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Heilfasten nach Buchinger: So funktioniert es
18.1.2024, 09:06 UhrIn diesem Artikel:
- Was ist Heilfasten?
- Was ist das Heilfasten nach Buchinger?
- Wofür eignet sich das Heilfasten?
- Ist Heilfasten gesund?
- Heilfasten: Wie lange?
- Heilfasten nach Buchinger: Eine Anleitung zum Nachmachen
- Was ist eine Fastenkrise?
- Welche Nebenwirkungen gibt es und wer sollte lieber auf das Fasten verzichten?
- Tipps zum Heilfasten
Das Fasten war bereits vor Jahrtausenden verbreitet, auch in vielen Religionen und der Medizin spielt es eine Rolle. Und auch noch heute entscheiden sich viele Menschen bewusst für den freiwilligen Verzicht.
Die bewusste Begrenzung beim Fasten fungiert oftmals als Kontrast zum Überfluss und soll die Fokussierung auf das Wesentliche erleichtern. Häufig spielen auch gesundheitliche Gründe eine Rolle. Nicht zuletzt wird das Fasten als Methode zur angestrebten Gewichtsreduktion genutzt. Die Gründe für den freiwilligen Verzicht sind vielfältig - entsprechend unterschiedlich sind auch die Ausführungen und Methoden des Fastens. Aber was sind die Besonderheiten des Heilfastens, wie kann man es zu Hause durchführen und worauf sollte man dabei achten?
Was ist Heilfasten?
Das Heilfasten ist eine Methode, die von gesunden Menschen zur Krankheitsprävention genutzt wird und zur Therapie bei bestimmten Krankheiten angewendet werden kann. Teilweise soll es auch der Gewichtsabnahme dienen. Im Gegensatz zum totalen Fasten wird beim Heilfasten nach Buchinger weiterhin eine geringe Menge Energie zugeführt.
Was ist das Heilfasten nach Buchinger?
Die moderne Form des Heilfastens geht auf den Arzt Otto Buchinger (1878–1966) zurück. Die Buchinger-Methode des Heilfastens dient sowohl der Gesundheitserhaltung als auch der Therapie von bestimmten Krankheiten, beispielsweise der rheumatoiden Arthritis oder dem Metabolischem Syndrom.
Im Gegensatz zum totalen Fasten wird dem Körper beim Heilfasten etwas Energie zugeführt. Hierfür trinkt man kleine Mengen an Obst- und Gemüsesäften sowie Gemüsebrühe, auch etwas Honig ist erlaubt.
Dabei sind nicht nur medizinische Effekte, sondern laut Buchinger auch eine "Diät der Seele" wünschenswert. Buchinger empfiehlt, das Fasten mit angenehmen Aktivitäten wie Lesen oder Musikhören zu verbinden, die gleichzeitig der Entspannung dienen.
Wofür eignet sich das Heilfasten?
Beim Heilfasten verzichten Menschen für eine begrenzte Zeit auf feste Nahrung und Genussmittel. Ziel ist es, den Körper zu "reinigen" und zu regenerieren. Rheumatologen empfehlen vorübergehendes Fasten bei bestimmten Krankheiten, um Entzündungsprozessen entgegenzuwirken. Für eine langfristige Gewichtsabnahme ist das Heilfasten nur bedingt zu empfehlen, kann jedoch als Einstieg in eine Ernährungsumstellung dienen.
Die Wirksamkeit des Heilfastens ist bisher aufgrund der begrenzten Studienlage nicht abschließend belegt. Dennoch werden Heilfastenkuren bei Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Gelenkerkrankungen und Hauterkrankungen in Betracht gezogen. Aber auch bei Verstopfung, chronischen Darmerkrankungen und Fettstoffwechselstörungen könnte Heilfasten hilfreich sein. Dazu wird das Heilfasten bei Durchblutungsstörungen und Asthma bronchiale diskutiert.
Wer das Heilfasten ausprobieren will und an Vorerkrankungen leidet, sollte sich an einen Arzt oder Therapeuten wenden. Mediziner können entscheiden, ob das Heilfasten zum eigenen Gesundheitszustand passt und worauf geachtet werden soll. Schwangere, Stillende und auch Kinder sollten grundsätzlich nicht fasten, da sie viele Nährstoffe sowie Vitamine benötigen.
Ist Heilfasten gesund?
Das Heilfasten soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und den Reinigungsprozess der Zellen, die Autophiagie, auslösen. Das ist eine Art Recycling in den Zellen, bei der defekte und alte Zellelemente abgebaut und neu verwertet werden. Erhält der Körper wenig oder keine Nahrung, greift er auf solche inneren Ressourcen zurück, um seinen Bedarf zu decken.
Laut der Krankenkasse AOK wurden auch die folgenden positiven Effekte bereits beobachtet:
- Umstellung des Stoffwechsels und Gewichtsverlust
- Cholesterin- und Blutzuckerwerte sinken
- Entlastung von Gelenken und Wirbelsäule
- antientzündliche Prozesse starten
- positiver Einfluss auf die Psyche
- leichterer Einstieg in einen gesünderen Lebensstil
Heilfasten: Wie lange?
Die optimale Heilfastendauer nach Buchinger beträgt zwischen zwei und vier Wochen, je nach Therapieziel sogar bis zu sechs Wochen. Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) wiederum empfiehlt sieben bis zehn Tage, einschließlich eines Vorbereitungstags und abschließend drei Tagen zur schrittweisen Rückkehr zur normalen Nahrungszufuhr.
Achtung: Von einem dauerhaften Heilfasten wird abgeraten!
Heilfasten nach Buchinger: Eine Anleitung zum Nachmachen
Idealerweise erfolgt eine Heilfastenkur nach Buchinger in einer ärztlich betreuten Gruppe. Schon am Tag vor dem eigentlichen Fasten wird die Energiezufuhr auf etwa 1000 Kilokalorien reduziert. Gleichzeitig verzichtet man auf Koffein, Alkohol und Nikotin. Körperliche Betätigung ist in moderatem Maße erlaubt. Zudem sollte man Stress vermeiden und sich gedanklich auf das Fasten vorbereiten.
Heilfasten-Plan zum Nachmachen
Wer das Heilfasten ausprobieren möchte, sollte sich an diese Tipps halten:
1) Planung: Wer noch keine eigene Erfahrung mit dem Heilfasten hat, sollte sich die passende Betreuung suchen: Wer bereits an Vorerkrankungen leidet, sollte sich am besten vorher an den eigenen Hausarzt oder die Hausärztin wenden. Diese können beurteilen, ob das Heilfasten im persönlichen Fall sinnvoll ist und worauf man achten sollte.
Zudem gibt es Fastenhotels und Fastenseminare mit Fachpersonal, das einen durch das Heilfasten leitet. Die Deutsche Fastenakademie nennt auf ihrer Website ausgebildete Fastenleiter und -leiterinnen sortiert nach Postleitzahl, an die man sich wenden kann. Einen tieferen Einblick in das Heilfasten nach Buchinger bietet auch das Buch "Buchinger Heilfasten: Mein 7-Tage-Programm für zu Hause" von Andreas Buchinger, dem Enkel des Heilfasten-Entwicklers.
Zur Planung gehört auch die Wahl des passenden Zeitraums, inklusive Vorbereitungs- und Entlastungstagen. Diesen Zeitraum sollte man sich im Kalender markieren und keine wichtigen Termine einplanen.
Übrigens: Es gibt auch Fastenkuren in Rehakliniken, die unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen werden.
2) Vorbereitung: Stehen der Termin und die Betreuung? Falls man zuhause fastet, kann man sich kurz vorher mental auf das Fasten vorbereiten und notwendige Einkäufe erledigen.
3) Entlastungstage: Ein bis zwei Tage vor dem eigentlichen Fasten sollte man die Darmtätigkeit mit leichter Kost schonen. Bereits hier verzichtet man auf Kaffee und Alkohol. Man kann zwischen verschiedenen Varianten wählen, wie z.B. einen Obst-, Reis- oder Hafertag. Egal, welche Methode: Man isst weniger und bewusster.
- Obsttag: Frisches Obst über den Tag verteilt essen (Achtung bei empfindlichem Magen und Darm)
- Reistag: Drei Portionen Reis mit gedünstetem Gemüse oder ungesüßtem Kompott
- Hafertag: Haferflocken kurz in Wasser aufkochen und mit etwas gedünstetem Obst genießen
4) Darmreinigung
Optional kann man eine Darmreinigung durchführen. Allerdings ist unklar, ob die Darmreinigung zu Beginn des Fastens notwendig ist oder nicht. Manche Menschen führen sie mit Glaubersalz oder Bittersalz durch, um den Darm zu Fastenbeginn schnell zu leeren. Es gibt aber auch natürliche, sanfter wirkende Mittel wie Pflaumensaft oder Sauerkrautsaft, die man verwenden kann. Einige Menschen empfinden das Gefühl der Darmentleerung als angenehm und berichten von einem verringerten Hungerreiz bei leerem Darm.
Am Morgen des ersten Fastentages erfolgt die Darmreinigung durch das Trinken von 30 bis 40 Gramm Natriumsulfat (Glaubersalz), aufgelöst in etwa einem Liter Wasser, innerhalb von 20 Minuten. Nach einer weiteren halben Stunde werden ein halber bis ganzer Liter Wasser oder ungesüßter Tee getrunken.
5) Ernährung und Getränke
Während des Heilfastens sollte man täglich circa 250 bis 400 Kilokalorien konsumieren. Dabei stehen Obst- und Gemüsesäfte, Brühe und etwas Honig zur Auswahl. Beispielsweise könnte man je ein Glas (300 ml) Apfelsaft, Tomatensaft und Brühe trinken, um dieser Kalorienmenge zu entsprechen.
Zudem sollte man zwei bis drei Liter Flüssigkeit als Wasser oder Kräutertee trinken.
6) Bewegung
Bewegung tut dem Körper auch beim Heilfasten gut, da sie die Durchblutung im Körper steigert und so den Entsorgungsmechanismen des Gewebes hilft. Zudem kann sanfter Sport wie Wandern, Radfahren oder Schwimmen vom Hunger ablenken und dem Abbau von Muskeln entgegenwirken. Deswegen sollte man während der Fastentage nicht nur ruhen, sondern sich auch regelmäßig bewegen.
7) Fastenbrechen und Aufbautage
Am Ende des Fastens wird das sogenannte Fastenbrechen empfohlen. Für das Fastenbrechen eignet sich ein geriebener Apfel oder gekochtes Gemüse. Am besten führt man zwei (oder bei längerem Fasten auch drei oder vier) Aufbautage mit kleinen Portionen und leichter Kost durch.
Beispielsweise kann man am Vormittag einen rohen oder gekochten Apfel essen und abends dann eine Kartoffelsuppe genießen. Da sich der Körper erst allmählich wieder an feste Nahrung gewöhnen sollte, eignet sich eine leichte vegetarische Kost mit Milchprodukten, Eiern und frischem Gemüse, die reich an Ballaststoffen und hochwertigen Pflanzenölen ist. Durch langsames und gründliches Kauen wird der Stoffwechsel nicht überlastet - der Körper gewöhnt sich allmählich wieder an feste Nahrung.
Die Energiezufuhr in Kilokalorien (kcal) über vier Tage sieht dabei wie folgt aus:
- Tag 1: 800 kcal
- Tag 2: 1000 kcal
- Tag 3: 1200 kcal
- Tag 4: 1600 kcal
8) Regelmäßig fasten
Laut Verena Buchinger-Kähler, Urenkelin von Otto Buchinger und ärztliche Leitung der Buchinger-Klinik, ist regelmäßiges Fasten sinnvoll. Eine goldene Regel gebe es allerdings nicht. Viele Gäste, die vorbeugend fasten würden, kämen zweimal im Jahr für ein sieben- bis zehntägiges Fasten.
Drei Tage Heilfasten
Um das Heilfasten auszuprobieren, kann man auch zunächst mit einem dreitägigen Fasten beginnen, beispielsweise als langes Wochenende. Auch hierbei startet man mit einem Vorbereitungstag (siehe oben) und beendet das Fasten nach drei Tagen mit einem Aufbautag mit leichter Kost.
Beim Heilfasten (mit maximal 250 bis 500 Kilokalorien pro Tag) nimmt man Folgendes zu sich:
- 250 Milliliter Gemüsebrühe
- etwa 250 Milliliter Obst- und/oder Gemüsesäfte, je nach Kaloriengehalt
- 30 Gramm Honig
- mindestens 2,5 Liter Wasser oder Kräutertee
Besonders wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr beim Buchinger-Fasten, die wie folgt empfohlen wird:
Morgens:
Morgens und nachmittags trinkt man je 230 Milliliter Tee mit etwas Honig. Bei niedrigem Blutdruck kann man beispielsweise Ingwertee verwenden. Auf Koffein im grünen oder schwarzen Tee sollte man während des Fastens lieber verzichten.
Mittags:
Mittags trinkt man 250 Milliliter frisch gepressten Frucht- oder Gemüsesaft.
Abends:
Abends stehen 250 Milliliter heiße Gemüsebrühe auf dem Speiseplan.
Zusätzlich trinkt man im Laufe des Tages mindestens zwei Liter kalorienfreie Flüssigkeit wie Mineralwasser oder Tee.
Achtung: Personen mit empfindlichem Magen sollten auf saure Fruchtsäfte und Teesorten verzichten und stattdessen Fenchel- oder Kamillentee trinken.
Das Heilfasten kann man auf fünf Tage ausweiten. Wer möchte, kann sich auch an einen Heilfasten-Plan für sieben Tage halten.
Was ist eine Fastenkrise?
Es ist normal, dass es nach einigen Tagen zu einer sogenannten Fastenkrise kommt. Diese beginnt in der Regel nach dem dritten oder vierten Tag und zeichnet sich durch allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerzen und Schlafstörungen aus. Zusätzlich können Kreislaufprobleme, Mundgeruch, Stimmungsschwankungen und Blähungen auftreten.
Die Ursache dafür ist im Wesentlichen die Umstellung des Stoffwechsels auf die Selbstversorgung durch Fettverbrennung und Autophagie. Dazu können Entzugserscheinen vom Verzicht auf Kaffee kommen.
In jedem Fall ist es wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und ausreichend Ruhepausen einzuplanen. Zudem sollte man darauf achten, sich weiterhin zu bewegen und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Dabei können auch kalte Güsse helfen.
Oft ist das Tief nach dem dritten oder vierten Tag überwunden. Bei längerem Fasten kann sich dann sogar ein Fastenhoch einstellen. Der Körper schüttet dann vermehrt Glückshormone aus.
Welche Nebenwirkungen gibt es und wer sollte lieber auf das Fasten verzichten?
Bei korrekter Durchführung entsteht kein starkes Hungergefühl, die volle körperliche und geistige Leistungsfähigkeit bleibt erhalten. Dennoch bedeutet der vollständige Verzicht auf Nahrung Stress für den Körper, der seinen Energieverbrauch reduziert und zur Energiegewinnung unter anderem Eiweiß in den Muskeln abbaut, was zu unerwünschten Effekten führen kann. Möglich sind Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe und Rückenschmerzen. Die Fettverbrennung führt zudem zu einem unangenehmen Mundgeruch, der ein wenig an Nagellackentferner oder gärende Früchte erinnert. Man sollte viel trinken und sich die Zähne mindestens zweimal am Tag gründlich putzen.
Schwangere Frauen, stillende Mütter und Kinder sollten generell nicht fasten, da sie viele Nährstoffe und Vitamine benötigen. Auch Menschen mit Vorerkrankungen oder Personen, die Medikamente einnehmen, sollten das Heilfasten zunächst mit ihrem Arzt besprechen.
Tipps zum Heilfasten
Diese Tipps helfen dabei, das Heilfasten durchzuziehen und sich dabei wohlzufühlen:
- Arzt vor einer längeren Fastenzeit oder bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme konsultieren
- Langsame Gewöhnung mit zwei bis drei Umstellungstagen
- Verlockungen widerstehen (auf Süßigkeiten, Nahrungsmittel, Alkohol und Koffein verzichten)
- Mindestens 2,5 Liter kalorienfreie Getränke pro Tag trinken
- Zwei bis drei Eingewöhnungstage für feste Nahrung
- Bewegung an der frischen Luft
- Ablenkung
- Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation oder Pilates während der Fastenwoche