Kaltes Wasser
Wie gesund sind eiskalte Duschen wirklich?
25.6.2024, 07:08 UhrIn diesem Artikel:
Kaltes Wasser unter der Dusche hört sich für viele Menschen wie ein Albtraum an – vor allem im Herbst und im Winter, wenn man sowieso dazu neigt, zu frieren. Allerdings kann das kalte Duschen eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen bieten: Nicht nur das Immunsystem wird gestärkt, sondern auch der Kreislauf angeregt, die Haut gestrafft und sogar die Stimmung verbessert. Im folgenden Artikel erfahren Sie alles über die Vor- und Nachteile des kalten Duschens und wie man dies am besten in seine tägliche Routine integrieren kann.
Ist kalt duschen gesund?
Während im Sommer kalt zu duschen eine willkommene Erfrischung sein kann, wird kaltes Wasser in der kühlen Jahreszeit zu einer echten Überwindung.
Dass kalte Duschen gesund sind und dass kalte Reize die Immunabwehr stärkt, wurde bislang nicht durch große, langfristig angelegte Studien belegt. Kürzer laufende Studien, beispielsweise eine aus dem Jahr 2018, zeigen aber durchaus einen positiven Effekt auf die Zahl der Krankschreibungstage.
In jedem Fall können die Blutgefäße trainiert und die Durchblutung der Haut gesteigert werden, da sich die Gefäße durch die Kälte verengen und anschließend wieder erweitern, sagte Dieter Melchart, Leiter der Tagesklinik für Naturheilkunde und Gesundheitsförderung an der Universitätsklinik München, der "Apotheken Umschau" gegenüber. Das gelte auch für die Schleimhäute in Nase und Rachen. Hier kann die Immunabwehr besser arbeiten, wenn die Schleimhaut gesund und gut durchblutet ist.
Außerdem führen kalte Duschen zur Ausschüttung einiger Hormone: Man fühlt sich wacher und lebendiger, auch die Stimmung kann sich verbessern.
Ist kaltes Wasser gut für den Körper oder ist “kalt duschen” sogar gefährlich?
Kaltes Wasser kann auf der einen Seite gesund für den Körper sein, auf der anderen Seite aber auch ein Risiko darstellen. Das sind die Vor- und Nachteile:
Kalt duschen: Vorteile
Kalte Duschen bieten verschiedene Vorteile wie beispielsweise:
- Immunabwehr: Kalte Duschen trainieren die Blutgefäße und die Schleimhäute im Nasen-Rachenraum, die für die Immunabwehr von großer Bedeutung sind.
- Stimmung: Kaltes Duschen kann die Stimmung verbessern und laut einer Studie möglicherweise sogar lindernd bei Depressionen sein. Durch das kalte Wasser auf der Haut werden viele Reize an das Gehirn geschickt. Es schüttet dann Adrenalin, Noradrenalin sowie Beta-Endorphine aus. Letztere erhöhen die Freisetzung des Glückshormons Dopamin.
- Mentale Klarheit: Kaltes Wasser erfrischt und belebt den Geist. Durch den Kälteschock erfährt man somit einen Energieschub und mentale Klarheit.
- Entzündungen: Wer kalt duscht, kann Entzündungen entgegenwirken. Sobald der Körper Kälte ausgesetzt wird, schüttet er automatisch Adrenalin aus. Dies verengt die Gefäße und hemmt Entzündungsfaktoren.
- Durchblutung: Während sich Blutgefäße bei Wärme entspannen und elastisch werden, ziehen sie sich bei Kälte zusammen. Somit werden Blutgefäße trainiert. Das ist auch bei Krampfadern hilfreich.
- Haare und Haut: Kaltes Wasser strafft sowohl die oberen Hautschichten als auch die Haare, indem Haarfollikel geglättet werden. Im Gegensatz dazu trocknet heißes Wasser tendenziell Haut und Haare aus.
- Entspannung von Muskeln: Kaltes Wasser kann laut verschiedenen Studien dabei helfen, sich schneller von einem Muskelkater zu erholen. Beliebt sind bei einigen Sportlern deshalb kalte Bäder, beispielsweise bei fünf Grad.
Kalt duschen: Nachteile
Neben den Vorteilen gehen allerdings auch einige Nachteile mit den kalten Duschen einher.
- Höhere Herzfrequenz: Menschen mit Herzbeschwerden oder Kreislauf-Erkrankungen sollten eiskalte Duschen vermeiden, da sie zu einer höheren Herzfrequenz führen können. Angenehm warme Duschen sind hier sinnvoller. Auch wenn man sich beispielsweise aufgrund der Menstruation schwach fühlt und Kreislaufprobleme hat, sollte man vorsichtig sein. Der Kälteschock könnte dann helfen, sich besser zu fühlen - oder aber zu viel für den Körper sein.
- Erkältungen: Wenn man bereits kränkelt oder bereits eine ausgewachsene Erkältung hat, sollte man seinen Körper schonen und ihn nicht weiter belasten. Übrigens: Wenn man Fieber hat, sollte man auch nicht zu heiß duschen oder baden, weil dies den Körper auch belastet.
- Starker Nervenreiz: Menschen mit Nervenerkrankungen sollten ohne ärztliche Absprache nicht eiskalt duschen. Sie haben oft eine gestörte Kältewahrnehmung und tun sich schwer, die Kälte überhaupt wahrzunehmen. Oder sie empfinden sie als Hitze oder schmerzhaftes Brennen.
Ob eine tägliche Dusche gesund ist, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Risikogruppen
Ältere oder gesundheitlich angeschlagene Menschen sollten vor der Kälteanwendung oder dem Eisbaden mit dem behandelnden Arzt sprechen. Auch Menschen mit einer gestörten Kältewahrnehmung (zum Beispiel in Form von Sensibilitäts- oder Nervenerkrankungen) oder Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten zuvor einen Arzt konsultieren.
Personen mit niedrigem Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten besonders vorsichtig sein und gegebenenfalls auf das kalte Duschen verzichten. Generell empfiehlt es sich, auf den eigenen Körper zu hören und sich nicht zu überfordern.
Sollte man kalt oder warm duschen?
Die Entscheidung, ob man lieber kalt oder warm duscht, hängt immer von den individuellen Vorlieben und Bedürfnissen ab. Beide Varianten gehen mit verschiedenen Vor- und Nachteilen einher. Warme Duschen helfen dabei, muskuläre Verspannungen zu lösen, den Körper zu entspannen und die Durchblutung anzuregen. Wichtig ist jedoch, dass man nicht zu heiß duscht, da dies die Haut und Haare austrocknen kann und auch einen Blutdruckabfall begünstigt. Kalte Duschen regen den Kreislauf an, können das Immunsystem stärken, sorgen für einen Frischekick und verbessern die Stimmung. Letztendlich sollte man sich für die Variante entscheiden, die sich am besten für das eigene Wohlbefinden anfühlt.
Wichtig ist dabei, dass man nicht an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, niedrigen Blutdruck oder eine gestörte Kältewahrnehmung beziehungsweise Nervenerkrankungen leidet. Sollten Sie sich während einer kalten Dusche seltsam fühlen, sollten Sie lieber damit aufhören.
Tipp: Wer sich unsicher ist, kann auch abwechselnd warm und kalt duschen. Somit kann man von beiden Varianten profitieren. Das Wechselduschen gilt gesundheitlich ebenfalls als vorteilhaft. Dabei variiert man die Temperatur so sehr, wie man es gut aushält. Ein gesunder Mensch kann also durchaus von sehr heißem zu sehr kaltem Wasser wechseln.
So funktionieren Wechselduschen: Man startet mit einer kurzen, warmen Dusche. Dann stellt man das Wasser auf kühl oder kalt. Um den Kreislauf nicht zu überfordern, duscht man zuerst von den Füßen langsam nach oben zur Hüfte und anschließend von den Händen langsam hoch zur Schulter. Den Rumpf schließt man entweder an oder lässt ihn weg - er kostet meist die größte Überwindung.
Nun wiederholt man den Prozess bei Beinen und Armen mit warmen Wasser. Dann stellt man wieder auf kalt und so weiter. Beenden sollte man die Dusche mit einem kalten Durchgang.
Wie duscht man kalt?
Damit Sie sich an die eiskalte Dusche gewöhnen können, sollten Sie einige Tipps beherzigen.
- Am besten beginnen Sie mit (lau)warmem Wasser.
- Danach reduzieren Sie nach und nach die Temperatur.
- Bestenfalls fangen Sie mit den Extremitäten (Arme und Beine) an und gehen dann langsam zum Oberkörper und Kopf über.
- Da der Bauch- und Nackenbereich empfindlicher ist, sollten Sie hier besonders vorsichtig sein.
Ein zu schneller Wechsel von warmem zu kaltem Wasser sollten Sie vermeiden. Sobald Schwindelgefühle auftreten, sollten Sie die Dusche verlassen und sich hinsetzen oder hinlegen.
Wie lange sollte man kalt duschen?
Empfehlenswert ist es, täglich morgens kalt zu duschen, um wach in den Tag zu starten. Dabei sollte die Duscheinheit bei niedriger Temperatur zwischen 30 Sekunden und maximal drei Minuten dauern. Am besten startet man mit 30 bis 60 Sekunden. Das kann auch am Ende einer warmen Dusche sein.
Die bereitgestellten Informationen sind allgemeiner Natur und nicht zur Selbst-Diagnose gedacht. Sie können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen.
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