Trübes Wetter, schlechte Stimmung
Winterdepression: Winterblues, Stimmungstief oder psychische Krankheit?
14.1.2025, 10:14 UhrIn diesem Artikel:
- Winterdepression und die Bedeutung dahinter: Was ist eine Winterdepression?
- Winterdepression: Diese Symptome sprechen dafür
- Wie erkennt man eine Winterdepression?
- Was ist der Unterschied zu einer ganzjährigen Depression?
- Wann hört der Winterblues auf und fängt eine ernste Depression an?
- Worin unterscheiden sich Stimmungstief, Winterblues und Winterdepression?
- Ursache: Wie kann eine Winterdepression entstehen?
- Winterdepression: Die Behandlung
- Was kann man selbst bei einer Winterdepression tun?
- Was kann man tun, wenn nahestehende Personen unter Depressionen leiden?
In den kalten Wintermonaten fühlen sich viele Menschen niedergeschlagen und möchten sich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen – so etwa äußern sich Winterdepressionen.
Wir erklären, was genau Winterdepressionen sind, wie Sie Anzeichen dafür erkennen, was sie verursacht und wie man ihnen entgegenwirken kann.
Winterdepression und die Bedeutung dahinter: Was ist eine Winterdepression?
Die Winterdepression, auch saisonale Depression oder SAD-Winterdepression (seasonal affective disorder) genannt, ist eine Störung des Gefühlslebens, die in der dunklen Jahreszeit auftritt. Sie beginnt im Herbst und endet im Frühling. Betroffene fühlen sich energielos und übermäßig traurig. Zudem verspüren sie häufig einen vermehrten Appetit, besonders auf Süßes, und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Eine saisonale Depression tritt selten in anderen Jahreszeiten auf.
Einige Patienten erleben nicht Depression, sondern Manie, die sich in unangemessener Euphorie, Selbstüberschätzung und Distanzlosigkeit äußert.
Winterdepression: Diese Symptome sprechen dafür
Winterdepressionen äußern sich mit verschiedenen Symptomen, darunter die folgenden:
- Erhöhtes Schlafbedürfnis
Menschen mit Winterdepression fühlen sich oft sehr müde und haben ein starkes Schlafbedürfnis. Dieses kann bis zur Schlafsucht (Hypersomnie) reichen. Besonders morgens fällt es ihnen schwer, aus dem Bett zu kommen. Allerdings kann die Müdigkeit auch einen anderen Grund haben. - Appetit und Heißhunger
Betroffene einer Winterdepression kämpfen häufig mit gesteigertem Appetit und Heißhunger auf Kohlenhydrate, insbesondere auf Süßigkeiten. Das führt oft zu einer Gewichtszunahme. - Normalität und Behandlung
Ein erhöhtes Schlafbedürfnis und Heißhunger auf Süßigkeiten sind in den Wintermonaten nicht ungewöhnlich. Wenn diese Bedürfnisse jedoch ausarten und belastend werden, ist eine Behandlung notwendig. - Energie- und Lustlosigkeit
Neben Schläfrigkeit und gesteigertem Appetit fühlen sich Betroffene oft energielos. Sie haben kaum Kraft für Sport, Treffen mit Freunden oder andere Aktivitäten und verspüren keine Lust, etwas zu unternehmen. - Unausgeglichenheit und Gereiztheit
Betroffene sind häufig unausgeglichen und schnell gereizt. Bereits kleine Herausforderungen im Alltag können sie überfordern und zu Konflikten mit anderen Menschen führen. - Gedrückte Stimmung
In den kalten Wintermonaten ist die Stimmung oft gedrückt. Betroffene fühlen sich niedergeschlagen oder traurig. - Vernachlässigung sozialer Kontakte
Die Symptome führen häufig dazu, dass Menschen mit Winterdepression soziale Kontakte und sich selbst vernachlässigen.
Wie erkennt man eine Winterdepression?
Nicht jede Depression im Winter ist eine Winterdepression. Auch in der kalten Jahreszeit können klassische Depressionen auftreten. Nur jede zehnte Winterdepression ist tatsächlich eine echte. Europaweit leiden etwa ein bis drei Prozent der Erwachsenen an einer saisonalen affektiven Störung (SAD), wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Was ist der Unterschied zu einer ganzjährigen Depression?
Die Krankenkasse AOK betont, dass sich Winterdepressionen vor allem in ihrer milderen Ausprägung von typischen Depressionen unterscheiden. Sie treten ausschließlich im Winter auf und sind somit saisonal bedingt. Die Diagnosekriterien ähneln denen der typischen Depression, doch es gibt zwei wesentliche Unterschiede:
- Bei einer typischen Depression leiden Betroffene an einem Appetitverlust. Folglich essen sie weniger, haben keinen Appetit und nehmen sogar ab. Das genaue Gegenteil ist bei einer Winterdepression der Fall: Man hat häufig Heißhunger (beispielsweise auf Süßes) und nimmt sogar zu.
- Während bei der typischen Depression die Betroffenen müde sind, aber Ein- und Durchschlafschwierigkeiten haben, liegen Menschen mit einer Winterdepression häufig zu lange im Bett und schlafen übermäßig viel.
Wann hört der Winterblues auf und fängt eine ernste Depression an?
In der dunklen Jahreszeit, insbesondere gegen Jahresende, werden viele Menschen sentimental, nachdenklich und melancholisch. Gleichzeitig haben sie häufig Appetit auf Süßes, sind müde und ziehen sich etwas mehr zurück. Sie reflektieren das vergangene Jahr und denken viel nach. Der Unterschied: Diese nachdenkliche, teils wehmütige Stimmung kann auch angenehm sein - und geht zudem wieder vorbei.
Eine melancholische Phase ist eine normale menschliche Reaktion. Bei einer Depression fühlen sich Betroffene über einen langen Zeitraum traurig, leer oder antriebslos. Menschen mit einer ernsthaften Depression beschreiben oft ein Gefühl, innerlich wie abgestorben zu sein. Ob man bei einer Depression krankgeschrieben werden kann, erklären wir hier.
Worin unterscheiden sich Stimmungstief, Winterblues und Winterdepression?
- Stimmungstief: Diese Anzeichen gibt es
Viele Menschen hatten in ihrem Leben schon einmal ein Stimmungstief. Vor allem Erschöpfung und Trauer sind normale menschliche Reaktionen auf belastende Ereignisse im Leben. Ein Stimmungstief zeichnet sich dadurch aus, dass sich dieser Zustand nach einiger Zeit wieder verbessert und die Stimmung nach dem Tief wieder steigt. - Winterblues: Die Symptome gibt es
Bei Winterblues schauen die Betroffenen häufig melancholisch auf vergangene Wochen und Monate zurück. Sie vermissen die Sonne und die Wärme und sind eher lustlos. Bewegung an der frischen Luft reicht oft aus, um die Stimmung wieder zu verbessern. - Winterdepressionen: Diese Hinweise gibt es
Winterdepressionen kommen nur in den dunklen Jahreszeiten (im Herbst und im Winter) vor. Typische Symptome sind Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit, ein erhöhtes Schlafbedürfnis und Heißhunger-Attacken.
Ursache: Wie kann eine Winterdepression entstehen?
Die Ursachen einer Winterdepression sind bislang nicht eindeutig erforscht. Experten vermuten, dass die dunkle Jahreszeit und die kurzen Tage mit dem fehlenden Licht eine Rolle spielen. Betroffene sollten regelmäßig bei Tageslicht spazieren gehen oder Sport treiben. Bisher haben Forscher jedoch keine Veränderungen im Spiegel des Schlafhormons Melatonin bei Patienten festgestellt. Im Winter ziehen sich viele Menschen vermehrt ins Bett zurück, was den Schlaf-Wach-Rhythmus stört. Zu viel Schlaf kann die Stimmung verschlechtern und Müdigkeit auslösen.
Vermutlich spielt auch der Neurotransmitter Serotonin eine Rolle bei der Entstehung einer Winterdepression. Der Körper wandelt Serotonin in Melatonin um, wodurch der Serotoninspiegel sinkt. Da Serotonin als Glückshormon gilt, beeinflusst ein niedriger Serotoninspiegel das Gemüt negativ. Ein Mangel an Serotonin kann zu unstillbarem Verlangen nach Süßem führen, da der Körper versucht, den Mangel auszugleichen.
Antidepressive Medikamente, wie Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn und können eine Winterdepression lindern.
Ein weiterer diskutierter Auslöser ist ein Vitamin-D-Mangel. Da der Körper Licht zur Bildung von Vitamin D benötigt, zehrt er im Winter von seinen Reserven. Dabei kann es zu einem Mangel kommen, der wiederum zu Stimmungsschwankungen führen kann.
Winterdepression: Die Behandlung
- Ärztliche Beratung
Wer unter einer Winterdepression länger als zwei Wochen leidet und/oder wenn die Erkrankung die Lebensqualität beeinträchtigt, dann sollten Betroffene zuerst den Hausarzt aufsuchen. Gleiches Gleiche gilt für Menschen, die wegen der Symptome ihren Alltag nicht mehr bewältigen können. - Behandlungsformen
Wenn man unter einer Winterdepression leidet, sollte man eine Therapie in Anspruch nehmen. Möglichkeiten sind eine Lichttherapie, eine medikamentöse Behandlung und eine Psychotherapie. Auch eine Kombination der Therapieformen ist möglich. - Medikamente
Wer unter einer schweren Winterdepression leidet, sollte eine medikamentöse Behandlung in Erwägung ziehen. Bei der medikamentösen Behandlung werden Medikamente verabreicht, die auch bei anderen Formen von Depressionen eingesetzt werden. Vorrangig selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Daneben schwören viele Betroffene auf Johanniskraut bei Winterdepressionen. Wegen potenzieller Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte die Einnahme allerdings mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Johanniskraut darf auch nicht kombiniert mit einer Lichttherapie angewendet werden, da die Heilpflanze die Haut lichtempfindlicher macht. Folglich könnte hier die Bestrahlung leichte Hautschäden begünstigen. - Lichttherapie
Für viele Patientinnen und Patienten mit einer Winterdepression hat sich eine Lichttherapie bewährt. Ziel der Therapieform ist es, den Tag künstlich zu verlängern. Dafür setzen sich Patienten vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang vor ein Lichtgerät mit 2500 Luxbis10.000 Lux. Dabei kann man lesen, essen oder fernsehen.
Achtung: Zahlreiche Studien zeigen, dass die Lichttherapie nur geringfügig effektiver ist als eine Placebo-Behandlung. - Psychotherapie
Neben einer medikamentösen Behandlung ist eine psychotherapeutische Behandlung sehr effektiv. Um eine Winterdepression zu behandeln, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen.
Was kann man selbst bei einer Winterdepression tun?
Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, benötigt der Körper so viel natürliches Tageslicht wie möglich. Das gilt nicht nur für Personen mit Winterdepression, sondern für alle Menschen. Empfohlen wird, sich in den kalten Wintermonaten viel im Freien zu bewegen. Ideen für den Alltag sind Joggen, Radfahren, Skifahren oder Nordic Walking. Auch lange Spaziergänge an der frischen Luft tun dem Körper und der Psyche gut. Gleichzeitig aktiviert Bewegung an der frischen Luft den Kreislauf früh am Tag. Selbst ein bedeckter Himmel ist heller als gewöhnliche künstliche Lichtquellen, daher muss für einen positiven Effekt nicht zwangsläufig die Sonne scheinen.
Was kann man tun, wenn nahestehende Personen unter Depressionen leiden?
Wenn eine nahestehende Person unter Winterdepressionen leidet, sollte man sich zunächst informieren und die Krankheit verstehen. Man sollte sich bewusst machen, dass das Verhalten einer depressiven Person, wie der Rückzug aus sozialen Beziehungen oder geringe Anteilnahme, nicht böswillig ist. Niemand trägt die Schuld an der Erkrankung – weder die betroffene Person noch die Angehörigen.
Nahestehende Personen sollten geduldig sein und die betroffene Person nicht unter Druck setzen. Liebe und Zuneigung allein können bei einer Depression nicht helfen. Ohne professionelle Unterstützung kann man langfristig wenig ausrichten. Man kann jedoch Betroffenen helfen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Dazu gehört, einen Psychotherapeuten zu finden, einen Termin zu vereinbaren oder den Betroffenen zu begleiten.
Die bereitgestellten Informationen sind allgemeiner Natur und nicht zur Selbst-Diagnose gedacht. Sie können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen.