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Welche Blutgruppe habe ich? So können Sie Ihre Blutgruppe bestimmen

Elias Thiel

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23.10.2024, 08:40 Uhr
Mit einer Blutspende kann man Gutes tun und nebenbei kostenfrei die eigene Blutgruppe erfahren. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten.

© IMAGO / Funke Foto Services Mit einer Blutspende kann man Gutes tun und nebenbei kostenfrei die eigene Blutgruppe erfahren. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten.

In diesem Artikel:

Die Blutgruppenbestimmung ist vor allem im Zusammenhang mit Bluttransfusionen von hoher Relevanz. Denn die Blutgruppen von Spender und Empfänger müssen kompatibel sein, damit es nicht zu einer Verklumpung des Blutes kommt. Dies kann ansonsten lebensgefährlich für den Empfänger sein. Aber auch bei einer Schwangerschaft sollte die werdende Mutter ihre Blutgruppe und diejenige des Kindes kennen, damit es nicht zu Unverträglichkeiten zwischen mütterlichem und kindlichem Blut kommt. Einige Menschen sind aber auch einfach neugierig und möchten daher ihre Blutgruppe ermitteln.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche verschiedenen Blutgruppen es gibt, wie Sie Ihre eigene Blutgruppe feststellen können und wem Sie Blut spenden können.

Jeder Mensch hat ein ganz bestimmtes Blutmuster, das von den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestimmt wird. Dieses Muster nennt man auch "Blutgruppe". Die Blutgruppe entscheidet darüber, wer wem Blut spenden kann. Dabei müssen die wichtigsten Merkmale von Spender- und Empfängerblut übereinstimmen, um lebensgefährliche Komplikationen bei der Bluttransfusion zu vermeiden.

Blutgruppe und Rhesusfaktor beschreiben die zwei wesentlichen Eigenschaften der Blutgruppe. Bei der Bluttransfusion muss die Verträglichkeit von Spender- und Empfängerblut gegeben sein. Vor allem bei der Versorgung von Notfallpatienten mit unbekannter Blutgruppe gibt es einen hohen Bedarf an Blutkonserven mit der Blutgruppe 0, da diese universell eingesetzt werden können.

Die Blutgruppe bezeichnet die Einteilung von Blut auf Basis von verschiedenen Merkmalen. Bei menschlichem Blut gehören dazu beispielsweise unterschiedliche Zucker und Eiweiße auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, die als Antigene wirken. Wenn das Blut mit fremdem Blut in Kontakt kommt, werden vom körpereigenen Immunsystem Antikörper gegen fremde Antigene gebildet und es entstehen Verklumpungen. Bevor die Blutgruppen entdeckt wurden, kam es bei Bluttransfusionen daher häufiger zu Todesfällen. Wenn die Bluttransfusionen erfolgreich waren, konnte dies auf zufällig übereinstimmende Blutgruppen von Empfänger und Spender zurückgeführt werden.

Der Rhesusfaktor (RhD+, RhD-) unterteilt die vier Blutgruppen (A, B, AB und 0) und zeigt an, ob spezielle Proteine auf der Zellmembran der roten Blutkörperchen vorhanden sind. Dabei wird zwischen RhD pos oder RhD neg unterschieden. Bei Rhesus-positive Patienten hat dieses Merkmal keine Bedeutung, während Rhesus-negative Patienten nur Rhesus-negatives Blut erhalten dürfen.

Die häufigsten Blutgruppen in Deutschland sind die Blutgruppe A (43 %) und die Blutgruppe 0 (41 %). Demnach ist der Bedarf entsprechend hoch, da sich unter den Patienten natürlich dieselben Anteile befinden. Beim Rhesusfaktor gibt es in Deutschland einen Anteil von 85 % mit positivem Merkmal und 15 % Rhesus negative Personen. Weitere Blutgruppen werden nur im Bedarfsfall mit dem AB0-, Rhesus- und Kell-System bestimmt.

Insgesamt gibt es vier Blutgruppen (A, B, AB und 0). In Kombination mit dem Rhesusfaktor ergeben sich jedoch insgesamt 8 Blutgruppen mit folgender Verteilung in der deutschen Bevölkerung:

  • A Rhesus positiv 37 %
  • A Rhesus negativ 6 %
  • 0 Rhesus positiv 35 %
  • 0 Rhesus negativ 6 %
  • B Rhesus positiv 9 %
  • B Rhesus negativ 2 %
  • AB Rhesus positiv 4 %
  • AB Rhesus negativ 1 %

Wer seine Blutgruppe erfahren möchte, kann auf folgende Möglichkeiten zurückgreifen:

  1. Blutgruppe beim Hausarzt bestimmen lassen
    Zwar spielt die Blutgruppe bei den meisten Laboruntersuchungen beim Hausarzt keine Rolle, aber dennoch kann man seine Blutgruppe auch beim Hausarzt bestimmen lassen. Wenn man dies ohne medizinischen Grund machen möchte, muss man allerdings die Kosten von circa 25 Euro selbst tragen. Wird die Blutgruppe aufgrund einer Erkrankung oder Schwangerschaft bestimmt, wird der Test von der Krankenkasse übernommen.
  2. Mutterpass
    Mütter können einfach einen Blick in ihren Mutterpass werfen und sich somit ihrer Blutgruppe vergewissern. Denn schwangere Frauen erhalten grundsätzlich einen Mutterpass mit der jeweiligen Blutgruppe. Dies wird beispielsweise relevant, wenn Blutkonserven verabreicht werden müssen. Gleichzeitig wird auch im Mutterpass notiert, ob die roten Blutkörperchen der Frau den sogenannten Rhesusfaktor auf ihrer Oberfläche tragen. Sollte sich das Blut von Mutter und Ungeborenem in diesem Punkt unterscheiden (bzw. wenn die Mutter rhesusnegativ, das Kind aber rhesuspositiv ist), kann dies gefährlich für das ungeborene Kind werden. In diesem Kontext wird auch von einer "Rhesus-Unverträglichkeit" gesprochen.
  3. Selbsttest zu Hause
    Alternativ kann man seine Blutgruppe selbst testen und zu Hause einen Selbsttest aus der Apotheke durchführen. Mit diesem kann man seine eigene Blutgruppe für rund 20 Euro bestimmen. Dafür werden einige Tropfen Blut mit Testfeldern untersucht, wobei das Blut aus der Fingerkuppe entnommen wird. Zur Vermeidung von Verunreinigungen und Verfälschungen des Ergebnisses sollte man sich jedoch strikt an der Packungsbeilage orientieren und die Einstichstelle sauber halten. Das Blut wird mit verschiedenen Antikörpern auf den Testfeldern in Kontakt gebracht. Infolgedessen reagieren nicht übereinstimmende Blutgruppen miteinander und verklumpen.
  4. Blutspende
    Eine kostenlose Blutbestimmung erhält man bei der Blutspende und kann gleichzeitig auch noch Leben retten. Spender bekommen einen sogenannten "Blutspende-Ausweis", auf dem ihre Blutgruppe eingetragen ist. Um Verwechslungen zu vermeiden und die Sicherheit zu gewährleisten, wird die Blutgruppe bei jeder Blutspende bestimmt. Somit wird sichergestellt, dass bei einer Bluttransfusion die Blutgruppen auch wirklich kompatibel sind.
  5. Impfpass
    Wenn Ärzte dies für sinnvoll erachten, vermerken sie die Blutgruppe im Impfpass. Dies ist aber nur gelegentlich der Fall, wenn der Impfpass beispielsweise auch als Notfallausweis dient.

Wie bereits erläutert, kostet eine Blutgruppenbestimmung ohne medizinischen Grund rund 25 Euro beim Hausarzt, während die Bestimmung aufgrund Erkrankung oder Schwangerschaft von der Krankenkasse übernommen wird.

In einigen Situationen sollte man die eigene Blutgruppe kennen (beispielsweise bei bevorstehenden Operationen, Bluttransfusionen und in der Schwangerschaftsvorsorge). Während geringe Blutverluste harmlos sind und im Körper durch vermehrte Neubildung ersetzt werden können, werden größere Verluste nicht kompensiert. Bei einer Verletzung und damit einhergehenden größeren Blutverlusten kann es sogar lebensbedrohlich werden und eine Bluttransfusion ist zwingend erforderlich. Bei einer Bluttransfusion wird gespendetes Blut in Form von Blutkonserven über die Venen dem Körper des Patienten zugefügt. Wie bereits erwähnt, müssen die Blutgruppen des Spenders und Empfängers kompatibel sein. Ansonsten treffen Antikörper und Antigene aggressiv aufeinander.

Ärzte führen vorher allerdings verschiedene Tests durch, damit die Blutgruppen auch wirklich zusammenpassen. Der zuständige Arzt muss dies eigenhändig per Unterschrift bestätigen, bevor weitere Schritte unternommen werden.

Wer die eigene Blutgruppe allerdings nicht kennt, muss sich keine Sorgen machen. Denn bei Notfällen oder Operationen wird grundsätzlich die Blutgruppe im Krankenhaus bestimmt. Wenn in dringenden Fällen Blut benötigt wird, erhalten Patienten eine Bluttransfusion mit der Blutgruppe 0 negativ, die von allen Blutgruppen empfangen werden kann.

Dennoch ist es nützlich, die eigene Blutgruppe zu kennen. Menschen mit Blutgruppe 0 negativ sind oftmals besonders motiviert, auch wirklich regelmäßig Blut zu spenden: Denn ihre Blutgruppe ist nicht nur für viele Patienten hilfreich, sondern auch die Einzige, die sie selbst in einem Notfall vertragen.

Die Blutgruppe wird von den Eltern vererbt und richtet sich nach den Mendelschen Erbregeln: Dies bedeutet, dass jeder Mensch jeweils zwei verschiedene Varianten (=Allele) der Merkmale A, B und 0 besitzt (eine Variante von der Mutter und eine vom Vater). Somit kommen also abhängig von den Blutgruppen der Eltern nur bestimmte Blutgruppen für das Kind infrage. Demnach kann ein Kind nicht die Blutgruppe AB oder B haben, wenn die Eltern beide die Blutgruppe A haben.

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Nun stellt sich natürlich die Frage, welcher Spender welchem Empfänger wirklich Blut spenden kann.

Blutgruppen mit dem Antigen A und B (A+, A-, B+, B-)

Menschen mit einer Rhesus-negativen Blutgruppe können für viele Patienten als Spender infrage kommen. Gleichzeitig können sie jedoch nur von einer geringeren Anzahl Blut erhalten. Hierbei handelt es sich um das Gegenteil von Rhesus-positiven Menschen. Personen mit Blutgruppe B Rhesus negativ können für alle Blutgruppen-Träger spenden, in denen das Antigen B vorkommt (B+, B-, AB+, AB-).

Demnach spielt der Rhesusfaktor keine Rolle. Dies ändert sich, wenn ein Patient mit dieser Blutgruppe auf eine Transfusion angewiesen ist. Denn dann darf die spendende Person auf keinen Fall eine Blutgruppe besitzen, in der das A-Antigen vorkommt. Dazu kommt, dass der Empfänger rhesus-positives Blut nicht verträgt. Infolgedessen ist die Blutgruppe nur mit B Rhesus negativ oder 0 Rhesus negativ kompatibel.

Bei den Blutgruppen mit beiden Antigenen A und B (AB-, AB+) sieht es wiederum anders aus. Träger mit AB Rhesus positiv können nur für Menschen mit derselben Blutgruppe spenden, da immer beide Antigene im Empfängerblut vorkommen müssen. Bei Notfällen ergibt sich allerdings auch eine größere Auswahl an potenziellen Spendern, da diese von allen verfügbaren Blutgruppen eine Transfusion bekommen können. Dies liegt daran, dass immer nur ein Antigen benötigt wird. Aber auch eine Übertragung von Blutgruppe 0 ist möglich.

Die Blutgruppe 0

Der Blutgruppe 0 wird eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Diese ist nicht nur aufgrund ihres Rhesusfaktors besonders, sondern ruft aufgrund der fehlenden Antigene beim Transfusion-Empfänger keine Antikörper hervor. Somit können auch Personen mit A- und/oder B-Antigenen das Blut erhalten.

Nicht umsonst ist die Blutgruppe 0 Rhesus negativ die begehrteste aller Blutgruppen. Träger mit dieser Blutgruppe werden als "Universalspender" bezeichnet. Folglich können Rhesus-negative Personen für beide Rhesus-Merkmale spenden. Dadurch, dass die Blutgruppe 0 kein spezifisches Antigen beim Empfänger erfordert, passt sie dann mit allen Blutgruppen (A+, A-, B+, B-, AB+, AB-, 0+, 0-) zusammen. Insbesondere bei der Notfallversorgung von Patienten ist Blutgruppe 0 negativ sehr gefragt, da sie ohne vorherigen Test eingesetzt werden kann. Jedoch können Träger mit 0 Rhesus negativ selbst im Notfall nur Blutkomponenten ihrer eigenen Blutgruppe erhalten.

Unabhängig von der Besonderheit der Blutgruppe 0 Rhesus negativ ist jede Blutspende wichtig und kann Leben retten. Der Blutgruppen-Barometer des Deutschen Roten Kreuzes zeigt beispielsweise tagesaktuell an, welche Blutgruppe in dem Moment besonders dringend benötigt wird.