eine geplante Obsoleszenz wird immer wieder bei einzelnen Modellen vermutet, konnte bisher aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Relativ bekannt wurde in diesem Zusammenhang der sogenannte "Resttintenschwamm", den in eher günstigen Tintenstrahl-Druckern verbaut wird. Bei jedem Reinigungsvorgang des Druckkopfs spülen die Drucker Tinte hindurch, um eingedrungene Luft zu entfernen. Die Tinte wird in einem Schwamm gesammelt, damit sie nicht ausläuft und die Fläche besudelt, auf der der Drucker steht. Nach einer bestimmten Anzahl an Reinigungsvorgängen druckt der Drucker nicht mehr weiter, weil der Schwamm voll sein könnte. Ein Austausch des Schwamms lohnt sich je nach Modell nicht unbedingt, ein neuer Drucker könnte günstiger sein. Etwas teurere Drucker haben statt einem Schwamm meist einen Resttintenbehälter, die sich austauschen lassen.

15 Tipps gegen geplante Obsoleszenz

Konsumenten haben zwar auf die Herstellung der Produkte keinen Einfluss, dennoch gibt es bestimmte Fallen, die man umgehen kann. Schließlich treffen die Menschen eigenverantwortlich ihre Kaufentscheidung. Im folgenden Abschnitt gibt es fünfzehn hilfreiche Tipps rund um die Obsoleszenz.

1. Nicht immer nur billig kaufen

Verbraucher sollten nicht immer nur kaufen, weil etwas gerade billig ist. Vielmehr sollte man auf Qualität setzen. Nicht umsonst heißt es "Wer billig kauft, kauft zweimal". Am besten kauft man nachhaltige Produkte und vermeidet Sonderangebote mit unrealistischen Preisen. Denn oftmals gibt es hier einen Haken. Natürlich können auch teure Produkten von schlechter Qualität sein. Besonders günstige Produkte sind es aber fast immer.

2. Reparieren

Nicht immer muss man ein kaputtes Gerät ersetzen, sondern kann dieses auch reparieren. Einiges kann man auch selbst machen.

3. Nicht bei zweifelhaften Onlineshops bestellen

Man kennt den Onlineshop nicht, der Produkthersteller sagt einem nichts und im Netz findet man auch nicht mehr heraus? Dann sollte man den Shop wohl besser meiden. Insbesondere, wenn die Ware von weither kommt, hat man oft Probleme mit dem Rückversand, wenn man schlecht gefertigte oder bereits kaputte Produkte erhält.

4. Produkt anfassen

In eine ähnliche Richtung geht der nächste Tipp: Jedes neu gekaufte Produkt sollte man am besten einmal getestet oder in der Hand gehalten haben, bevor man es kauft. Zudem sollte man sich die Frage stellen, wie das Produkt nach einigen Jahren Gebrauch aussehen wird.

5. Fokus auf den wirklichen Nutzen

Braucht man wirklich jede Zusatzfunktion und jedes Gadget? Am besten sollte man nur das kaufen, was man auch wirklich benötigt. Damit kann man der modischen Obsoleszenz den Kampf ansagen.

6. Klassiker bevorzugen

Man muss nicht immer mit der Mode gehen, sondern kann auch mal "unmodische" Produkte kaufen. So verweigert man sich automatisch dem modischen Verschleiß.

7. Folgekosten und -käufe

Beim Kauf von neuen technischen Geräten sollte man stets darauf achten, welche Folgekosten noch entstehen. Ladekabel, Kopfhörer mit einem anderen Anschluss und weiteres Zubehör erhöhen die Kosten immens und befördern die Konsumgesellschaft. Geht ein technisches Gerät wie ein Handy oder Tablet kaputt, muss nicht sofort ein neues her. Stattdessen kann man gebraucht kaufen, um die Umwelt zu schonen.

8. Fachhandel

Viele Hersteller produzieren Geräte für berufliche und private Nutzer in der "Pro-Version". Teilweise lohnt es sich, für Notebooks, Drucker, Küchen- oder Handwerksgeräte mehr Geld in die Hand zu nehmen und die Modelle beim Fachhändler zu erwerben.

9. Ware zurückgeben

Wer feststellt, dass ein Produkt nicht die eigenen Erwartungen erfüllt, sollte keine Scheu haben, dies zurückzugeben. Auch beim Onlinekauf besteht das Recht, ein Produkt innerhalb von vierzehn Tagen zurückzuschicken.

10. Gute Händlerkontakte

Wer persönliche und langfristige Beziehungen zu den Händlern von Geschäften vor Ort aufbaut, anstatt ständig anonym im Internet einzukaufen, verschafft sich einen Vorteil. Nicht nur in Kleinstädten, sondern auch in Großstädten ist dies möglich. Der Händler bietet treuen Kunden keinen Ramsch an, sondern nur hochwertige Produkte. Schließlich möchte er sie gerne behalten.

11. Gewährleistung einfordern

Als Verbraucher sollte man stets die Gewährleistungsrechte in Anspruch nehmen. Bei Hilfe kann man sich zum Beispiel an die Verbraucherzentralen wenden.

12. Nach Ersatzteilen fragen

Wer beim Händler bewusst nach den Erfahrungswerten, der Gewährleistung und eventuellen Verschleißteilen nachfragt, ist immer auf der sicheren Seite. Zudem kann man sich schon im Voraus erkundigen, wie hochpreisig die Ersatzteile sind.

13. Herkunft prüfen

Vor allem beim Online-Shopping sollte man immer die Herkunft der Produkte prüfen.

14. Bewertungsplattform

Um auf seriösen Seiten beim Online-Shopping zu landen, gibt es Bewertungsplattformen wie Trustpilot, bei der Kunden jeden Monat bis zu eine Million Bewertungen veröffentlichen, an denen man sich orientieren kann.

15. Prüfzeichen

Um Produkte ohne geplante Obsoleszenz zu finden, gibt es bestimmte Prüfzeichen. Beispielsweise gibt es von der Halbleiter-Test & Vertriebs-GmbH das sogenannte HTV-Life-Prüfzeichen. Damit zeichnet das Unternehmen nach eigener Aussage Produkte aus, die keine geplanten lebensdauerbegrenzenden Sollbruchstellen beinhalten.